Ratzeburg (pm). Wie können wir unsere Zukunft in Ratzeburg und dem Umland nachhaltig gestalten? Dieser Frage gingen Schülerinnen und Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule im Rahmen eines Nachhaltigkeitskongresses unter dem Titel „PIMP YOUR FUTURE“ an drei Tagen im vergangenen Schulhalbjahr nach. Drei Schulklassen des 8. Jahrganges befassten sich in diesem Planspiel unter fachkundiger Anleitung des Vereins ‚Politik zum Anfassen‘ intensiv mit dem Thema der «17 Ziele für nachhaltige Entwicklung» der Vereinten Nationen und diskutierten dazu mit unterschiedlichen lokalen Expertinnen und Experten.
Schwerpunkte der Diskussionen waren vor allem Fragen des Klima- und Umweltschutzes und der sozialen (Bildungs-)Gerechtigkeit. Gustav Dreier vom Kinderschutzbund des Kreises Herzogtum Lauenburg, Kathrin Bürger von der Ratzeburger Tafel oder Mark Sauer von der Stadt Ratzeburg waren dabei gefragte Diskussionspartner. Auch Stadtjugendpfleger Peter Linnenkohl begleitete diesen Diskussionsprozess: „Es war toll, zu erleben, wie die Jugendlichen sich auf das Planspiel eingelassen haben und ‚Demokratie‘ ausprobierten. So konnten sie eintauchen in das ‚Gedankenmachen‘ nicht nur für sich, sondern für andere, das Diskutieren und letztendlich Erleben, wie eine Sitzung durchgeführt wird. Ich hoffe, dass viele Lust bekommen haben, sich für Mitbestimmung und gesellschaftliche Fragen einzusetzen. Vielleicht ist ja für den einen und die andere die Arbeit des Jugendbeirates dabei interessant geworden. Ich freue mich, wenn sich jemand aus dem Teilnehmerkreis des Projektes für die Wahl zum Jugendbeirat aufstellen lässt. Ende des Jahres ist es wieder soweit und für zwei Jahre gilt es den neuen Jugendbeirat zu wählen.“
In den Komitees ‚Planet‘, ‚Gleichgewicht‘ und ‚Mensch‘ entwickelten sie anschließend eigene Ideen zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele für zu Hause, ihre Schule sowie für die Kommune. Diese zielten auf eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, auf eine Förderung von Klimaschutzmaßnahmen und erneuerbarer Energien, zum Beispiel auf dem eigenen Schuldach, aber auch auf gesellschaftspolitische Anliegen wie Barrierefreiheit, dem Abbau von Armut oder die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. Die Notwendigkeit von Bildung wurde dabei besonders unterstrichen, ebenso wie die Feststellung, dass jeder Einzelne im Sinne der Nachhaltigkeitsziele Verantwortung trägt und entsprechend aktiv und aktiviert werden muss. Vertreterinnen und Vertreter aus der Ratzeburger Kommunalpolitik begleiten sie dabei und vermittelten Grundsätze der demokratischen Ausschussarbeit.
Aus all diesen Ideen entstand in einem Abstimmungsprozess ein Katalog von 15 konkreten Anträgen, die schließlich in einem Nachhaltigkeitsausschuss im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses beraten und beschlossen wurden. Vertreter innen und Vertreter aus der Ratzeburger Kommunalpolitik begleiten sie dabei und vermittelten Grundsätze der demokratischen Ausschussarbeit. In zwei Stunden intensiver Sitzungsarbeit unter Leitung von Stadtvertreter Michael Jäger wurden 14 Befürwortende und nur ein ablehnender Beschluss gefasst.
„Neben der inhaltlichen Diskussion zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘ haben die Schülerinnen und Schüler selbst erfahren können, wie in unserer Heimat demokratische Prozesse gestaltet werden. Insbesondere wurde vielen klar, dass demokratische Prozesse mühsam und langwierig sein können. Es wurde aber auch förmlich spürbar, wie bereichernd und wertvoll es ist, wenn Menschen sich in die Gestaltungsprozesse aktiv miteinbringen und Teil des Ergebnisses werden können. Wir leben in Deutschland in einer Mitmachgesellschaft. Mit unseren freiheitlichen demokratischen Werten, die durch unser Grundgesetz geschützt sind, kann sich jeder Mensch engagieren und sich mit seinen eigenen Ideen und Wünschen in den politischen Prozess einbringen. Dadurch, dass jeder Mensch sich mitgestalten kann, bieten demokratische Prozesse einen wirksamen Schutz gegen vereinfachenden Populismus, der oft genug Menschen an extreme und demokratiefeindliche Ränder führt“, sagte Bürgermeister Eckhard Graf. Auch Schulleiter Thomas Engelbrecht zeigte sich von den Ergebnissen des Planspiels ‚PIMP YOUR FUTURE‘ und dem Engagement seiner Schülerinnen und Schüler beeindruckt. Der Jugendbeirat der Stadt Ratzeburg hat sich in der Zwischenzeit mit den Ergebnissen aus dem Nachhaltigkeitskongress befasst und Vorschläge zur weiteren Bearbeitung in den städtischen Gremien entwickelt.
Ein Redaktionsteam aus Schülerinnen und Schüler begleitete den dreitägigen Nachhaltigkeitskongress mit Interviews, Bild- und Videoaufnahmen. Das Planspiel ‚PIMP YOUR FUTURE‘ wurde gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘.