Gülzow (pm). Während die 270 Feuerwehrkameraden am Sonntag (21.04.24) in Gülzow nur sportlich wetteiferten, wer am meisten Ausdauer oder Tempo zeigt, könnten diese Eigenschaften bei einem wirklichen Einsatz über Leben und Tod entscheiden.
Beim Kreisfeuerwehrlauf ging es aber erstmal nur darum, als einzelner oder als Staffel eine fünf beziehungsweise zehn Kilometer lange Strecke in und um Gülzow walkend oder laufend möglichst schnell zu absolvieren. Der wurde in diesem Jahr von der Gülzower Wehr organisiert.
Auch wenn die Laufstrecke so manchen Kameraden die Röte ins Gesicht und die Schweißperlen auf die Stirn trieben, war das nichts gegen die Anforderungen, die auf die Feuerwehrleute in einem realen Einsatz zukommen können. „Wer in kompletter Atemschutzausrüstung in einen Einsatz geht, muss allein 20 Kilogramm schultern. Das geht schon an die Kondition“, weiß Kreiswehrführer Sven Stonies, der vom Rand aus den Läufern anfeuerte und die gute Organisation lobte.
Wenn der Atemschutzträger während eines Einsatzes auch noch einen Kameraden aus einer Notsituation befreien muss, kommen zu den 20 Kilogramm schnell weitere 80 Kilogramm dazu. „Das bringt den einen oder anderen an seine körperlichen Grenzen“, sagt Stefan Jenke, Landesfachleiter Fitness und Feuerwehrmann in Mölln.
Das Brandschutzgesetz schreibe körperliche und geistige Fitness der Feuerwehrleute vor. Atemschutzträger müssen besonders fit sein und müssen sich einem regelmäßigen Test unterziehen. Doch nicht jeder Feuerwehrmann oder jede Feuerwehrfrau ist auch Atemschutzträger. „Wichtig ist, dass die Reihen voll sind. Man findet einen Platz für jeden“, sagt Jenke. Dass es mit der Fitness und Ausdauer nicht immer gut bestellt ist, weiß der 59-Jährige aus seinem Einsatz als Leiter beim Elbhochwasser 2002 in Lauenburg. „Einige Feuerwehrleute waren vom Sandsäcke Schleppen ziemlich schnell erschöpft und brauchten eine Pause, während Zivilisten munter weitermachten. Das hat mir zu denken gegeben“, sagt Jenke. Seitdem ist es sein Anliegen, den Sport in die Wehren zu bringen. 2010 war er Mitbegründer für den Kreisfeuerwehrlauf.
Mittlerweile gebe es durchaus erste Erfolge zu verzeichnen, auch wenn es noch viel Luft nach oben gebe, sagt der Fitnessfachleiter. „Im Vergleich zu anderen Kreisen stehen wir aber schon gut da“, sagt Jenke und freut sich, dass der Gülzower Kreisfeuerwehrlauf der größte im Land Schleswig-Holstein ist. Stolz macht Jenke auch, dass eine Wehr aus seinem Kreis, die aus Bröthen, schon dreimal den Titel „sportlichste Wehr im Norden“ einheimsen und besonders viele Deutsche Sportabzeichen vorweisen konnte. Einer, der große Anteil daran hat, ist Kai Böckler. Der 49-jährige Feuerwehrmann trainiert regelmäßig in der Fit-for-Fire Trainingsgruppe, in der Kameraden aus Bröthen und Gülzow gemeinsam ihre Muskelkraft stärken. Kein Wunder, dass er nun beim Lauf in Gülzow mit links die fünf Kilometer lange Strecke sowie die Staffel absolvierte. „Ich bin gut im Training“, sagt Böckler.
So ganz ohne war die zu absolvierende Strecke nicht. „Da gab es eine Steigung, die hatte es durchaus in sich“, sagt Jürgen Lempges. Der Feuerwehrmann war für den Kreisfeuerwehrverband angetreten und hatte bei der Walkingrunde von 28 Teilnehmenden die Nase vorn. Und das, obwohl er mit 66-Jahren zu den älteren Absolventen zählte, aber nicht der älteste auf der Startliste war. Das war mit 67 Jahren Dietmar Reimers von der Feuerwehr Büchen Dorf. Sein Alter aber merkte man dem pensionierten Bundespolizisten keineswegs an. Im Gegenteil, Reimers lief so manch jüngerem Teilnehmer am Ende sogar davon und spürte seine Muskeln nach dem Zieleinlauf nicht. Kein Wunder, denn Reimers hat schon einen Marathon und einen Halbmarathon absolviert, läuft zehn Kilometer unter einer Stunde und legt pro Jahr rund 800 Kilometer laufend zurück. Doch trotz seiner körperlichen Fitness musste er nun aufgrund seines Alters in die Ehrenabteilung der Wehr wechseln. Reimers nimmt es gelassen und tut effektiv etwas gegen den Muskelabbau in der Gülzower „Fit-for-fire“-Trainingsgruppe.
Dass sich das regelmäßige Training bezahlt macht, zeigt das gute Abschneiden der Gülzower Wehr: Marco Warneck konnte erneut seinen Titel über die zehn Kilometer lange Strecke verteidigen. Die Jugendwehr holte den Titel bei der Staffel. Martin Spiering von der Havighorster Feuerwehr in Stormarn siegte über die fünf Kilometer.
Ziel des Kreisverbandes ist es, noch mehr Feuerwehrleute in Bewegung zu bringen. Dafür wurden 15 Feuerwehrfrauen und -männer zu Fitnesstrainern ausgebildet, die nun von Wehr zu Wehr touren sollen, um andere Kameraden zum Sport zu animieren. „Einen Fitnessraum oder eine Halle brauchen die Wehren dafür nicht“, sagt Jenke. „Geturnt kann in oder vor den Fahrzeughallen und mit den Gerätschaften der Feuerwehr.“ So eignen sich beispielsweise Schläuche bestens, ähnlich wie Schwingseile, um Arm- und Schultermuskulatur zu kräftigen.
Wehren, die daran Interesse haben, melden sich in der Kreisgeschäftsstelle des Kreisfeuerwehrverbands in Elmenhorst. Mehr Infos Im Internet unter www.kfv-herzogtum-lauenburg.de