Büchen (pm). Am Mittwoch, 22. März fand in Büchen eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Pflege und Gesundheit im ländlichen Raum- Herausforderungen an Politik und Gesellschaft“ statt. Cornelia Hagelstein, Case Managerin und Leiterin des Pflegestützpunkts Herzogtum Lauenburg, Wiebke Hargens Vorsitzende der Gemeinschaft Pflegeberatung Herzogtum Lauenburg, sowie Meike Mohr, Geschäftsführerin der Diakonie Büchen mit Thomas Losse-Müller diskutierten engagiert. Der Vorsitzende der SPD- Landtagsfraktion war eigens nach Büchen gekommen, um sich aus Landessicht ein Bild der gegenwärtigen Situation Vorort zu machen, aber auch um sich der Kritik und vielen Anregungen aus dem kommunalen Pflege-Bereich zu stellen.
Gitta Neemann-Güntner, sozialpolitische Sprecherin der Kreistagsfraktion und Moderatorin der Veranstaltung, fasst einige Eckpunkte zusammen. „Es wurde kritisiert, dass durch zu hohen Bürokratieaufwand im Pflegebereich deutlich weniger Zeit da sei, die besser bei den Menschen verbracht werden sollte, ein Appell an die Landesebene, hier schnellstens tätig zu werden, um die Dokumentations-anforderungen in der Pflege zu verschlanken. Pflegefachkräften solle mehr Respekt entgegengebracht werden, der belastende Zeitdruck in der Pflege sei oft ein Grund, warum Fachkräfte aus einer Vollzeitstelle aussteigen und nur noch in Teilzeit arbeiten. Ziel muss sein, durch bessere Arbeitsbedingungen diese Kräfte wieder zurückzugewinnen. Die Zufriedenheit der Fachkräfte zum Beispiel im Palliativbereich sei ausgesprochen hoch, weil sie keinem Zeitdruck ausgesetzt sind. Darüber hinaus gibt es im Kreis einen Mangel an Tages- und Kurzzeitpflegeplätzen, um unter anderem pflegende Angehörige zu entlasten.
Negativ für Familien aus dem ländlichen Bereich ist vor allem die mangelnde Versorgung an Hausärzten, hier sollten die Kommunen attraktive Angebote vorhalten, um diesem gravierenden Mangel zu begegnen, vorstellbar wäre, dass Kommunen den Ärztinnen und Ärzten die notwendigen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen oder aber, dass ein Anstellungsverhältnis mit der Kommune geschlossen wird, um eine geregelte 5-Tage-Woche zu haben. Das sind oft Probleme, die junge Ärztinnen und Ärzte mit Familie ausgesetzt sind und daher wären kreative Ideen erforderlich. Thomas Losse-Müller unterstrich noch einmal auf Nachfragen des sehr interessierten Publikums, dass die Kassenärztliche Vereinigung eine wichtige Rolle spiele, um Arztstellen gerade im ländlichen Bereich zu erhalten, Gespräche diesbezüglich würden geführt, aber es fehle an Attraktivität, in den ländlichen Bereich zu wechseln.“
„Auch der Erhalt der noch existierenden Krankenhäuser in Schleswig-Holstein, explizit mit Geburtsabteilungen wie in Geesthacht, stehe an allererster Stelle, medizinische Versorgung gehöre zur Daseinsvorsorge eines jeden Bürgers, und zwar unabhängig davon, ob jemand nun auf dem Land oder in der Stadt lebe. Und dass es anders geht, wurde an dem Beispiel Dänemark deutlich. Anders als in Dänemark würden Familien in Deutschland bei akut entstehendem Pflegebedarf allein gelassen. So sei es aufwendig, einen Pflegegrad und Pflegekräfte zu bekommen. Die Gesellschaft habe sich in den letzten Jahrzehnten von den Menschen wegbewegt, wir stellen nun aber fest, dass wir dringend eine Kehrtwende brauchen. Aufgrund des demografischen Wandels seien viele Menschen mittlerweile allein, die Vereinsamung von Menschen habe erheblich zugenommen, die soziale Zuwendung fehle und Pflege sei zu einem Produkt geworden.“
Diese Situation war Anlass für die SPD-Landtagsfraktion, um eine Vor-Ort-für-dich-Kraft ins Spiel zu bringen. Finanziert aus Landesmitteln sollen zunächst für drei Jahre zirka 100 Personen im Land tätig werden, um die Angebotslücke zwischen gesundheitlicher, pflegerischer und sozialer Unterstützung zu schließen, quasi als aufsuchende Sozialarbeit. Es gehe dabei nicht um eine Konkurrenz zu den Pflegediensten, sondern eher um eine Lotsenfunktion, um früh den Unterstützungsbedarf zu erkennen und medizinische, pflegerische und soziale Leistungen zu vermitteln. Eine berufliche Grundvoraussetzung gäbe es für diese Tätigkeit nicht, aber die Bereitschaft, auf Menschen zuzugehen oder im sozialen Bereich sich zu engagieren, wären sicherlich passend.