Herzogtum Lauenburg/Kiel (pm). Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack hat zum Start der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 20. März bis 2. April 2023 dazu aufgerufen, sich gegen rassistische Diskriminierung und Gewalt einzusetzen. „Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, betonte Sütterlin-Waack bei der Auftaktveranstaltung in Kiel, zu der das Landesdemokratiezentrum und der Beauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen Schleswig-Holstein, Stefan Schmidt, eingeladen hatten. „Es ist unsere Pflicht als Gesellschaft, für die Rechte und die Würde aller Menschen einzutreten – insbesondere für diejenigen, die Opfer rassistischer Diskriminierung und Gewalt werden“, sagte die Ministerin.
Aktionswochen der Solidarität
Die Internationalen Wochen gegen Rassismus stehen in diesem Jahr in ganz Deutschland unter dem Motto „Misch Dich ein!“ Rund 70 Veranstaltungen und Angebote stehen in Schleswig-Holstein auf dem Programm, zu denen zivilgesellschaftliche Akteure, Kommunen, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie der Zuwanderungsbeauftragte und die Landespolizei einladen. An den Aktionswochen der Solidarität mit den Gegnern und Betroffenen von Rassismus beteiligen sich in Schleswig-Holstein seit 2014 verschiedene staatliche und nicht staatliche Akteurinnen und Akteure. Das Landesdemokratiezentrum im Innenministerium plant und koordiniert die Veranstaltungsreihe im Land.
Eröffnung im Landeshaus
Auf der Auftaktveranstaltung im Landeshaus lud die Politologin, Sachbuch Autorin und Aktivistin Dr. Emilia Roig in ihrem Vortrag die Teilnehmenden dazu ein, ihre Perspektive, Wahrnehmung und Überzeugungen in Bezug auf soziale Ungerechtigkeit zu erweitern und vertiefen sowie über die Verzweigungen zwischen Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus nachzudenken. Der Impulsvortrag legte auf die UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft einen besonderen Fokus. Musikalisch begleitet wurde der Abend vom Singer-Songwriter Malik Harris.
Breit angelegte Werbekampagne
Um die Internationalen Wochen gegen Rassismus bekannt zu machen und zur Teilnahme aufzurufen, hat das Landesdemokratiezentrum eine große Werbekampagne gestartet. Erstmalig werden eigene Flaggen vor den Ministerien, vor der Landesvertretung in Berlin sowie vor einigen nachgeordneten Behörden wehen, die auf die Veranstaltungsreihe hinweisen und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus setzen. Plakate weisen in zahlreichen Städten sowie in Kiel zusätzlich in Bussen, an Haltestellen und auf digitalen Werbetafeln auf die Veranstaltungen hin. In verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften sind Anzeigen geschaltet. Kooperationspartnerinnen und -partner können zudem die Flaggen als Druckvorlage erhalten oder Banner in ähnlichem Design drucken lassen.
Transparente Umsetzung
In Schleswig-Holstein setzt der Landesaktionsplan gegen Rassismus ein deutliches Zeichen gegen jede Form der rassistischen Diskriminierung. Im Landesportal „schleswig-holstein.de“ stellt das Innenministerium transparent und detailliert dar, wo die Umsetzung des Plans aktuell in allen Bereichen steht. Außerdem bietet die Seite aktuelle Informationen zu Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Förderungen.
schleswig-holstein.de/landesaktionsplan-gegen-rassismus
Rassismus betrifft uns alle
Rassismus gehört nach wie vor zum Leben vieler Menschen und äußert sich in Form von alltäglicher Ausgrenzung und Diskriminierung. Rassismus zieht sich durch die ganze Gesellschaft. Schon im jungen Kindesalter werden Vorurteile entwickelt. Bei der Debatte um Rassismus geht es darum zu erkennen, dass Rassismus und weitere Formen der Diskriminierung in allen Lebensbereichen und Altersgruppen vorherrschen und entstehen können und sich oftmals unterhalb der strafrechtlich relevanten Grenze bewegen, und diesen entschlossen entgegenzutreten.
Aktuelle Studien
Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hat zwar im Mai 2022 in seiner Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor bestätigt, dass rassistische Vorstellungen in Deutschland immer noch weit verbreitet sind. Mittlerweile existiert in der Gesellschaft aber ein breites Bewusstsein darüber, dass Rassismus eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung ist und rassistische Realitäten den Alltag vieler Menschen in Deutschland prägen. Auch sind knapp 70 Prozent der Menschen in Deutschland bereit, sich aktiv gegen Rassismus zu engagieren.
In ihrem aktuellen „Lagebericht Rassismus in Deutschland. Ausgangslage, Handlungsfelder, Maßnahmen“ weist Staatsministerin Reem Alabali-Radovan auf die große Gefahr von Rassismus für die demokratische Gesellschaft hin und verdeutlicht, wie wichtig es der Bundesregierung ist, gegen Rassismus zu kämpfen. Der Lagebericht erkennt erstmals Rassismus in all seinen Facetten und Folgen für die Betroffenen an und schafft zudem eine wissenschaftliche Grundlage für Handlungsfelder und Maßnahmen erfolgreicher Arbeit gegen Rassismus, aber auch für Lücken, die geschlossen werden müssen. Laut Lagebericht haben knapp ein Viertel der Befragten (22 Prozent) in allen Bereichen der gesellschaftlichen Teilhabe in Deutschland Rassismus erfahren oder erleben ihn noch immer.
Historischer Hintergrund
Der Internationale Tag gegen Rassismus soll darauf aufmerksam machen. Zugleich dient er dem Gedenken der Opfer des Massakers von Sharpeville in Südafrika, das am 21. März 1960 verübt wurde. Während einer Demonstration gegen die Apartheidgesetze in der südafrikanischen Stadt wurden 69 Menschen getötet und viele weitere zum Teil schwer verletzt. Wenige Jahre später riefen die Vereinten Nationen den 21. März zum Gedenktag aus, der auch ein Aktionstag sein soll, um sich deutlich gegen Rassismus zu positionieren.