Herzogtum Lauenburg/Kiel (pm). In Schleswig-Holstein wurde Anfang Oktober erstmals eine Infektion mit dem West-Nil-Virus (WNV) amtlich festgestellt. Aufgrund neurologischer Symptome und Fieber bei einem Pferd im Kreis Herzogtum Lauenburg wurde eine Laboruntersuchung eingeleitet. Eine Bestätigung des Nationalen Referenzlabors am Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) liegt vor.
Bei der Infektion mit dem West-Nil-Virus von Vögeln oder Pferden handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Infektion wird durch einheimische Stechmücken, die sich an Wildvögeln infizieren, übertragen. Vögel sind dabei die Hauptwirte. In selteneren Fällen kann darüber hinaus auch eine Infektion von Pferden und Menschen erfolgen, wenn die Stechmücken zuvor von infizierten Wildvögeln Blut aufgenommen haben. Es handelt sich in diesen Fällen um Einzelerkrankungen. Mensch und Pferd sind dabei sogenannte Fehlwirte, da sich das Virus in ihnen nicht effektiv genug vermehrt, um eine Ansteckungsquelle für Stechmücken darzustellen.
Viele Infektionen mit WNV verlaufen bei Pferden symptomlos. Bei einzelnen Tieren können neurologische Symptome wie Lähmungen, Schwäche und Muskelzittern auftreten. Ein Teil der Infektionen kann tödlich verlaufen.
Gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut sollten Pferde in den bereits betroffenen Gebieten und Pferde, die in betroffene Gebiete verbracht werden, vorab geimpft werden. Der Schutz vor Mückenstichen sollte intensiviert werden. In Tränken sollte das Wasser täglich gewechselt werden, um gegebenenfalls eine Vermehrung infizierter Stechmücken zu vermeiden.
Hintergrund:
Das West-Nil-Virus hat sich seit dem ersten Fall im Jahr 2018 vor allem in den östlichen Bundesländern etabliert. Dort gibt es inzwischen eine Überwinterung des Virus in Stechmücken.
Im Jahr 2022 gab es laut FLI bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Die Mehrzahl erfolgte in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Thüringen. Daneben gab es einen Nachweis bei einem Pferd in Mecklenburg-Vorpommern. Erstmals wurde eine Infektion auch bei einem Pferd sowie bei zwei Wildvögeln in Hamburg nachgewiesen. Im Jahr 2023 erfolgte in Rheinland-Pfalz als weiteres erstmals betroffenes Bundesland der erste Nachweis des WNV bei einer Schnee-Eule. Bei dem seit mehreren Jahren im Landeslabor Schleswig-Holstein etablierten Monitoringprogramm an Wildvögeln ist bisher kein Nachweis von WNV erfolgt.
Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen verlängert die Mückensaison und verbessert die Fähigkeit von Mücken, WNV zu vermehren. Da das Virus über Mücken übertragen wird, steht der Schutz vor Mücken im Vordergrund. So kann beispielsweise durch das Abdecken offener Wasserbehälter wie Regentonnen die Vermehrung von Mücken generell reduziert werden.
Weitere Informationen finden sich unter:
Informationen des FLI: https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus/ Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/west-nil-fieber/