Herzogtum Lauenburg (pm). Die HanseWerk-Gruppe will in den nächsten Jahren insgesamt mehr als 2,8 Milliarden Euro in den Ausbau und die Instandhaltung der Energieinfrastruktur im Norden investieren – davon allein rund 440 Millionen für den Aus- und Umbau der Wärmenetze. „Wir starten in diesem Jahr mit insgesamt rund 400 Millionen Euro und werden die Summe bis 2028 Schritt für Schritt auf mehr als 700 Millionen Euro pro Jahr steigern – das ist verglichen mit dem Jahr 2023 eine Verdopplung der Investitionssumme“, sagte Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender der HanseWerk-Gruppe und Aufsichtsratsvorsitzender von Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) in Quickborn. „Das ist das größte Investitionsprogramm seit Bestehen unserer Unternehmensgruppe.“ Parallel dazu hat die HanseWerk-Gruppe im letzten Jahr über 200 neue Stellen besetzt. Weitere 120 Stellen – vor allem in der Technik – werden derzeit ausgeschrieben.
Investitionen und Instandhaltung bei der HanseWerk-Gruppe
Geplante Bauprojekte
Ziel des Investitionsprogramms ist es, vor allem das Stromnetz in Schleswig-Holstein für die Energiewende weiter fit zu machen: So rechnet die HanseWerk-Tochter Schleswig-Holstein Netz damit, dass sich der Bedarf an elektrischer Leistung insbesondere durch E-Mobilität und elektrische Wärmepumpen bis 2030 auf rund 5.000 Megwatt (MW) verdoppeln wird. Parallel soll nach dem Willen der Politik die am Stromnetz angeschlossene Einspeiseleistung aus Erneuerbaren Energien von aktuell rund 11.000 Megawatt bis 2030 auf rund 30.000 Megawatt gesteigert werden. Bis 2030 sollen dafür rund 120 neue Umspannwerke entstehen und knapp 1.000 Kilometer Hochspannungsleitungen neu errichtet werden. Für das aktuelle Jahr 2024 plant SH Netz die Erhöhung der Anschlussleistung für Erneuerbare Energien um 2.000 Megawatt (Vergleich 2023: 1.400 MW, 2022: 261 MW), die Errichtung von 450 digitalen Ortsnetzstationen, die Realisierung von 20 Umspannwerken und 13 Kilometer neue Hochspannungskabel.
Boom bei den Erneuerbaren Energien – 100.000ste EE-Anlage angeschlossen
Parallel zu den Netzausbauplanungen hat SH Netz in den letzten Jahren die Anschlussleistung für Erneuerbare Energien (EE) kontinuierlich gesteigert und konnte in dieser Woche in Nienbüttel die 100.000ste EE-Anlage ans Stromnetz anschließen. Im Vorfeld dieses Rekords hat der Netzbetreiber die Zahl der Neuanschlüsse von Windkraft- und Photovoltaikanlagen zwischen 2021 und 2023 mehr als vervierfacht. Aktuell sind bei SH Netz die Anschlüsse und Leitungen für 18.500 MW Photovoltaikanlagen, 5.000 MW Windkraftanlagen und 3.000 MW Speicherkapazitäten in Planung oder in Bau. Problem: Viele Investoren stellen Anträge auf Einspeisung, brechen das Projekt dann aber ab. Dies war bislang bei insgesamt 3.200 Anlagen mit fast 12.000 MW Leistung der Fall. Diese Anträge müssen aber trotzdem bei SH Netz aufwändig bearbeitet werden, wodurch sich die Bearbeitung anderer Anträge gegebenenfalls verzögert.
Potenzial für 150 weitere Wärmenetze im Norden
„Wärmenetze und Wärmepumpen sind die zukünftigen Säulen der Wärmeversorgung“, sagte Dr. Nikolaus Meyer, technischer Geschäftsführer der HanseWerk Tochter HanseWerk Natur. Dabei würde in Regionen mit wenig Wärmebedarf wie in aufgelockerten Einfamilienhaussiedlungen der Trend zur Wärmepumpe gehen. In Regionen mit dichter Bebauung seien Wärmenetze hingegen ideal. HanseWerk Natur habe im Rahmen einer Analyse in 150 Städten und Gemeinden Potenzial für ein oder mehrere Fernwärmenetze identifiziert. Um diese zu erschließen, habe das Unternehmen mit der Wärmebox eine Lösung entwickelt, die grüne und bezahlbare Wärme liefert. Nikolaus Meyer: „Die Wärmebox ist standardisiert und kompakt. Sie hat keinen Schornstein und arbeitet mit einer Großwärmepumpe. Relativ kalte Wärme aus Luft, Wasser oder der Erde pumpt die Wärmepumpe auf bis zu 80°C und kann damit mehrere hundert Haushalte versorgen. So sieht das Heizhaus der Zukunft aus.“ Parallel dazu will HanseWerk Natur selbst in den nächsten Jahren alle seine 127 Wärmenetze auf Erneuerbare Energien oder auf Abwärme umstellen und nach und nach den Brennstoff Erdgas ablösen.