Ratzeburg (aa). Im Zeiten des Klimawandels ist auf die gewohnten Jahreszeiten immer weniger Verlass. Anders ist es in Ratzeburg. Hier ist der Ratzeburger Lesefrühling seit nun fast 20 Jahren ein verlässliches Ereignis. Der 19. Lesefrühling, der vom 8. bis 12. Mai stattfindet, hat daher natürlich wieder zehn Überraschungsbücher im Gepäck. Tradionell lesen Ratzeburger Bürgerinnen und Bürger unter dem Motto „Von Ratzeburgern für Ratzeburger“ jeden Abend von 19.30 bis 20.45 Uhr im Refektorium des Domklosters vor einem zahlreichen Publikum eine Passage aus ihrem jeweiligen Lieblingsbuch vor.
Die Veranstaltung ist eine traditionelle Kooperation zwischen der Bürgerstiftung Ratzeburg und der Domkirchengemeinde Ratzeburg. Jeden Abend werden zwei Bücher vorgelesen und von Musikern aus der Region begleitet. Das Konzept des Lesefrühlings ist bewährt und seit an Beginn unverändert. „Das ist es etwas, worauf sich die Ratzeburger richtig freuen können“, sagt Domprobst und Hausherr Gert-Axel Reuß. Dabei würde man nun nach drei Corona-Jahren endlich wieder an ‚alte Zeiten‘ anknüpfen können. Auch in Zeiten der Pandemie fiel der Lesefrühling nicht aus. Die von Michael Hagedorn und Kathrin Steffen organisierte Veranstaltung wurde einmal zum ‚Leseherbst‘ und in den Dom verlegt, einmal nach draußen verlegt und zum Schluss mit Abstandswahrung wieder ins Refektorium. „Wir sind auf jeden Fall motiviert“, erklärt dazu auch Michael Hagedorn, „2022 war ja Corona noch nicht ganz vorbei und das Publikum noch etwas vorsichtig.“ Etwas Neues gibt es dann doch: seit diesem Jahr verstärkt Christian Maack-Buuck das Orga-Team.
Das Wesentliche des Lesefrühlings ist und bleibt der Überraschungseffekt. Das Konzept besagt, dass Ratzeburger Bürger für ihre Mitbürger vorlesen. Im Vorfeld werden weder die Namen der Vorleser noch die Titel der Bücher bekannt gegeben. Jeder Leser hat 25 Minuten Zeit. „Selbst für uns ist es jedes Mal spannend, da auch wir im Vorwege nur den Lesenden und den Buchtitel kennen, nicht aber welche Passage gelesen wird“, zeigt sich Kathrin Steffen begeistert. Die Leser dürfen das Buch frei wählen dürfen, das sie vorstellen möchten. Lediglich Bücher, die bereits in der Vergangenheit vorgestellt wurden, dürfen nicht ausgewählt werden. Die Bücherpalette umfasst in der Regel alles von Lyrik, über Sachbücher und bis hin zu humorvollen Bücher.
Und auch die musikalische Umrahmung wird wie immer gegeben sein. An den Abenden werden verschiedene Musiker aus der Region zu hören sein. Am Ende jedes Abends können die Zuhörerinnen und Zuhörer das soeben vorgestellte Buch auf einem speziellen Tisch in der Buchhandlung Weber kaufen und zu Hause weiterlesen.
Der Eintritt ist wie immer frei, aber es gibt Spendenboxen. „Wir bitten dieses Mal um Spenden für das ‚wellcome‘-Projekt der Familienbildungsstätte“, klärt Reuß auf. Die Kosten für Flyer und Plakate werden von der Bürgerstiftung finanziert, damit der gesamte Spendenbetrag stets einem guten Zweck zugute kommt. Der letzte Abend endet traditionell bei einem Glas Wein und netten Gesprächen.