Klein Grönau (pm). Die Wegekapelle zu Klein Grönau ist mit ihren Andachten zwischen Pfingsten und Erntedank ein fester Anlaufpunkt für Menschen, die die plattdeutsche Sprache lieben. Viel Liebe steckt auch Hannelore Verwiebe in die „Plattdüütsche Kark“.
In ihrer Familie wurde zuhause Platt gesprochen, erinnert sich Hannelore Verwiebe. „Aber wir Kinder durften es nicht – es galt damals nicht als ‚feine‘ Sprache. Man sollte in der Schule das ‚richtige‘ Deutsch lernen.“ Dennoch blieben der Klang und viele Wörter in ihrem Gedächtnis hängen.
Liebe zum Platt wieder geweckt
Relativ spät ergab es sich, dass Verwiebe ihr Platt wieder aktivierte. Seit ein paar Jahren engagiert sich die 75-Jährige: „Ich bin so alt wie das Grundgesetz, aber in guter Verfassung!“ für die plattdeutschen Andachten. „Eine Freundin hat mich hergebracht“, erinnert sie sich. Das war 2018. Schnell wurde damals ihre Liebe zum Plattdeutschen wieder geweckt.
Auf dem Weg zur Laienpredigerin
Als dann noch LaienpredigerInnen gesucht wurden, fing Hannelore Verwiebe an, sich mit Wörterbüchern und Online-Übersetzern wieder in die Sprache einzuarbeiten. Eigentlich gehört sie zur Kirchengemeinde Krummesse, aber der Wegekapelle ist sie mittlerweile besonders verbunden. „Meine Mutter war Mecklenburgerin, mein Vater kam aus Krummesse. Ich habe ein gemischtes Plattdeutsch gelernt. Nu geiht dat allens wedder vun alleen.“ Schon bald hielt Verwiebe ihre erste Predigt. Seitdem ist sie jede Saison mit drei bis vier Predigten dabei. Das Plattdeutsche bedeute für sie Geborgenheit und Kindheitserinnerungen. In ihre Predigten bindet sie auch persönliche Geschichten ein und versucht, biblische Themen mit dem Alltag und den Fragen der Menschen in Berührung zu bringen. Auf Platt lässt sich Vieles leichter auf den Punkt bringen, findet sie: „Nu tro di mal. He passt schon op.“
Nach der Andacht zum Kaffee vor der Kapelle
Gemeinsam mit Küster Andreas Roxin kümmert sich Verwiebe auch um die Vorbereitung der Kapelle. Die gelernte Floristin sorgt dort für den Blumenschmuck. Nach jeder Andacht gibt es ein gemeinsames Kaffeetrinken. „Mein Sonntagmorgen fängt eigentlich um sechs Uhr an“, erzählt Verwiebe. Denn dann fängt sie bereits an, den Kaffee zu kochen: „An jedem Sonntag gehen schon acht Kannen Kaffee weg!“ Zwischen 20 und 30 Gottesdienstbesucher kommen zu den Andachten. „Wenn Erntedank kommt, dann sitze ich hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn dann ist erstmal ein halbes Jahr Pause. Wir freuen uns dann alle auf Pfingsten, wenn es wieder losgeht“, sagt Hannelore Verwiebe lachend.
Kapelle wurde 1409 für Aussätzige gebaut
1409 wurde die Wegekapelle zu Klein Grönau gebaut – als christlicher Ort des Gebets für Aussätzige. In der Kapelle gibt es vieles Historisches und Außergewöhnliches zu entdecken – vom Weihwasserbecken aus Kalkstein, das die Zeit der Reformation unbeschadet überstanden hat, über eine geschnitzte Predella aus dem 15. Jahrhundert bis zu einer um 1700 entstandenen halblebensgroßen barocken Kreuzigungsgruppe, die ursprünglich aus dem Heiligen-Geist-Hospital stammt. Ihren Namen erhielt die Wegekapelle durch ihre Lage – direkt an der Alten Salzstraße zwischen Ratzeburg und Lübeck gelegen.
Termine 2024 im Überblick- jeweils 9.30 Uhr
- 14. Juli: Propst i.R. Andreas Weiß
- 21. Juli: Pastor Frank Gottschalk
- 28. Juli: Pröpstin Petra Kallies (Pastorin Martina Zepke-Lembcke, JVA Lübeck)
- 04. August: Herr Henning Eggers
- 11. August: Prädikant Udo Burchardt
- 18. August: Frau Hannelore Verwiebe
- 25. August: Pröpstin Petra Kallies
- 1. Septemer: Pastor Christian Kiesbye
- 8. September: Tag des offenen Denkmals, Hannelore Verwiebe
- 15. September: Katharina Schneider (Bildungsreferentin im Jugendpfarramt) und Niklas Brose
- 22. September: Pastor i.R. Volker Schauer
- 29. September: Pastorin Kröncke-Schultz