Herzogtum Lauenburg (pm). Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) hebt ab und kontrolliert ab dem 12. Februar 2024 turnusmäßig per Helikopter rund 295 Kilometer (entspricht rund einem Viertel) des Hochspannungsnetzes in Schleswig-Holstein. Aus der Luft begutachtet SH Netz den Zustand der 927 Masten sowie Seile, Isolatoren und Armaturen. Dazu steuert der Pilot den Hubschrauber bis auf wenige Meter an die Hochspannungsleitungen heran und verharrt für kurze Zeit im Schwebeflug neben ihnen. Auf diese Weise arbeiten sich Pilot und Crew mit höchster Konzentration Mast für Mast und Leitungsmeter für Leitungsmeter voran. Nach zwei bis drei Stunden muss der Hubschrauber dann zum Tanken landen, bevor der nächste Kontrollflug beginnen kann.
In diesem Jahr findet erstmals eine Kombiinspektion mit Wärmebildkameras statt. Auf diese Weise können potenzielle Schwachstellen frühzeitig erkannt und präventiv instandgesetzt werden, bevor es zu einem Ausfall kommt. Dies ist vor allem wichtig, da SH Netz durch das Freileitungs- und Auslastungsmonitoring die Hochspannungsleitungen situativ deutlich über dem Soll auslasten kann, um mehr Strom aus Erneuerbaren Energien ins Netz aufzunehmen.
„Bisher wurden zwar auch schon Thermografiekameras zur Fehlersuche verwendet, jedoch musste dafür ein Mitarbeiter mit dem Auto die Leitungen abfahren und die Messungen vom Boden aus durchführen. Sie waren dementsprechend aufwendig und zeitintensiv. Durch die Kombiinspektion werden ab sofort deutlich effizienter mit nur einem Flug die Hochspannungsleitungen vollständig kontrolliert“, erklärt Christian Dammann, zuständiger Projektmanager von SH Netz.
Darüber hinaus werden zur Arbeitsvorbereitung für neue Projekte neue Schrägfotos von den Masten angefertigt, die die Bestandsdokumentation ablösen.
In folgenden Kreisen werden diese Strecken kontrolliert (Flugtage und -strecken können sich flugwetterabhängig verschieben):
- Februar (Nordfriesland)
Niebüll – Emmelsbüll – Toftum – Lübke-Koog – Husum – St. Peter-Ording - Februar (Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde, Steinburg)
Husum – Oldersbek – Alt Bennebek – Rendsburg – Schacht-Audorf – Nortorf – Kamp – Einfeld – Krogaspe – Brachenfeld – Kellinghusen – Hohenlockstedt – Itzehoe - Februar (Steinburg, Segeberg, Stormarn)
Brunsbüttel – Ostermoor – Wilster – Itzehoe – Norderstedt (UW Hamburg/Nord) – Kaltenkirchen – Bramstedt – Krümmel – Geesthacht – Wohltorf – Glinde – Ahrensburg – Bargteheide – Harksheide – Norderstedt (UW Hamburg/Nord) - Februar (Herzogtum Lauenburg)
Lübeck – Niendorf – Kastorf – Berkenthin
Zum Zeitplan:
Bei Nebel, Sturm oder Gewitter können sich die Flüge kurzfristig verschieben. Auch können – je nach Flugwetter und Windrichtung – Strecken vorgezogen oder kurzfristig getauscht werden.
Kontrollierte Leitungskilometer pro Kreis oder kreisfreier Stadt:
Kreis Nordfriesland: 80 km
Kreis Rendsburg-Eckernförde: 56 km
Kreis Segeberg: 21 km
Kreis Stormarn: 88 km
Kreis Steinburg: 26 km
Kreis Herzogtum Lauenburg: 25 km
Die Befliegung der 110 kV-Leitungen per Helikopter ist ein wesentlicher Bestandteil verschiedener Arten der Zustandserfassung. Bei dieser Inspektionsart in der Leitungstrasse wird das Hauptaugenmerk auf die „Beseilung“, d.h. die Leiter und Erdseile sowie den verbauten Armaturen zwischen den Masten gelegt. Zum Beispiel durch Blitzeinschläge bei Gewitter kann es hier zu Seilschäden kommen, die dann präventiv instandgesetzt werden. Durch die besondere Perspektive von außen auf die Maste und Seile sowie der Nähe zu den Anlagen ist die Inspektion für das Personal von SH Netz besonders effektiv. Alle 110 kV-Leitungen verbleiben bei der Inspektion „unter Spannung“, sodass die Verfügbarkeit des Netzes nicht eingeschränkt wird.
Parallel führt SH Netz auch regelmäßig Kontrollflüge mit spezieller Kameratechnik durch. Diese Technologie soll die Weichen für zukünftige Drohnenkontrollflüge stellen. Bis diese ausgereift ist und der Gesetzgeber den Flugraum für Drohnendistanzflüge freigibt, bleibt es noch beim klassischen Hubschraubereinsatz mit Technikern an Bord.