Tillhausen/Mölln (aa). Noch bis Donnerstag (1. August) herrscht geschäftiges Treiben in der Zeltstadt Tillhausen. Über zehn Tage leben hier 300 Kinder und Jugendliche vorwiegend nach ihren eigenen Regeln. Denn Tillhausen ist nicht irgendein Ferienlager. Es ist ein großes Demokratie- und Selbstbestimmungsprojekt. Und eben eine echte Stadt mit eigener Infrastruktur, mit Straßen, Arbeitsamt, einem Parlament samt Bürgermeister, einem Steuersystem und vielem mehr.
Was es so alles gibt in Tillhausen, darüber durften sich rund 40 VIPs am Montag dieser Woche überzeugen. Lokalpolitiker, Bürgermeister, Mitglieder verschiedener zivilgesellschaftlicher Institutionen und der Landrat bekamen einen Einblick in die Stadt, in der sonst keine Erwachsene Zugang haben. Nach einer Führung wurde es Ernst und es ging zum Arbeitsamt. Hier bekam jeder einen Job zugewiesen und die Lokalprominenz durfte sich ihre eigenen Tilltaler verdienen.
Begrüßt wurden die VIPs vom frisch gewählten Bürgermeister Tillhausen. Der heißt dieses Mal Malte Höhn und kommt eigentlich aus Groß Grönau. Mit seinen vierzehn Jahren ist er schon ein ganz alter Hase, denn hier liegt die Altergrenze für die Teilnehmer des Stadtspiels. Und auch Wahlkampferfahrung hat er schon reichlich gesammelt. Malte: „Ich bin jetzt schon das dritte Mal bei Tillhausen dabei und habe auch schon dreimal für das Amt des Bürgermeisters kandidiert.“ Wie erklärt er sich, dass es dies Jahr geklappt hat, lag es an die Wahlversprechen? „Ich glaube nicht, dass es am Inhalt lag“, analysiert Tillhausens Bürgermeister, der im Falle seiner Wahl unter anderem saubere Toiletten und ein Fußballturnier versprochen hat. Er glaube vielmehr, es gehe um die Art und Weise, wie man seine Botschaften rüberbringt. Dass Malte ein Vollblut Tillhausener ist, verrät spätestens seine nächste Aussage. Denn er will in zwei Jahren nach Tillhausen zurückkehren. Dann zwar nicht mehr als Bürger, sondern als Teamer (Betreuer).
Und noch eine Vollblut-Tillhausenerin war an diesem VIP-Tag kurz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Julian Schlicht, erster Vorsitzender des Kreisjugendrings Herzogtum Lauenburg, eröffnete, dass Ute Ostendorf das letzte Mal als Projektleiterin bei Tillhausen dabei ist. Seit 1999 stemmte sie mit viel Herzblut einen Großteil der Organisationsarbeit, damit Projekt wie Tillhausen umgesetzt werden konnten. „Mir fällt es echt schwer zu gehen, aber ich habe echt wundere Nachfolger. Vielen Dank für die Wertschätzungen“, sagte Ostendorf, die für ihre Arbeit mit zwei Seiten im goldenen Buch der Stadt verewigt wurde.