Herzogtum Lauenburg/Eutin (pm). Seit fünf Jahren können Lehrkräfte und andere interessierte Personen im Förderzentrum Albert-Mahlstedt-Schule in Eutin Barriboxen ausleihen. Barriboxen? Das sind große Kisten, gefüllt mit praktischen Dingen zum Ausprobieren, Anschauen, Anfassen, Lesen und Verstehen, um mit Schulklassen Verschiedenheit und Vielfalt zu thematisieren. Jetzt übergab Inken Schnaase, Projektleiterin des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH), der Schule als erstem von acht Standorten in Schleswig-Holstein die neue Barribox Bewegen für den Verleih.
„Wir haben diese Barribox gefüllt mit Aufgaben für einen Rollstuhlparcours, Gehhilfen, Videolinks, Büchern und vielem mehr. Dazu gehören auch Maßbänder und eine Checkliste, mit der Schülerinnen und Schüler ihre Schule auf Barrieren untersuchen können“, beschrieb Schnaase den Inhalt. Eine sehr eindrückliche Aufgabe für Kinder wie Erwachsene sei zum Beispiel `Meine Hand gehorcht mir nicht´, bei der mit einfachen Materialien wie Spiegel und Handabdeckung jeder erfahren kann, wie es ist, wenn der Körper nicht das macht, was man doch eigentlich will, erklärte Schnaase. Lehrkräfte erzählten ihr immer wieder, dass das Material der Barriboxen ihnen helfe, Schülerinnen und Schüler für Verschiedenheit zu sensibilisieren, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und für Verständnis zu sorgen, warum einer so tickt, wie er tickt. „Das braucht unsere Gesellschaft, denn aus neugierigen und sensiblen Schülerinnen und Schülern können empathische, tolerante und hilfsbereite Erwachsene werden“, so Schnaase. Sie sei sicher, dass auch die neue Barribox Bewegen in der Region gut angenommen werde und so Inklusion unterstützen könne.
„Als Förderzentrum haben wir den Auftrag, Regelschulen bei der Umsetzung von Inklusion zu unterstützen“, erklärte Schulleiter Sören Bellmer. Er sei daher sehr froh, dass seine Schule einer der IQSH-Ausleihstandorte sei und freue sich, als erster die neue Box Bewegen erhalten zu haben. „Klassen- oder Schulprojekte können damit anschaulich durchgeführt werden. Die Barriboxen ermöglichen Schülerinnen und Schülern auf Grundlage von Erfahrungen und Erlebnissen gegenseitiges Verständnis und fördern dadurch die Empathie füreinander in der Klasse und in der gesamten Schule. Das ist auch ein Lernen für eine respektvolle Gesellschaft“, so Bellmer. 17 Mal hätte sein Förderzentrum die bisherigen Barriboxen an Grund- und Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und Berufsschulen ausgeliehen. „Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Schulen dieses tolle Angebot nutzen würden“, so Bellmer.
„Die schleswig-holsteinischen Sparkassen unterstützen das Projekt Barrierefreie Schule von Beginn an,“ sagte Michael Voß, Filialleiter der Sparkasse Holstein in Eutin. „Engagement und Verantwortung für die Region und die Menschen, die hier leben, gehören zum Selbstverständnis der Sparkassen. Mit der Förderung des Projekts Barrierefreie Schule leisten wir daher gern unseren Beitrag dazu, dass Schülerinnen und Schüler auf spielerische und zugleich lebensnahe Weise für die Einschränkungen körperlich beeinträchtigter Kinder sensibilisiert werden. Davon profitieren alle — für ein gutes Miteinander.“
Hintergrundinformationen
2013 wurde das Projekt Barrierefreie Schule des IQSH ins Leben gerufen. Als Kooperationspartner des Projekts war die Lebenshilfe Landesverband Schleswig-Holstein e. V. von Anfang an dabei, ebenso wie die schleswig-holsteinischen Sparkassen, die das Projekt seit Beginn fördern. Es gibt die Barriboxen Hören, Sehen, Autismus, Lernen-Verstehen, Boxen mit Kinder- und Jugendbüchern sowie jetzt neu die Barribox Bewegen.
Die Ausleihe ist an Standorten in Bargteheide, Eutin, Flensburg, Kronshagen/Kiel, Niebüll, Neumünster, Pinneberg, Schleswig und Schwarzenbek möglich. Ab sofort können nun Schulen aus den Kreisen Ostholstein, Plön und Lübeck sowie den angrenzenden Regionen die neue Barribox Bewegen und die sechs bereits vorhandenen über das Förderzentrum kostenfrei ausleihen. Insgesamt sind Barriboxen in ganz Schleswig-Holstein inzwischen über 400 Mal von Schulen ausgeliehen worden. Und es gab knapp 350 andere Einsätze, zum Beispiel in der Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften, in Kitas und durch Elternvertretungen, Studierenden oder von Personen außerhalb von Schule. Weitere Informationen: www.barrierefreie-schule-sh.de