Von Andreas Anders
Am vergangenen Sonnabend (23. März 2024) versammelten sich rund 300 Menschen in Ratzeburg zu einer Demonstration und Kundgebung gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Unter dem Motto „Sei dabei! Sei der Unterschied“, organisiert vom Jugendbeirat, setzten die Teilnehmer ein klares Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung.
Die Demonstration startete um 14 Uhr am Ratzeburger Bahnhof und zog dann zum Marktplatz, wo eine Abschlusskundgebung stattfand. Auf dieser sprachen vor allem junge Menschen und Betroffene, die ihre Erfahrungen und Perspektiven zum Thema Rassismus teilten. „Rechtsextremismus ist keine Meinung. Die Würde des Menschen ist unantastbar“, stellten Angelina Schlecht und Vivian Ndubuisi (beide Jugendbeirat Ratzeburg) als erste von mehreren Rednern fest.
Der Jugendbeirat von Ratzeburg, bekannt für sein Engagement und seine sozialen Projekte, hatte zur Protestaktion aufgerufen. Für die jungen Mitglieder des Beirats sei es ein zentrales Anliegen, eine Gesellschaft zu fördern, in der Rassismus überwunden ist und jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft zählt.
Evans Gumbey schilderte seine Erfahrungen und Gefühle als Betroffener von Diskriminierung. „Demokratie ist schön, aber Rassismus ist nicht schön. Viele Menschen haben Angst, das Haus zu verlassen, haben Angst vor Anfeindungen. Wir haben Angst, einkaufen zu gehen. Ich habe Angst, meine Kinder in die Schule zu schicken“, beschrieb er seine Erfahrungen samt Beispielen von Diskriminierung im Alltag nur aufgrund seiner Hautfarbe.
„Rechtsextremismus ist da und wir bekommen ihn alle zu spüren“, stellte Schüler Jan-Matis Bertermann vom BBZ Mölln fest. Auch in Schulen käme es immer häufiger zu Anfeindungen gegen Menschen mit Migrationshintergrund oder auch queeren Personen. „Aber man bekämpft Feuer nicht mit Feuer“, kritisierte er die Politik, die allzuoft die Themen der AfD aufgreife.
„Organisiert euch!“, forderte Lorenz Ehrke, Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule, mehr Engagement ein, „Bleibt standhaft, bleibt solidarisch.“ Dies kann sicher auch als Botschaft an hiesige Politik sowie an die Bevölkerung Ratzeburgs und Umgebung allgemein aufgefasst werden. Die Ratzeburger Jugend hätte für diese gut organisierte Veranstaltung bei einem so aktuellen Thema mehr als 300 Teilnehmer vertragen können. Zum Vergleich: In den Kreisstädten Eutin (Einwohnerzahl: rd. 17.000) und Plön (Einwohnerzahl: rd. 9.000) gingen im Februar diesen Jahres rund 2.500 beziehungsweise rund 3.500 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Nach Beobachtungen von Herzogtum direkt zeigte bis auf eine Handvoll Mandatsträger der Grünen und der SPD die Kreis- sowie die Stadtpolitik keine Präsenz.
Die Kundgebung auf dem Marktplatz endete gegen 15.30 Uhr mit einem Konzert von Jeroen.
Nachtrag: Robert Wlodarczyk (Fraktionsvorsitzender GRÜNE Ratzeburg) weist darauf, dass die Grünen insgesamt zu zwölft bei der Demonstration anwesend waren, darunter Stadtvertreter, Kreisabgeordnete und ein Landtagsabgeordneter. Auch ein Vertreter von der FDP sei anwesend gewesen.