Herzogtum Lauenburg/Geesthacht (pm). Sie brüten auf Garagendächern, an Regenrinnen und auf Balkonen – Stockenten suchen sich im Geesthachter Stadtgebiet derzeit ungewöhnliche Orte für ihre Nester. Doch das ist nicht nur überraschend für Hausbesitzende, sondern zum Teil auch gefährlich für das Federvieh.
„Stockenten brüten eigentlich am Boden, geschützt unter Büschen oder im Schilf in der Nähe von Gewässern. Dass sie sich in Städten vermehrt nun Flachdächer auf Carports, Blumenkübel oder Balkonkäste für ihre Nester aussuchen, mag aus sich der Tiere schlau sein, weil diese Brutplätze sicherer vor Bodenfeinden wie Fuchs, Waschbär oder freilaufenden Hunden und Katzen sind“, erklärt Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt des Geesthachter Ratshauses. Doch diese Strategie der Enten geht nicht auf. Denn: Oft sind diese außergewöhnlichen Brutplätze nicht nur weit vom Fressfeind entfernt, sondern auch vom nächsten Gewässer. „Den Sprung aus dem Nest in oberen Etagen oder vom Carport können die Enten meist noch unbeschadet überleben, wenn es nicht zu hoch ist. Doch viele der Küken schaffen danach den Weg zum Gewässer nicht und werden Opfer stark befahrener Straßen“, sagt Ulrike Stüber, bei der sich ebenso wie beim Naturschutzbund (Nabu) Geesthacht aktuell die Anrufe besorgter Einwohnerinnen und Einwohner zu kurios brütenden Stockenten häufen.
„Weder der Nabu, noch das Tierheim, die Feuerwehr oder die Stadtverwaltung führen Entenrettungen durch. Aber die Umsiedlung von einer Entenfamilie ist meistens mit etwas Geduld auch für Menschen möglich, die keine Experten für die heimischen Vögel sind“, animiert Ulrike Stüber zur Eigeninitiative.
Enten sind Nestflüchter, sobald das letzte Küken geschlüpft ist, macht sich die Entenmutter mit den Küken auf den Weg zum nächsten Gewässer. Wenn ihnen dabei erhebliche Gefahren drohen, ist es möglich, sie zum nächsten Gewässer zu begleiten und ihnen die Gefahren aus dem Weg zu räumen – möglichst zu zweit mit ausreichendem Abstand. Geht das nicht, kann man versuchen, die noch flugunfähigen Küken zu fangen und in einem Korb oder Karton für die Entenmutter gut sichtbar und so langsam, dass die Mutter folgen kann, zum nächsten Gewässer zu bringen. Sind Tiere verletzt, wissen Tierärzte oder die Wildtierrettung Rat. Wichtig noch zu wissen: Einfach abbauen dürfen Hausbesitzende Nester auf Carport, Balkon oder Dach nicht. Denn brütende Enten sind durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Es ist daher nicht erlaubt, ihre Brutstätte zu stören oder zu zerstören. Die Tiere einzufangen, ist nur dann gestattet, wenn sie umgehend wieder freigelassen werden. Ein Stören der Ente, bevor sie mit dem Bebrüten beginnt, ist erlaubt. Enten haben in der Regel mehr Nester gebaut und weichen bei Störung auf ein anderes Nest aus. Ulrike Stüber: „Es macht also Sinn, die Augen offen zu halten. Wer ein Nest an einem Ort entdeckt, der für die Enten zur Gefahr werden kann, kann so Probleme lösen, bevor sie entstehen.“