Lübeck (pm). In der Nacht zum 25. März 1994 verübten Rechtsextreme einen Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge im Herzen der Altstadt. Die entsetzliche Tat löste weltweites Entsetzen aus. Zum 30. Jahrestag wird in der Stadt mit Gedenkfeiern und einer Demo an den Brandanschlag erinnert. Auch die evangelische Kirche ruft zur Teilnahme auf.
Am diesjährigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte der Sportjournalist Marcel Reif im Bundestag an seinen Vater, der Auschwitz überlebt hatte. Er beendete seine Rede mit Worten seines Vaters: „Sej a Mensch! – Sei ein Mensch!“ Der jiddische Ausdruck „a Mensch“ steht für eine wahrhaft gute Person, eine gute Seele, die sich um ihre Mitmenschen sorgt und für eine bessere Welt einsteht.
Mit Buttons und Aufklebern für MENSCHlichkeit!
„Mit der Aufforderung ‚Sei ein Mensch‘ wollen wir auf der Gedenkdemo vor dem Holstentor ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit und für Demokratie setzen“, sagt Bettina Kiesbye von der Laurentiusgemeinde. Sie ist Ev. Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lübeck (GCJZ). „Wir haben Buttons und Vorlagen mit diesem Appell erstellt – zum Ausdrucken und Gestalten mit Freund:innen, in Vereinen oder in der Schule. Buttons, Vorlagen und Aufkleber mit dem Satz ‚Sei ein Mensch‘ können am 24. März 2024 im Willy-Brandt-Haus abgeholt werden.“ Die Button-Vorlage steht außerdem auf der Homepage des Willy-Brandt-Hauses zum Download bereit.
Kiesbye hat die Aktion unter anderem zusammen mit Bettina Greiner, der Leiterin des Willy-Brand-Hause, Birgit Stammberger (Uni Lübeck) und Sabine Kößling (Lübecker Museen) angestoßen.
Dem Antisemitismus entgegentreten
Auch für Joachim Nolte, den Rechtsextremismus-Beauftragten des Kirchenkreises Lübeck Lauenburg ist das Gedenken von großer Bedeutung: „Die Zeiten sind aufgewühlt. Das Gedenken am 25. März 2024 gibt beidem Raum, der Erinnerung, dem Gedenken an diesen Brandanschlag und den demokratischen Herausforderungen der Gegenwart.“ Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 seien Jüdinnen und Juden auch in Deutschland mit einer neuen Welle von Antisemitismus konfrontiert. „Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens sind Angriffe auf uns alle. Wehret den Angriffen! Wenn nicht jetzt, wann dann? Daher bin ich dabei, am Montag, den 25. März 2024, um 17 Uhr beim Gedenken vor den Holstentor und um 17.30 Uhr auf der dort startenden Gedenkdemonstration“, so Nolte.
Dem schließt sich auch Lübecks Pröpstin Petra Kallies an: „Dass es in Deutschland nach 1945 jemals wieder einen Anschlag auf jüdische Einrichtungen geben könnte, erschien uns vor 30 Jahren undenkbar. Leider ist der Anschlag kein Einzelfall geblieben. Deshalb rufe ich alle Mitbürger:innen dazu auf, sich an der Gedenkveranstaltung und Demonstration für Vielfalt und Toleranz zu beteiligen“. Nie wieder ist jetzt!“ Zu den Veranstaltungen sollte eine weiße Blume mitgebracht werden.
Veranstaltungen in Erinnerung an den 25. März 1994
- Sonntag, 24. März 2024, um 17 Uhr (ausgebucht) – Willy-Brandt-Haus, Königstraße 21 – „Es brennt. Erinnern an den Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge“
- Sonntag, 24.März 2024, um 18 Uhr vor der Carlebach-Synagoge – Gedenkminute: Gegen das Vergessen – Haus der Kulturen in Kooperation mit der Lübecker Synagoge und anderen Bündnispartnern – Anmeldung per E-Mail erforderlich an: info@hausderkulturen.eu
- Montag, 25. März 2024, um 17 Uhr vor dem Holstentor – 30 Jahre Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge – Gedenken gegen das Vergessen – 17 Uhr Gedenkfeier der Hansestadt Lübeck – 17.30 Uhr Gedenkdemo des Lübecker Bündnis gegen rechts – Wir können sie stoppen!