Herzogtum Lauenburg (pm). Am gestrigen Dienstag (5. April) fand im Ratzeburger Burgtheater eine Podiumsdiskussion statt, die vom Seniorenbeirat des Kreises Herzogtum Lauenburg organisiert wurde. Die Veranstaltung hatte zum Ziel, die Bürger des Kreises über die kommunalpolitischen Ziele der Parteien im Vorfeld der am Sonntag, 14. Mai angesetzten Kommunalwahl zu informieren. Die Kandidaten der unterschiedlichen Parteien aus Kreisebene waren eingeladen, den Bürgern Rede und Antwort zu stehen.
In Anbetracht der bevorstehenden Wahl hätte das Interesse an der Veranstaltung durchaus größer ausfallen können. Rund 25 Besucher fanden sich zur Podiumsdiskussion im Burgtheater ein. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kreisseniorenbeirats, Reinhard Vossgrau, übernahm in gewohnt souveräner Manier Lokaljournalist Thomas Biller in den kommenden 1,5 Stunden die Moderation. Auf dem Podium konnte er den Landtagsabgeordneten Rasmus Vöge (CDU), Torsten Egge (Freie Wähler), Annedore Granz (Grüne), Manfred Börner (SPD), Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) und René Franke (AfD) begrüßen. Der von der Linkspartei eingeladene Vertreter erschien nicht.
Was denken Sie, sind zur Zeit die größten Sorgen der Senioren hier im Kreis? So lautete Billers Einstiegsfrage an alle Politiker auf der Bühne. Die Antworten wichen nur wenig voneinander ab. Die Vermutungen lauteten unter anderem Sorge vor der Inflation und Bezahlbarkeit des täglichen Lebens, um bezahlbaren Wohnraum, ausreichend Pflegeplätzen und ärztliche Versorgung, sowie Sorgen bezüglich des Kriegs in der Ukraine.
Was kann der Kreistag tun, dass diese Sorgen geringer werden, schickte Thomas Biller als nächste Frage hinterher. Schnell war klar, dass die Kreispolitik wenig bis keinen Einfluss auf die allgemeine Preisentwicklung oder gar den Kriegsverlauf in der Ukraine hat. So betonte Manfred Börner die Anstrengungen, die Kreis und Kommunen in die dezentrale Lösungen für die Unterbringung von Geflüchteten gesteckt haben. In Bezug auf die Senioren im Kreis sieht er ein wichtiges Handlungsfeld des Kreistags die Daseinsvorsorge. „Beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) müssen wir bessere Möglichkeiten schaffen: Jede Stunde in jedem Dorf ein Bus“, schlug Börner vor.
Die CDU habe seit vielen Jahren immer die Mehrheit im Kreistag. Womit wollen die Christdemokraten für die kommende Legislaturperiode frische Ideen in den Kreistag bringen, ging eine Frage von Thomas Biller direkt an Rasmus Vöge. Dieser entgegnete: „Wir wollen wieder stärkste Kraft werden. Uns als CDU ist es wichtig, dass die Senioren ein selbstbestimmtes Leben führen können und in Würde altern können.“ Als Eckpunkte nannte er hierfür „gute Pflege mit ausreichend Pflegeplätzen“ und eine „gute ärztliche Versorgung“. Eine Lösung, einem Ärztemangel auf dem Land entgegenzuwirken, sieht er darin, dass Kreis und Kommunen in medizinische Zentren mit einsteigen, um jungen Ärzten den Start mit einer eigenen Praxis zu erleichtern. Auch er sehe die Wichtigkeit, den ÖPNV attraktiver zu gestalten. Hier sollten die Anstrengen der letzten Legislaturperiode fortgesetzt werden.
„Herr Vöge, in den letzten fünf Jahren hat sich beim ÖPNV im Kreis nicht viel getan“, gab sich Torsten Egge von den Freien Wählern angriffslustig. Er sehe kein Konzept, teils leere Busse und kein „en demand“-Angebot. Zudem wirft er der CDU vor, ein gut funktionierendes System des Rettungsdienstes unnötig ausgelagert zu haben.
„Das Teure beim ÖPNV sind nicht die Busse, sondern die Fahrer“, gab Vöge zurück. „En-demand“-Angebote seien zudem jetzt im Süden des Kreises geplant.
Dr. Christel Happach-Kasan würde hingegen für kleinere Gemeinden ein Bürgerbussystem bevorzugen. „Die Kreisverwaltung ist hierbei aktuell noch skeptisch. Der Kreistag sollte da Einfluss nehmen“, so die FDP-Politikerin.
Wie kann man mehr Pflegekräfte in den Kreis bekommen, wollte Reinhard Vossgrau von Rene Franke wissen: „Das kann ich Ihnen nicht sagen“, entgegnete dieser. Er würde erstmal bezahlbaren Wohnraum schaffen und für eine faire Bezahlung sorgen.
Manfred Börner sieht eine Möglichkeit die Grundvoraussetzung für angehende Pflegefachkräfte zu verbessern darin, dass der Kreis entsprechende Ausbildungsplätze beim BBZ teilfinanziert.
Aus dem Publikum kam unter anderem eine Frage zur Energievorsorgung der Städte: Wie bekommen diese Solaranlagen auf‘s Dach und was passiert mit den vorhandenen Gasleitungen, wenn künftig kein Gas mehr genutzt werde?
Dazu Annedore Granz: „Die Leitungen können künftig sicher auch für die Beförderung von Wasserstoff dienen.“ Bezüglich der Solardächer auf öffentlichen Gebäuden: „Hier haben wir in den letzten Jahren zu wenig getan.“ Die Städte müssten sich zudem auch anders einrichten mit „weniger Beton und mehr Grün“. Kreisgebäude würden mittlerweile mit Solaranlagen bestückt.
Börner sieht die Entscheidung, wie genau die Energiewende angegangen werde, in der Entscheidung der jeweiligen Städte. Auf Kreisebene sollte man das Gespräch mit den lokalen Energieversorgen bezüglich Fernwärmenetze und Wasserstoffversorgung suchen.
Auch Happach-Kasan würde mehr auf Fernwärme setzen. Insbesondere auf dem Land böten sich hier Biogasanlagen an, die auch mittlerweile Ressourcen schonend mit Reststoffen wie Gülle betrieben werden. Bezüglich Solaranlagen sagt sie: „Wir dürfen hier nicht die Flächen damit zupflastern, sondern uns um Doppelnutzungen bemühen, wie zum Beispiel auf Parkplätzen.“
Das sieht auch Egge so: „Es gibt genügend Dächer, die wir frei machen müssen für Solaranlagen.“
„Wir setzen auf einen Mix“, betonte Rasmus Vöge abschließend, „Wir sind weltweit das einzige Land, dass diesen Weg geht. Wenn Atomkraft wegfällt, dürfen wir keinen der verbliebenen Energieträger ausschließen. Windenergie spielt eine große Rolle hier im Land. Wir brauchen Wind, Solar, Wasserstoff und Biogas. Der Stromverbrauch wird sich um das Drei- bis Vierfache erhöhen, daher brauchen wir die Energie aus allen verbliebenden Quellen.“