Herzogtum Lauenburg/Geesthacht (pm). Grün, glatt, etwa 30 Zentimeter hoch und mehrere hundert Meter lang – was manch Verkehrsteilnehmendem derzeit die Fragezeichen in den Blick treibt, bedeutet für Naturschützende vor allem eines: Sicherheit für Kröten und Molche. Denn bei den Folien, die derzeit an mehreren Fahrbahnrändern im Geesthachter Stadtgebiet montiert werden, handelt es sich um Amphibien-Schutzzäune.
„Wir sind dieses Jahr vergleichsweise früh dran“, erklärt Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt der Geesthachter Stadtverwaltung, bei der in Sachen Kröten im Geesthachter Rathaus alle Fäden zusammenlaufen. In Absprache mit dem Naturschutzbund Geesthacht und dem Geesthachter Betriebshof legt sie abhängig von der Wetter- und vor allem der Temperaturlage fest, wann die Schutzzäune aufgestellt werden. „Sobald die Temperaturen im Frühjahr mehrere Tage und Nächte hintereinander über 5 Grad liegen, beenden Frösche und Kröten ihre Winterruhe und wandern zu ihren Laichgründen, um dort dann ihre Eier abzulegen. Liegen zwischen dem Winterquartier und dem Laichgebiet stark befahrene Straßen, würden bei deren Überquerung viele Tiere überfahren werden – darum stellen wir die Schutzzäune auf“, erklärt Ulrike Stüber. Die Schutzzäune schirmen die wandernden Amphibien von der Straße ab. Die Tiere kriechen und hüpfen an dieser Barriere entlang, bis sie an Eimer gelangen, die in regelmäßigen Abständen entlang des Krötenzauns in den Boden eingelassen werden. „Amphibien, die in unsere Eimer fallen, sind erstmal sicher. Täglich kontrollieren Freiwillige dann die Eimer und bringen Tiere, die sie darin finden, dann auf die andere Seite der Straße zu den Laichgründen“, schildert Ulrike Stüber das Prozedere.
In diesem Jahr baut das Team des Geesthachter Betriebshofes im Stadtgebiet wieder vier Amphibienschutzzäune auf, um den Straßentod von Fröschen und Kröten zu vermeiden. In jeweils einem Abschnitt an der Mercatorstraße, an der Wilhelm-Holert-Straße, am Worther Weg und an der Westerheese in Grünhof-Tesperhude. „Vergangenes Jahr haben wir erstmals den Zaun an der Westerheese aufgestellt, der von freiwilligen Helferinnen und Helfern aus Grünhof kontrolliert wird, die sich nach einem Aufruf gemeldet hatten“, erklärt Ulrike Stüber. „Werden die milden Temperaturen übrigens nochmal von längeren frostigen und trockenen Zeiträumen unterbrochen, stellen die Amphibien ihre Wanderungen ein, bis es wieder wärmer wird. Als wechselwarme Tiere sind sie bei niedrigen Temperaturen wenig aktiv“, beschreibt Ulrike Stüber, laut derer Statistik vergangenes Jahr mehr als 1000 Tiere an den Krötenzäunen gesammelt worden sind. Sogar seltene Tiere wie die Knoblauchkröte, Moorfrosch, Kamm-Molch und Laubfrosch seien in den Fang-Eimern zu finden gewesen, die häufigsten Arten seien Erdkröten und Grasfrösche gewesen. Die Tiere werden morgens aus den Eimern entnommen und zum nächst gelegenen Laichgewässer gebracht oder so ausgesetzt, dass sie ihr Laichgewässer gefahrlos erreichen können. Die Rückwanderung der Tiere erfolgt nicht so geballt wie im Frühjahr, sondern je nach Art unterschiedlich, vom späten Frühjahr bis zum Herbst. „Ohne die Zusammenarbeit mit dem NABU wäre die regelmäßige Kontrolle der Fang-Eimer und das Einsammeln der Amphibien nicht möglich. Die Eimer müssen täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen kontrolliert werden, das ist nur durch den koordinierten Einsatz der Helfer vom NABU möglich“, betont Ulrike Stüber. „Der Fachdienst Umwelt der Stadt beteiligt sich an den Kontrollen, die städtischen Betriebe sorgen für einen fachgerechten Aufbau und Abbau der Zäune, auch wenn es im Frühjahr wieder ganz schnell gehen muss, weil sich plötzlich warmes und feuchtes „Froschwetter“ einstellt. Ein Dank an alle Helferinnen und Helfer.“ Wer den Amphibienschutz in Geesthacht unterstützen möchte, kann das tun. Weitere Informationen dazu erteilt der Fachdienst Umwelt unter der Telefonnummer 04152 13-234.