Ratzeburg (pm). Wie wird sich die Ratzeburger Stadtgesellschaft im Zuge des demografischen Wandels verändern und welche Herausforderungen werden sich dabei ergeben? Diese und weitere Fragen wurden am vergangenen Samstag auf der ersten Bürgerwerkstatt ‚Demografische Stadtplanung‘ in Ratzeburg diskutiert. Bürgermeister Eckhard Graf hatte Bürgerinnen und Bürger öffentlich und persönlich zu einem Dialog über dieses Zukunftsthema eingeladen. „Der demografische Wandel ist neben dem Klimawandel der wohl größte Transformationsprozess in unserer Gesellschaft. Diesen gilt es zu frühzeitig gestalten, auch hier in Ratzeburg. Dazu soll diese Bürgerwerkstatt einen Beitrag leisten“, beschrieb Eckhard Graf die Herausforderung der Stadt und die Aufgabenstellung der 35 teilnehmenden Bürgerinnen und Bürgern.
Einen Eindruck von der Dimension des demografischen Wandels vermittelte anschließend Wiebke Hargens, Vorsitzende der Gemeinschaft der Pflegeberatung im Herzogtum Lauenburg, in einem Impulsvortrag. Sie beschrieb eindrucksvoll das Spannungsfeld einer deutlich älter werdenden Stadtgesellschaft bei einem sich deutlich abzeichnenden Fachkräftemangel im Bereich der Pflege. Die Anzahl der Menschen über 65 werde sich um mehr als 20 Prozent erhöhen, die Zahl der Hochbetagten deutlich steigen, die Zahl der jungen Menschen merkbar sinken, so Hargens. Erkrankungsformen wie Demenz werden zunehmen, ebenso die mit Einsamkeit einhergehenden Belastungen, da auch die Zahl der Single-Haushalte steigen werde. Die Herausforderungen des demografischen Wandels, die sich vor allem mit dem Altwerden der Babyboomer-Generation in den kommenden Dekaden verbinden, zeigen sich heute schon deutlich in fundierten Prognosen und Zahlen. „Jetzt haben wir noch Möglichkeiten, frühzeitig darauf zu reagieren. Deshalb begrüße ich diese Initiative zur Bürgerwerkstatt sehr“, so Wiebke Hargens.
Moderator Jens Westen skizzierte anschließend den Arbeitsauftrag an die Bürgerwerkstatt, die Entwicklung von langfristigen Zielen zur Gestaltung des demografischen Wandels in Ratzeburg. In drei Arbeitsgruppen wurde intensiv über die zu erwartenden Folgen des demografischen Wandels diskutiert, aus persönlicher Sicht, mit Blick auf die Stadtquartiere, aber auch mit Blick auf das Zusammenleben von Alt und Jung. Einhellig wurde dabei als Ziel formuliert, dass eine gute Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger in der Stadt gewährleistet werden muss. Ebenso wurde die Entwicklung lebendiger, sozialer und achtsamer Nachbarschaften in den einzelnen Stadtquartieren als Zielvorgabe festgehalten. Als besonders wichtig wurde überdies die kontinuierliche Bewusstseinsbildung betrachtet, dass Jung und Alt voneinander profitieren können und die jeweils unterschiedlichen Bedürfnisse kennen. Der Spannungsbogen der Diskussion reichte von Ideen zu einer stadtteilbezogenen Daseinsvorsorge, über die Förderung von Eigenverantwortung bis hin zur Entwicklung von Sozialraumanalysen zur Ausgestaltung einer ‚Demografische Stadtplanung‘.
Bürgermeister Eckhard Graf zeigte sich vom Engagement und den zielgerichteten Diskussionsverläufen in den Arbeitsgruppen beeindruckt. „Wir haben mit dieser Bürgerwerkstatt einen wirklich guten Einstieg finden können, um Ratzeburg auf die Herausforderungen des demografischen Wandels vorzubereiten. Die vielen unterschiedlichen Perspektiven der teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger sind dafür überaus hilfreich“, so Graf. Er kündigte eine Fortsetzung dieses Formates an, um zu den formulierten Zielen einen entsprechenden Maßnahmenkatalog zu entwickeln und das Thema weiter in die Stadtgesellschaft und die Stadtpolitik zu tragen. Ermöglicht wurde die Bürgerwerkstatt über eine Förderung der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘.