Ratzeburg (tbi). Aus der Inselstadt und ihrer Umgebung ist er nicht mehr wegzudenken: Der Ratzeburger Weihnachtsmann sorgt jedes Jahr für Lächeln in den Gesichtern aller Generationen und für strahlende Kinderaugen. Jetzt ist die Arbeit für dieses Jahr getan und bevor der Weihnachtsmann in den wohlverdienten Urlaub gehen kann, durfte Herzogtum direkt ihn noch einmal besuchen.
1986 hat sich der Weihnachtsmann Ratzeburg als Wohnort ausgesucht. Ein paar Jahre später las er in einer Zeitung, dass eine Familie dringend für Heiligabend einen Weihnachtsmann suche. „Ich wollte der Familie einen Gefallen tun, hatte aber überhaupt keine Erfahrung“, sagt der Mann in Rot. Schnell spürte er, wie gut es ihm tat, etwas Gutes – besonders für die Kinder – zu tun. „Man muss richtig in seine Rolle schlüpfen, Güte zeigen, immer lächeln und nicht fluchen, rauchen oder trinken“, beschreibt er seine Berufung. Damit verbunden ist seine Überzeugung, dass der Weihnachtsmann zwischen arm und reich nicht unterscheidet und ein Symbol für Frieden, Hoffnung, Mitgefühl und Barmherzigkeit ist. „Der Weihnachtsmann macht keinen Halt vor Grenzen, Herkunft oder Religionen. Er ist ein Geschenk des Guten, ohne das kein Kind aufwachsen sollte“, sagt er. Seine vielen Auftritte im Jahr zählt er nicht, „weil es eine Botschaft des Herzens ist“. Dann werden auch mal Kärtchen und Kalender an Kinder und ihre Begleitung als Erinnerung verteilt. Für alle diese Dinge kommt der Weihnachtsmann selbst auf, denn einen Sponsor hat er bislang nicht.
Die Fangemeinde ist stetig gewachsen und die Veranstaltungen, bei denen der Besuch des Ratzeburger Weihnachtsmannes angekündigt ist, sind ein Publikumsmagnet nicht nur für Kinder. „Ich habe Fans, die sogar aus Hamburg kommen“, sagt der Mann mit dem weißen Bart.
Seit rund drei Jahren gibt es auch Lehrreiches, wenn der Weihnachtsmann mit seinen Wichteln in die Öffentlichkeit geht. Da lässt sich etwas über Rentiere erfahren oder auch über den Nordpol. „Das möchte ich den Kindern näherbringen“, so der Weihnachtsmann, der mittlerweile selbst sieben Enkelkinder in seiner Familie hat.
Nach der unterhaltsam Lerneinheit zum Mitmachen können die Kinder nacheinander ihre Wunschzettel beim Weihnachtsmann abgeben, ein kleines Gedicht aufsagen und sich mit dem Weihnachtsmann von den Eltern und Großeltern fotografieren lassen.
Und was passiert mit den ganzen Wunschzetteln? „Die kommen in einen großen Ordner, den ich mit zum Nordpol nehme und dort kommen sie in ein goldenes Buch. Und in 50 Jahren dürfen die Absender wiederkommen und sich ihre Wunschzettel zum Beweis ansehen, dass es sie noch gibt“, verspricht der Weihnachtsmann. Er sucht sich jeweils einen der Wünsche aus. „Es werden jedes Jahr mehr Kinder und mehr als einen Wunsch schafft die Werkstatt nicht“, sagt der „Weihnachtsmann aus Leidenschaft“ wie er sich selbst auf seiner Facebookseite bezeichnet. Irgendwann in der Zukunft, so hofft er, sollen die über die Jahrzehnte gesammelten Wunschzettel dann im Museum ihren Verbleib finden.
„Oft fragen die Kinder mich, wie ich denn in die vielen Häuser hineinkomme, um die Geschenke zu bringen. Dann sage ich ihnen, dass es den Weihnachtszauber nur zu Weihnachten gibt und ich mit meinem Schlüssel überall hineinkomme, wenn die Kinder nicht zuhause sind oder schon schlafen. Und auch nur an Heiligabend kann mein Schlitten fliegen“, erzählt der Weihnachtsmann.
Ganz ohne „Schule“ kommt auch der Weihnachtsmann nicht aus. In der Stadt Celle (Niedersachsen) kommen die Weihnachtsmänner einmal im Jahr zusammen, um sich auszutauschen und gegenseitig zu beraten. „Man lernt nie aus“, sagt der Ratzeburger Weihnachtsmann. So können die Weihnachtsmänner dort lernen, wie sie sich beispielsweise schüchternen Kindern nähern sollten oder sich gegenüber „überraschten“ Haustieren verhalten. Zusätzlich werden Tipps zu den Kostümen ausgetauscht, denn die „echten Weihnachtsmänner“ tragen selten Kostüme von der Stange, sondern lassen sich ihre Gewänder auf den Leib schneidern.
Bei sich daheim trägt der Ratzeburger Weihnachtsmann seinen Mantel natürlich nicht, aber selbstverständlich ist er auch in der Farbe Rot gewandet. Einen Weihnachtsbaum gibt es hier und es ist festlich geschmückt.
Nach dem Weihnachtsfest räumen die Wichtel die Werkstatt auf und der Weihnachtsmann macht mit seiner Ehefrau Urlaub; „dort, wo es ruhig ist“. Aber der Urlaub ist nie besonders lang, denn der Weihnachtsmann hat viele Wohnorte und schaut sich das ganze Jahr über an, wie freundlich sich die Menschen überall verhalten. Daher sieht man den Ratzeburger Weihnachtsmann eben auch häufig ohne Kostüm und auch mal beim Autofahren. „Ich freue mich aber immer, wenn Kinder sich mit mir unterhalten möchten, auch wenn ich in Zivil bin“, sagt der Weihnachtsmann.
Herzogtum direkt wünscht dem Weihnachtsmann und seiner Ehefrau einen schönen Urlaub; – die nächste Weihnachtszeit kommt bestimmt!