Lübeck (pm). Die Lübecker Kulturkirche St. Petri zeigt in ihrer neuen Ausstellung „HOMAGE“ neue Ansichten afrikanischer Kunst. Der US-Fotograf Greg Gorman und sein Künstler-Kollege Gary D. Johns rücken die Figuren mit Mitteln der Fotografie und Grafik in ein völlig neues Licht.
Greg Gorman, der in Los Angeles lebt, fotografiert normalerweise Stars und ist berühmt für seine Portraitfotos. Während der Corona-Pandemie fehlten ihm die „lebendigen Objekte“, sodass er sich entschied, seine Sammlung afrikanischer Stammeskunst mit den Mitteln der Portraitfotografie in Szene zu setzen. Hierfür nahm er sich die einzelnen Figuren, setzte sie in eine Schale Reis, damit sie nicht umfielen und lichtete sie im Studio bis zu 25-mal ab, um daraus anschließend in Photoshop das perfekte Bild zu kreieren. „Ich habe zum Teil 15 Stunden am Tag gearbeitet und in dieser Zeit drei bis vier Bilder fertiggestellt“, erzählt Gorman. Die entstandenen Fotografien üben eine besondere Anziehungskraft aus.
Künstlerische Weiterbearbeitung durch Gary Johns
Seinen Künstler-Freund Gary Johns, der ebenfalls in L.A. lebt, überzeugte Gorman schließlich, die Fotografien mit grafischen und künstlerischen Mitteln weiterzubearbeiten. Johns begann mit Texturen, Rastern, Fotografien, Malerei, Zeichnung, Objekten und Collagetechniken die Fotos zu verändern. Auf diese Weise sind Dialogpaare entstanden, die an den Wänden der Ausstellung zu sehen sind. Gemeinsam blicken sie auf die Originalskulpturen im Zentrum der Ausstellung.
Schnitzwerke hatten ursprünglich oft rituelle Funktion
Greg Gorman war schon seit seiner Jugend fasziniert von afrikanischer Stammeskunst und fing an, eine Sammlung aufzubauen. Einige seiner Objekte fand er auf dem Pariser Flohmarkt Marché aux Puces. Die zirka 50 bis 200 Jahre alten Schnitzwerke hatten ursprünglich eine symbolische Funktion für die Stammesgemeinschaften. Sie stellten zum Beispiel die Idee einer Gottheit dar, und konnten für rituelle oder religiöse Handlungen genutzt werden. Durch seinen Einsatz von Licht und Schatten, verstärkt Gorman die Eigentümlichkeit der Arbeiten. In der Weiterbearbeitung durch Gary Johns werden Bezüge zu Künstlerin wie Pablo Picasso und Georges Braque deutlich, für die die afrikanische Kunst eine Inspirationsquelle war.
Kulturelle Wertschätzung statt Aneignung
Wichtig ist Gorman und Johns, dass sie sich die Kunst der afrikanischen Künstler nicht aneignen, sondern sie mit ihrer Arbeit wertschätzen und ihnen zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen wollen. Gleichzeitig basiert die Auseinandersetzung von Gorman und Johns auf der Überzeugung, „dass neue Kunst ohne alte Kunst mit ihren Wurzeln im Mythos und ihren komplexen Prozessen ständiger Wiederholung und Veränderung nicht denkbar ist“, wie es der Hamburger Kunstsammler Harald Falckenberg zusammenfasst.
Die Ausstellung „Homage – A Trinute To Tribal Artists“ ist in Zusammenarbeit mit der Overbeck-Gesellschaft Kunstverein Lübeck und bis zum Sonntag, 27. August in St. Petri zu Lübeck zu sehen.