Nusse-Behlendorf (pm). Es ist ein Meilenstein für die Zukunft der Friedhöfe in Nusse und Behlendorf: Kirchengemeinde und Kommunen haben sich auf einen Vertrag zur Gestaltung und Finanzierung der beiden Friedhöfe geeinigt.
„Ich bin wahnsinnig erleichtert, dass wir zu dieser Lösung gekommen sind“, sagt Petra Müller-Koop, Vorsitzende des Friedhofsausschusses in der Kirchengemeinde Nusse-Behlendorf. Sie hat die Verhandlungen zwischen Kommunen und Kirche in den vergangenen Jahren mit begleitet. „Aufgrund der Finanznot standen wir schon kurz davor, die Trägerschaft für die Friedhöfe aufzugeben.“ Auf Basis des Vertrags sind nun alle zuversichtlich, die Friedhöfe langfristig zukunftsfähig machen zu können.
Paritätisch besetzter Friedhofsbeirat
In dem jetzt vorliegenden Vertragsentwurf haben sich Kirche und Gemeinden nicht nur auf eine kommunale Beteiligung in Form eines Festbetrages von 2,50 Euro je Einwohner:in geeinigt, sondern gleichzeitig mit einem paritätisch besetzten Friedhofsbeirat ein Gremium auf den Weg gebracht, das strategisch und inhaltlich die Gestaltung der Friedhöfe in Nusse und Behlendorf in den Fokus nehmen soll.
Friedhöfen fehlt es an Einnahmen
Die Hintergründe für die finanzielle Schieflage vieler Friedhöfe in kirchlicher Trägerschaft liegen im Wandel der Bestattungskultur: Kirchliche Friedhöfe finanzieren sich nicht über die Kirchensteuer, sondern allein durch die Einnahmen über Beisetzungen. Teure Sargbeisetzungen sind immer weniger gefragt. Stattdessen werden kostengünstigere Urnenbeisetzungen auf pflegefreien Gemeinschaftsgrabfeldern, Seebestattungen und die Beisetzung in Friedwäldern bevorzugt. „Diese Einnahmen fließen bei alternativen Bestattungsformen wie dem Friedwald in Freedburg an unseren Friedhöfen in Nusse und Behlendorf vorbei und belasten auch unsere Finanzen“, erläutert Bürgermeister Reiner Lübcke aus Behlendorf.
Auf Friedhöfen entstehen dadurch ungenutzte Flächen, die jedoch gepflegt werden müssen. Gleichzeitig fehlt oft das Geld, neue nachgefragte Angebote umzusetzen. „Für Gemeinden, die ohnehin schon mit angespannten Haushalten zu kämpfen haben, verschärft der Wandel in der Bestattungskultur die finanziellen Probleme zusätzlich“, führt Bürgermeister Lars Wunsch aus Nusse aus.
Friedhöfe als gesellschaftlich offenes Angebot
Umso mehr begrüßt auch Bernd K. Jacob, der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, die Einigung zur Zukunftssicherung der Friedhöfe in Nusse und Behlendorf: „Wenn Kommunen und Kirchen an einem Strang ziehen und hinter den regionalen Angeboten stehen, zeigen sie damit den Anwohnern, dass hier ein gesellschaftlich offenes Angebot zur Verfügung steht“. Es werde damit deutlich, dass die Friedhöfe als Orte der Trauer, aber auch als Kulturorte für verschiedene Arten der Spiritualität offen sind. „Es gilt, die Friedhöfe auch für alternative Bestattungsformen wieder ins Bewusstsein zu rufen und gleichzeitig Kosten und damit finanzielle Lasten abzusenken“, bekräftigt Bürgermeisterin Doreen Keding aus Walksfelde.
Viele Ideen für neue Grabanlagen
„Auf unseren Friedhöfen in Nusse und Behlendorf finden Sie bereits Formen der Bestattungen, die weniger pflegeintensiv und kostenträchtig sind“, berichtet Pastor Tobias Pfeifer. Erst vor kurzem wurde in Nusse das neue Mensch-Tier-Grabfeld eröffnet. Auch die Urnen-Beisetzung unter Friedbäumen ist schon möglich. Ideen für weitere pflegefreie Urnen-Grabanlagen gebe es viele, so Petra Müller-Koop.
Der jetzt vorliegende Vertragsentwurf wurde bereits durch den Kirchengemeinderat Nusse-Behlendorf beschlossen und geht nach der Sommerpause in die Beratung und Beschlussfassung der Gemeindevertretungen. In den zurückliegenden Wochen wurden einige Ideen und Prüfaufträge entwickelt, mit dem sich der Beirat bereits nach der Sommerpause beschäftigen soll.
Diese Gemeinden sind an dem Vertrag beteiligt: Gemeinden Duvensee/ Koberg (nicht mit dem gesamten Gemeindegebiet) / Kühsen/ Lankau/ Nusse/ Panten/ Poggensee/ Ritzerau/ Sirksfelde und Walksfelde (aus dem Amt Sandesneben-Nusse) sowie Gemeinde Behlendorf (aus dem Amt Berkenthin).