Herzogtum Lauenburg (pm). Sechs Monate lag war die Zahl arbeitsloser Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg in Folge gesunken. Diese Entwicklung hat sich im Ferienmonat Juli nicht fortgesetzt. Jährlich wiederkehrende saisonale Effekte lassen die Arbeitslosigkeit zum Quartalsende und mit dem Beginn der Sommerferien regelmäßig ansteigen. Insgesamt sind im Juli 5.494 Menschen und damit 148 mehr als im Vormonat bei der Agentur für Arbeit in Mölln und Geesthacht sowie dem Jobcenter Herzogtum Lauenburg arbeitslos gemeldet. Mit der Zunahme steigt die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte zum Vormonat und liegt im Herzogtum jetzt bei 5,1 Prozent.
Im vergangenen Jahr waren im Juli 5.694 Menschen und damit 200 mehr arbeitslos. Die Quote lag seinerzeit bei 5,4 Prozent. „Der Sommermonat Juli mit der Ferienzeit sorgt regelmäßig für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der Sprung um plus 148 in diesem Monat hat uns insoweit nicht überrascht. Wie erwartet, registrieren wir insbesondere bei den jungen Menschen unter 25 Jahren einen überproportionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Beginn der Sommerferien. Ursache hierfür sind wie in jedem Jahr das Schuljahresende und die Abschlussprüfungen bei den Ausbildungen. Dazu kommt das Quartalsende, zu dem vermehrt befristete Arbeitsverträge auslaufen sowie die Ferien- und damit Urlaubszeit. Vor Beginn der Sommerferien nimmt die Zahl der Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung ab, die Unternehmen stellen zu dieser Zeit weniger neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit zu den aktuellen Arbeitsmarktdaten. „Nach wie vor wird auf drei von vier vakanten Stellen ausgebildetes und gut qualifiziertes Personal gesucht. Hiervon dürften dann auch die Jüngeren profitieren, die jetzt ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.“
Sozialversicherungspflichtige Stellen
Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter sind im Juli 197 neue sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden. Insgesamt sind damit jetzt 1.632 sozialversicherungspflichtige Stellen im Kreis Herzogtum Lauenburg zu besetzen, 71 oder 4,2 Prozent weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind dies 113 Stellen weniger (minus 6,5 Prozent). „Unser Stellenbestand liegt mit 1.632 Stellen zwar erstmals seit April vergangenen Jahres wieder unter der Zahl von 1.700, aber trotzdem weiterhin auf hohem Niveau. Der Personalbedarf in den Unternehmen bleibt groß. Zum Vormonat mehr neue Stellen hinzu kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Baubereich, den öffentlicher Verwaltungen sowie freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen“, berichtet Wieczorek.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung zeigt, wie viele Menschen insgesamt auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung sind. „Im Lauenburgischen beträgt die Zahl der Unterbeschäftigten aktuell 7.170. Die Unterbeschäftigungsquote bleibt zum Vormonat unverändert bei 6,5 Prozent. Im Juli des Vorjahres betrug sie 6,6 Prozent“, so Wieczorek.
Nicht als arbeitslos gezählt werden beispielsweise Teilnehmende an Weiterbildungsmaßnahmen und in Arbeitsgelegenheiten oder Arbeitsuchende, die derzeit arbeitsunfähig erkrankt sind, sowie geflüchtete Menschen, die einen Sprach- oder Integrationskurs oder eine berufsvorbereitende Maßnahme der Arbeitsagentur oder des Jobcenters besuchen. Sie alle werden zusätzlich zu den arbeitslos gemeldeten Menschen in der Statistik zur Unterbeschäftigung erfasst, die die Agentur für Arbeit ebenfalls monatlich veröffentlicht.
Vom Helfer zum Kaufmann bei der Firma RAMPA: Christoph Buer schließt seine Ausbildung erfolgreich und mit besonderer Auszeichnung ab
„Für drei Viertel der bei der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe gemeldeten Stellen werden ausgebildete Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter gesucht“, sagt die Chefin der Arbeitsagentur. „Um diesen Bedarf decken zu können, bilden Unternehmen junge Menschen aus. Dazu fördern die Jobcenter und wir als Agentur für Arbeit die Aus- und Weiterbildung arbeitsuchender Menschen. Eine weitere wichtige Säule ist die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Betrieben. Wir beraten und unterstützen Unternehmen, wenn sie ungelernten Beschäftigten eine Teilqualifizierung oder einen Berufsabschluss ermöglichen. Dies ist eine Win-Win-Situation für beide. Das Unternehmen gewinnt eine benötigte Fachkraft. Die oder der Beschäftigte kann mit dem Abschluss mehr verdienen, sichert den Arbeitsplatz und schafft sich die Basis für weitere Entwicklungsmöglichkeiten.“
Einen solchen Abschluss hat Christoph Buer, Mitarbeiter bei der Firma RAMPA in Büchen, gerade erfolgreich erworben und damit den Schritt vom Lagermitarbeiter zum kaufmännischen Mitarbeiter in dem Familienunternehmen mit rund 60 Mitarbeitenden gemacht. Hinter ihm liegen zwei Jahre Ausbildungszeit zum Kaufmann für Groß- und im Außenhandel. „In der Berufsschule war ich mit Abstand der älteste Azubi“, erzählt der jetzt 37-jährige Buer, der jetzt in der Abteilung Qualitätsmanagement seinen neuen Arbeitsplatz gefunden hat. Er war nicht nur der Älteste, sondern ist auch der erfolgreichste Ausbildungsabsolvent.
„Mit der Note eins hat Herr Buer den besten kaufmännischen Abschluss in der Region Südstormarn gemacht“, sagen die RAMPA-Geschäftsführer Wolfgang Färber und Dr. Ghesal Fahimi-Steingraeber mit einigem Stolz. Aus diesem Anlass durfte die Geschäftsführerin ihren Mitarbeiter zu der Feierstunde in die Berufsschule nach Ahrensburg begleiten, auf der er zusätzlich eine besondere Auszeichnung durch die Berufsschule erhielt: Den Gerd-Schuldt-Preis der Stiftung Erwin Baer für seine herausragenden fachlichen Leistungen wie auch für seine persönlichen und sozialen Fähigkeiten. Auch das Unternehmen RAMPA wurde von der Industrie- und Handelskammer in Ahrensburg ausgezeichnet.
Buer hatte als Jugendlicher bereits eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolviert, verlor aber nach kurzer Zeit seinen Arbeitsplatz. Er wechselte zu einem Zeitarbeitsunternehmen, über das er als Produktionshelfer vor 16 Jahren zu RAMPA entliehen wurde. Der Geschäftsführer erinnert sich, dass Buer und er etwa gleichzeitig bei dem Büchener Unternehmen begonnen haben. Buer wurde von der Zeitarbeitsfirma ins Unternehmen übernommen und wechselte 2009 aus der Produktion in den Lagerbereich. „Er hat sich im Laufe der Zeit bei uns wirklich gut entwickelt und wir haben gesehen, dass er von seinen Kollegen respektiert wurde und sich ein Standing erarbeitet hatte“, sagt Färber.
Als Buer auf ihn zukam, weil er in seiner Lagertätigkeit nicht mehr zufrieden war und sogar den Wunsch äußerte, das Unternehmen verlassen zu wollen, war Färbers Reaktion eindeutig: „Sie lasse ich nicht gehen.“ Den Wunsch Buers, sich in den kaufmännischen Bereich zu entwickeln zu wollen, nahm der Geschäftsführer auf. „Wir wollten Herrn Buer als Mitarbeiter halten. Er zeigte zudem eine große Motivation. Deshalb haben wir im Unternehmen überlegt, wie wir diesen Schritt umsetzen können, um ihm bei uns eine Perspektive bieten zu können, die seinem Wunsch entspricht“, sagt Färber. Er nahm Kontakt mit Sonja Albrecht aus dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Jobcenter und Arbeitsagentur auf, die Unternehmen zur Umsetzung und Förderung bei der Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berät.
Nachdem geklärt war, dass die Agentur für Arbeit die Ausbildung fördert, startete Buer als 35-Jähriger in die Ausbildung und schaffte in zwei Jahren den Abschluss, für den sonst drei Jahre Ausbildungszeit benötigt werden – mit Note eins und der zusätzlichen Auszeichnung.
„Als Unternehmen mit Blick für die Zukunft brauchen wir qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb bilden wir junge Menschen in sechs verschiedenen Berufen aus. Mit der guten Erfahrung bei der Ausbildung von Herrn Buer und auch in der Zusammenarbeit mit Frau Albrecht werden wir auch weiter den Weg gehen, die persönlichen Stärken und Wünsche unserer Beschäftigten im Rahmen der Personalentwicklung für eine langfristige Zusammenarbeit mit Perspektive herauszuarbeiten. Wir gehen mit ihnen regelmäßig in den individuellen Austausch, um Bedarfe zur Weiterbildung gemeinsam festzustellen und in die Umsetzung zu bringen“, sagen Färber und Fahimi-Steingraeber.
Unternehmen, die sich zur Qualifizierung ihrer Beschäftigten und der Fördermöglichkeiten beraten lassen möchten, können sich an ihre Ansprechpartnerin oder ihren Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service oder die kostenfreie Hotline 0 800 4 5555 20 wenden.