Ratzeburg (tbi). Die ersten Reaktionen bei Facebook gab es bereits, bevor die Medien darüber berichtet haben: Die Freie Ratzeburger Wählergemeinschaft (FRW) macht die Begrünung des Ratzeburger Marktplatzes mit Bäumen zum zentralen Thema ihres Wahlkampfes.
Dass der Ratzeburger Marktplatz seit seiner Fertigstellung 2008 mit einer gewissen (Un-) Regelmäßigkeit Thema in der Stadt und in den sogenannten sozialen Medien ist, überrascht nicht. Die aufwändige Umgestaltung zu mehr Stein und weniger Grün hat immer wieder die Gemüter bewegt. Auch die Themen „Parken / Kurzzeitparken“ sorgten stets für lebhafte Diskussionen. Nun hat sich die FRW erneut die Begrünung des Marktplatzes zum Ziel gesetzt und hofft damit, viele Stimmen bei der Wahl zur Ratzeburger Stadtvertretung zu gewinnen. Bei Grillwurst und in auffälligen Schürzen präsentierte die Wählergemeinschaft ihre 12 Kandidierenden in den 12 Wahlbezirken der Stadt und ihre Ideen zum Marktplatz.
FRW-Vorsitzender Armin Bruhn stellte die Kandidierenden vor und sprach von einem „guten Mix“ aus erfahrenen und neuen Gesichtern und zeigte sich erfreut, dass vier Frauen dabei sind. FRW-Fraktionsvorsitzender Jürgen Hentschel erinnerte an das Engagement der FRW in der auslaufenden Legislaturperiode unter anderem bei Themen wie Neubaugebiet Seedorfer Straße, Erneuerung der Domstraße und erläuterte die jüngere Geschichte des Marktplatzes. So habe es 2009 einen fraktionsübergreifenden Arbeitskreis zur Begrünung des Marktplatzes mit Bäumen gegeben. Dessen Abschlussbericht wurde dem Planungs-, Bau- und Umweltausschuss mit der Bitte um „wohlwollende Beratung“ übergeben. Hier stimmten dann lediglich die Mitglieder der FRW für die Begrünung, sodass eine Mehrheit nicht erzielt werden konnte.
Die bisherigen Begründungen gegen eine Begrünung mit Bäumen seien, dass der Architekt sein Urheberrecht verletzt sähe und dieses Recht nicht aufgeben würde. Weiterhin könnten geflossene Fördergelder zurückgefordert werden. Um beide Themen würde sich die FRW kümmern und verspricht sich gute Aussichten, wenn es ein starkes Wahlergebnis für diese Idee am 14. Mai gibt. „Wir sind mit sechs Sitzen in der Stadtvertretung derzeit die zweitstärkste Fraktion (Anmerkung der Redaktion: stärkste Fraktion ist die CDU mit zehn Sitzen), das streben wir als Mindestziel wieder an“, sagte Jürgen Hentschel im Pressegespräch; der Architekt des Marktplatzes würde nicht protestieren, wenn es eine breite Mehrheit für die FRW gäbe. „Wir hoffen, mit diesem Thema die Menschen anzusprechen“, so der Fraktionsvorsitzende, der auch erneut für die Stadtvertretung kandidiert.
Ein weiteres Argument gegen die Begrünung mit Bäumen sei der Schutz der unterirdischen Leitungen vor dem Wurzelwerk und die Zerstörung des Geogitters (Anmerkung: dient der Untergrundstabilisierung). Nach Überzeugung der FRW gelte das Problem dank technischer Wurzelführung als praktisch gelöst und sei untergeordnet zu betrachten.
Bei den vorliegenden Entwürfen der FRW zur Begrünung mit Bäumen habe man sich fachlich beraten lassen und nehme auch das Thema Wasserspeicher, Beschattung und das Herunterkühlen von Innenstädten auf. FRW-Kandidat und stellvertretender Stadtpräsident Andreas von Gropper berichtete, dass Fachleute auch zur Auswahl der Bäume befragt wurden, ebenso habe die FRW bei ihrem Entwurf darauf geachtet, dass Sichtachsen berücksichtigt bleiben „und die Funktionalität des Marktplatzes bleibt vollständig erhalten“, so von Gropper. Von den Kurzzeitparkplätzen würden je Seite zwei Plätze entfallen müssen.
In den nächsten Wochen vor der Kommunalwahl werden die Kandidierenden der FRW immer wieder mit einem Stand auf dem Marktplatz anzutreffen sein. Hier werden sie über ihre Ideen zu Gesprächen einladen.