Herzogtum Lauenburg/Lübeck (pm/gb). Seit 2020 leitet Pastor Frank Gottschalk die TelefonSeelsorge Lübeck. Er und sein Team von 70 Ehrenamtlichen nehmen im Jahr rund 14 000 Anrufe entgegen – rund um die Uhr. Was es heißt, Seelsorger am Telefon zu sein und woraus er die Kraft für diese Aufgabe schöpft, davon berichtet Frank Gottschalk im Podcast „Mein Gott, warum Kirche?!“.
„Ich bin tief in mir drin eine echt fromme Socke“, sagt Frank Gottschalk. Der Lübecker Pastor lebt für die Seelsorge: „Sie bedeutet für mich, dass ich mich mit Zeit und Ruhe einem anderen Menschen zuwende und dass ich alle meine Antennen auf Empfang stelle und im wahrsten Sinne des Wortes ‚ganz Ohr‘ bin für mein Gegenüber. Das ist eine zutiefst sinnvolle und ureigenste Aufgabe von Kirche.“
Die Themen, mit denen die Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge zu tun haben, sind vielfältig, berichtet der Pastor. So gehe es um das Leben mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, mit Ängsten und depressiver Grundstimmung, aber auch um Ärger mit Nachbarn oder Freunden, familiäre Beziehungen und Probleme in der Erziehung von Kindern.
Einsamkeit ist das große Thema am Telefon
Ein Thema aber stehe mit Abstand im Vordergrund: „Bei knapp einem Viertel aller Anrufe geht es um Einsamkeit. Wobei nicht jeder Mensch den Satz sagt: ‚Ich fühle mich einsam’ oder ‚Ich bin einsam’. Das Thema ist schambesetzt.” Das Thema begegne ihm auch anderer Stelle. Gottschalk ist mit zuständig für die sogenannten Kollektiv-Aussegnungen. Das sind kirchliche Trauerfeiern für Menschen, die keine Angehörigen oder familiären Kontakte mehr hatten. Auch hier seien die Zahlen seit Jahren steigend.
In seiner Arbeit schöpft Gottschalk aus seiner langjährigen Erfahrung als Gemeindepastor und Krankenhaus-Seelsorger. Er weiß, was Seelsorge leisten kann und was nicht: „Wir können und wollen in der Seelsorge nicht für einen Menschen an seiner Stelle seine Probleme lösen. Viele Gespräche, die wir in der Seelsorge haben, sind so genannte Entlastungsgespräche. Das heißt ein Mensch will in einem geschützten Rahmen davon erzählen, wie das Leben oder eine bestimmte Situation gerade ist und wie sich das anfühlt.“
Im Glauben gestärkt für andere da sein
“Der Dienst in der TelefonSeelsorge ist wie eine Wundertüte. Man weiß wirklich nicht, was man als nächstes bekommt“, so würden es seine Ehrenamtlichen oft beschreiben, erzählt Gottschalk. Und tatsächlich braucht es für das Engagement bei der TelefonSeelsorge besondere Voraussetzungen: eine stabile Psyche, Lebenserfahrung und eine einjährige Vorbereitungszeit. Das Ehrenamt gebe einem aber auch viel zurück, so der Pastor.
Im Podcast „Mein Gott, warum Kirche?!“ berichtet Frank Gottschalk von herausfordernden Situationen in seiner Arbeit, von seiner großen Kraftquelle, dem Glauben, und seiner Liebe zur Natur. Für die Kirche der Zukunft müsse die Seelsorge weiterhin eine zentrale Rolle spielen, davon ist Gottschalk überzeugt.
Podcast über den Wandel der Kirche
Brauchen wir „die Kirche“, um zu glauben? Wozu braucht die Gesellschaft die Kirchen? Und wie müsste Kirche sein, damit wieder mehr Menschen kommen? Was passiert schon, um fit für die Zukunft zu werden? Und welche Rolle spielen dabei der christliche Glaube und das Menschenbild im Christentum? Der Podcast „Mein Gott, warum Kirche?!“ des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg geht diesen Fragen auf den Grund – gemeinsam mit Menschen, die in der Kirche aktiv sind.
Der Podcast ist unter anderem abrufbar auf Spotify, YouTube und Apple Podcasts. „Sorgen kann man teilen“, lautet der Aufruf auf der Internetseite der Telefonseelsorge Lübeck, die rund um die Uhr unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 erreichbar ist. Der Anruf ist kostenfrei!