Ratzeburg (gb). Am Freitag, 5. Januar 2024 hatte die Stadt Ratzeburg in Kooperation mit der Bürgerstiftung Ratzeburg zum großen Neujahrsempfang in die Aula der Lauenburgischen Gelehrtenschule (LG) eingeladen. Ein Stelldichein von Menschen aus Ehrenamt, Sport, Politik, Wirtschaft, Vereinen und Institutionen prägte das Publikum. Rund 280 Gäste waren der Einladung gefolgt und wurden mit guten Wünschen für das neue Jahr persönlich vom Stadtpräsidenten Andreas von Gropper und von Bürgermeister Eckhard Graf willkommen geheißen.
Die Sternsinger begrüßten mit dem Lied „Danke zur Schöpfung“ das neue Jahr und das Publikum. Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“ stehen die Bewahrung der Schöpfung und der respektvolle Umgang mit den Menschen und der Natur im Fokus der Aktion Dreikönigssingen 2024. Brandrodung, Abholzung und die rücksichtslose Ausbeutung von Ressourcen zerstören die Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung der südamerikanischen Länder Amazoniens und die ‚grüne Lunge‘ des Planeten.
In seiner Begrüßungsansprache ließ Bürgermeister Graf das vergangene Jahr mit einem Blick auf die Ukraine, die im Februar in das dritte Kriegsjahr gehen wird, ebenso wie die Sorgen um die Ereignisse im Nahen Osten, dem Klimawandel oder auch die aktuellen Geschehnisse am Fähranleger in Schlüttsiel gegen einen Bundesminister Revue passieren. Mit Sorge betrachte Graf die Erschütterungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und rief dazu auf, die Krisen der Welt ernst zu nehmen: „Es lohnt sich, für unsere Werte einzustehen“.
Durch das Programm des Abends führte unterhaltsam Thomas Biller, der in seiner Moderation unter anderem auf die Begegnungen, das Miteinander und die vielen erfreulichen Initiativen und Veranstaltungen in Ratzeburg einging. Das Thema der Marktplatzgestaltung wurde nicht ausgespart. 27 Veranstaltungen – zum Teil mehrtägig – haben in 2023 auf dem Marktplatz stattgefunden. Zur geplanten und kontrovers diskutierten Begrünung und Strandlandschaft auf dem Markt sowie zu Ideen von Menschen, die ein Ehrenamt ausüben oder in der Stadt beschäftigt sind, sprach Biller eine Empfehlung aus: „Mehr Gelassenheit, mehr Neugier und etwas mehr Offenheit. Ratzeburg kann das!“. Dafür gab es langen Applaus.
Zum „Talk auf dem roten Sofa“ waren die neue Leiterin des Ratzeburger Pestalozzi Förderzentrums Annabelle Rosenthal und der Propst Philip Graffam eingeladen. Graffam ist seit knapp eineinhalb Jahren im Amt (Herzogtum direkt berichtete). Ihm sind die Kirche und die Werte, die sie vermittelt, wichtig. „Ich bin bereit Verantwortung zu übernehmen“, antwortete Propst Graffam auf die Frage nach dem Reiz seiner Aufgabe in Ratzeburg. Und weiter: „Die Offenheit Ratzeburgs in kulturellen Dingen hat mich erstaunt – und wieviel Ratzeburg zu bieten hat“. Mit einem Kleinkunstfestival am Sonnabend, 13. Juli 2024 möchte Propst Graffam mit einem weiteren Event zur Belebung des Marktplatzes beitragen. „Wenn wir das Schwere in 2023 betrachten, zeigt uns das, wieviel Liebe wir untereinander brauchen“, sagte Graffam angesprochen auf die Jahreslosung `Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe‘ (1. Korinther 16,14).
Schulleiterin Annabelle Rosenthal ist seit dem 1. Dezember 2023 im Amt, nachdem sie zuvor als Referendarin und Lehrerin schon mehr als vier Jahre im Förderzentrum beschäftig war. Sie liebt den Spirit, die Stimmung des Lernens und der Gemeinsamkeit an der Pestalozzischule. „Wir müssen neu denken, es gibt viele alte Konzepte und den Bedarf sich davon zu lösen. Lerninhalte müssen für die Zukunft offener werden“, antwortete Rosenthal auf die Frage nach ihren Zielen für das Förderzentrum. Gefragt nach ihrem Leitgedanken zitierte sie Martin Mordechai Buber. „Der Mensch wird am DU zum ICH“.
Bevor Matthias Radeck-Götz, Vorsitzender des städtischen Sportausschusses, die Ehrung des Sportlers des Jahres vornahm, folgte von Esther Jung und Lukas Kowalski ein musikalischer Beitrag. Durch ihr Können bereicherte das Duo den Abend und begeisterte mehrfach das Publikum.
Mit Oscar Morton Krause ehrte die Stadt Ratzeburg einen jungen Ruderer, der mit herausragenden Leistungen überzeugte:
- Weltmeister U 19 in Paris im Doppelvierer
- Deutscher Meister U 19 in Essen im Doppelvierer
- Norddeutscher Vizemeister U 19 in Hamburg bei den Ergometer-Meisterschaften im Einer
In Baden-Württemberg ist die Heimat von Oscar Morten Krause (Jahrgang 2006); er lebt derzeit im Sportinternat der Ruderakademie Ratzeburg und wird 2027 an der LG das Abitur machen. In seiner Rede dankte Krause der Stadt Ratzeburg für den Umbau der Ruderakademie. „Der schönste Platz in Ratzeburg ist der neue Ergometer-Raum in der Ruderakademie“, sagte Krause auf Nachfrage zu seinem Lieblingsplatz.
Stadtpräsident Andreas von Gropper überreichte die Ehrengabe der Stadt an Holger Möller, der seit 2006 in verschieden Positionen intensiv die Geschicke des Ratzeburger Sportvereines (RSV) mitbestimmt hat und so ein bedeutendes Ehrenamt zum Wohle der Gemeinschaft ausgeübt hat. „Ratzeburg ist speziell“, sendete Möller seinen Appell an das Publikum, in dem er die vielen Ehrenamtler anmerkte. Möller ist seinerzeit auf einem Neujahrsempfang der Stadt für das Ehrenamt gewonnen worden. „Wäre es nicht toll, wenn auf den Ortsschildern stehen würde ‚Ratzeburg – Stadt des Ehrenamtes‘? Achten Sie darauf, mit wem Sie heute hier zusammenstehen. Es könnte im Ehrenamt enden!“.
Beim Sektempfang in der Mensa trafen sich die Gäste zu Gesprächen und ließen angeregt den Abend ausklingen. Wie viele Ratzeburgerinnen und Ratzeburger jetzt ein neues Ehrenamt haben, war zum Redaktionsschluss nicht bekannt.