Ratzeburg (gb). Die Respekt Coaches der offenen und interkulturellen Kinder und Jugendarbeit des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg haben sich zu den Aktionswochen gegen Rassismus eine besondere Aktion ausgedacht. Mit dem Demokratie-Fahrrad konnte man sie an vielen Orten in Ratzeburg sehen. Vor dem Rathaus und am Rande des Wochenmarktes stellten sie auch an einigen Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter Fragen zum Thema Rassismus.
Der erste Stadtrat Martin Bruns war in der Vertretung für Ratzeburgs Bürgermeister Eckard Graf vor Ort und beantwortete die Fragen von den Respekt Coaches. Die Begegnungen sind hörbar aufgezeichnet worden und der Audio Beitrag ist auf Spotify unter https://open.spotify.com/show/62YYrZXExwujbmJghjMUhv anzuhören oder unter https://we.tl/t-oEccoW3tZ9 ist das Downloaden möglich. Hier ist der Bericht der Respekt Coaches zu den Begegnungen an diesem Aktionstag:
„Wir, Stephanie Petersen, Nina Hehn und Christian Klingbeil vom Fachbereich der offenen und interkulturellen Kinder und Jugendarbeit des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg haben im Rahmen des Bundesprogramms Respekt Coaches an den Aktionswochen gegen Rassismus teilgenommen. Gemeinsam haben wir uns am Freitag, 31. März 2023 mit dem Demokratiefahrrad in Ratzeburg auf den Weg gemacht und durften mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen. Unter ihnen waren politische und ehrenamtliche Bürger und BürgerInnen und Menschen die in Ratzeburg arbeiten und / oder leben. Uns hat es sehr gefreut, dass die Menschen sehr offen über Ihre Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen zum Thema (Alltags) – Rassismus und das Thema (gelebte) – Vielfalt gesprochen und lebendig berichtet haben.
Darunter waren ganz verschiedene Wahrnehmungen, geprägt von der eigenen Sozialisation und dem was man und wie man den Alltag erlebt. Einige erleben Ratzeburg als eine vielfältige Stadt, geprägt von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Herkunftsländern. Auch erfahren sie vielerlei Bemühungen und Aktivitäten, die zu einem positiven und verständnisvollen Miteinander beitragen. Andere wiederum würden sich (noch) mehr wünschen, da sie Vorbehalte und eine Distanz zwischen den verschiedenen Menschen spüren und wahrnehmen. ‚Anders zu sein‘ ist nicht nur daran fest zu machen woher man kommt oder durch welche Kultur man geprägt ist. Einem Interviewten war es wichtig, auch die Ausgrenzung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu erwähnen, die er schon häufig miterlebt hat und dem viele Mitmenschen ausgesetzt sind.
Wo beginnt Rassismus oder wann ist es Mobbing? Wo sind die Grenzen? Auch diese Frage beschäftige die Befragten. Ein respektvoller und wertschätzender Umgang ist wichtig, unabhängig wer vor einem steht. Darin waren sich alle einig, denn ‚die Würde des Menschen ist unantastbar‘. Die Werte, die auch unser Grundgesetz und unser Miteinander prägen, müssten viel mehr in den Blick genommen werden und bewusster vermittelt und gelebt werden. Aber wie ist das umzusetzen? Da kamen viele Ideen: Aufeinander zugehen und miteinander ins Gespräch gehen, mal inne – und aushalten, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Neugierig sein und das für einen Fremde / Unbekannte erkunden und voneinander lernen, das sollte im besten Fall von klein auf an vermittelt werden.
Das umzusetzen ist allerdings nicht immer einfach. Spätestens wenn der eigene Alltag oder Arbeitsabläufe betroffen oder gar eingeschränkt sind, Menschen das Gefühl haben Verzicht üben zu müssen oder sich benachteiligt fühlen oder Kriege und Verfeindungen aus anderen Ländern vor Ort in den Köpfen und durch ausgrenzende Verhaltensweisen weitergeführt werden, erschwert es das Aufeinander zugehen und das Verständnis füreinander. Auch das Thema der Einsamkeit war Inhalt der Gespräche. Menschen die das Gefühl des Alleinseins in sich tragen, verlieren die Motivation auf andere zuzugehen und die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen sinkt. Auch das kann zu Vorbehalten und diskriminierenden Denkmustern führen.
Denkmuster, die geprägt sind durch das zurückliegende Erlebte, die uns auch Orientierung und Sicherheit bieten. Jedoch uns manchmal auch davon abhalten sich auf Neues und andere Menschen einzulassen. Vielleicht ist es ab und an notwendig, diese Muster zu überdenken, zu überprüfen und zu verändern. Durch aktives Handeln, aufeinander zugehen, anderen zuzuhören und die Bereitschaft zu leben sich auf das für ein Unbekannte einzulassen. So ging ein ereignisreicher Tag mit diversen Interviews zu Ende und wir haben uns fest vorgenommen auch in Zukunft BürgerInnen der Stadt Ratzeburg zu Wort zu bitten, um auf Themen der Gesellschaft aufmerksam zu machen“, sagen Stephanie Peters, Nina Hehn und Christian Klingbeil, die Respekt Coaches der offenen und interkulturellen Kinder und Jugendarbeit des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg.
Die Aktion und das Demokratiefahrrad wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘ unterstützt.