Ratzeburg/Geesthacht (pm). Vor 100 Jahren erhielt die Stadt Geesthacht Stadtrechte, blieb aber hamburgisch. Das Jahr 1924 war als Jahr zwischen den beiden Weltkriegen ein Krisenjahr, mehr als für manch andere. Bis 1918, dem Ende des Ersten Weltkrieges produzierten die beiden Explosivstofffabriken einen bedeutsamen Munitionsbeitrag, danach brachen wegen der großen ökonomischen Abhängigkeit der Arbeitskräfte und Zulieferbetriebe die Wirtschaft der kleinen Stadt zusammen und es begann eine Zeit voller politischer Unruhen.
Begonnen hatte alles 1865 mit der Gründung einer Nitroglyzerinproduktion durch den schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel. Sein Kontor hatte die Alfred Nobel & Co in Hamburg, aber die Fabrik lag in Krümmel bei Geesthacht. Hier erfand Nobel nach einem Explosionsunglück das Dynamit. Es machte alle Arten von Sprengungen für industrielle Großbauprojekte sicherer und verkaufte sich bald prima. Elf Jahre später baute ein süddeutscher Pulverfabrikant wenige Kilometer elbabwärts eine Pulverfabrik.
Arbeitskräfte waren gesucht, Geesthacht expandierte und ging 1914 mit einer erweiterten Produktion in den Ersten Weltkrieg. Erst das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte die entschiedene Absage an die Herstellung von Sprengstoffen.
Bis heute sind Ruinen in den Wäldern um Geesthacht die stummen Zeugen einer tragischen Kriegsproduktion. Eine Vielzahl diverser Industriebetriebe, ein Forschungszentrum, ein Kernkraftwerk, ein Pumpspeicherwerk und vieles mehr sind nur denkbar durch die frühe Industrialisierungsphase der Stadt im Südkreis, die mit „Pulver und Dynamit“ begann.
2023 wurde die ehrenamtliche Arbeit von Ulrike Neidhöfer, der ersten Vorsitzenden des Förderkreises Industriemuseum Geesthacht e. V. mit dem Soroptimistenpreis ausgezeichnet. Bei der feierlichen Veranstaltung im Rokokosaal der Kreisstadt Ratzeburg kam die Idee und der Wunsch auf, in Ratzeburg mehr über Alfred Nobel, das Dynamit und die Geschichte der Sprengstofffabriken von Geesthacht zu zeigen. Dieser Aufforderung folgte die Ausstellung des Förderkreises gerne. In der Stadtbücherei Ratzeburg ist sie von Sonnabend, 22. Juni bis Dienstag, 23. Juli 2024 zu den Öffnungszeiten zu sehen. Der Zugang ist barrierefrei möglich.
Grußworte zur Eröffnung am Freitag, 21. Juni 2024 um 17 Uhr sprechen Dr. Christel Happach-Kasan und der Landrat Dr. Christoph Mager. Durch die Ausstellung führt Ulrike Neidhöfer. Um Anmeldung zur Eröffnungsveranstaltung wird gebeten unter: industriemuseumgeesthacht@gmx.de.