Geesthacht (pm). Die Zimmer sind gereinigt, sogar neue Appartements entstanden: Das Geesthachter Rathaus ist bereit für seine Sommergäste – und zwar die gefiederten. Seit Jahren brüten Mauersegler und Mehlschwalben in eigens dafür am Rathaus aufgehängten Nistkästen. Die Stadtverwaltung erwartet die ersten Saisongäste Anfang bis Mitte April.
„Mehlschwalben und Mauersegler sind ursprünglich Steinbrüter. In unserem städtischen Bereich sind sie darauf angewiesen, dass sie geeignete Brutplätze an Gebäuden finden. Das können Überstände, Nischen, Gebäudeöffnungen oder eben künstliche Nisthilfen sein“, erklärt Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt der Geesthachter Stadtverwaltung. Insgesamt 10 Nistkästen für Mauersegler und 22 für Mehlschwalben hängen an der Fassade des Geesthachter Rathauses. Bisher wurden die Quartiere sehr gut angenommen – nur 2023 nisteten überraschend wenig Tiere am Markt, weswegen die Verwaltung dieses Jahr die Saison besonders vorbereitet. „Die Nistkästen der Mauersegler sind immer sehr gut belegt. Von den Mehlschwalben-Kästen waren vergangenes Jahr – soweit wir das sehen konnten – nur zwei besetzt, was sehr ungewöhnlich ist“, sagt Ulrike Stüber. Über die Gründe für das veränderte Nistverhalten könne nur spekuliert werden. „Vielleicht bevorzugen sie das neue Mehlschwalben-Hotel, das am Menzer-Werft-Platz aufgestellt wurde, oder ein anderes Quartier, in dessen Nähe es beispielsweise mehr Insekten gibt. Eine andere Möglichkeit ist, dass ihnen unsere Mehlschwalbenkästen zu voll waren, darum haben wir sie nun ausgetauscht.“ Denn die halbrunden Kunstnester haben nur eine kleine Öffnung, durch die die Schwalben einfliegen können. Das Reinigen beziehungsweise Ausräumen der Nisthilfen zum Saisonstart ist dadurch aber nicht möglich. „Teilweise hängen diese Nisthilfen seit 20 bis 30 Jahren hier am Rathaus. Über diese Zeit kann sich darin einiges Material angesammelt haben“, erklärt Ulrike Stüber, warum jetzt am Rathaus ein Steiger zum Einsatz kam. Die Firma Schomburg, die Experte für Baum- und Gartenpflegearbeiten ist, steuerte die künstlichen Nisthilfen auf Höhe des dritten Stocks an, tauschte die Quartiere für Mehlschwalben aus und reinigte die für Mauersegler. Denn anders als die für Mehlschwalben lassen sich die quaderförmigen Kästen für Mauersegler per Drehverschluss öffnen. „Die Kästen waren zum Teil komplett mit Nistmaterial gefüllt, das offenbar andere Vogelarten dort hineingebracht haben. Meisen und Spatzen versuchen zum Teil die Quartiere der Mauersegler zu übernehmen“, erklärt Ulrike Stüber, die nun die regelmäßige Reinigung der Nisthilfen etwa alle fünf Jahre plant. „Das könnte auch aus einem anderen Grund sinnvoll sein. In den Kästen haben wir nämlich auch kleine braune Kügelchen gefunden, bei denen es sich um die Puppen der Mauerseglerlausfliegen handelte. Das sind Parasiten, die in den Kästen überwintern und dann im nächsten Frühjahr die wieder ankommenden Vögel befallen.“
Zum Hintergrund: Mauersegler und Mehlschwalben sind so genannte Langstreckenzieher. Sie kommen im April/ Mai zum Brüten nach Deutschland und in andere Länder Mitteleuropa. Die Monate, in denen es hier kalt ist, verbringen sie in Afrika. Einige Mehlschwalben zieht es im Winter auch nach Asien.