Mölln (tbi). Während es aus den USA und aus der Schweiz hellhörig machende Meldungen zu Geldinstituten gibt, legte die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (KSK) ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 vor. Dass Vorstandsvorsitzender Dr. Stefan Kram und Vorstand Udo Schlünsen bei der Bilanz-Pressekonferenz das Jahr 2022 mit relativer Gelassenheit analysieren konnten, lag nicht nur an den Zahlen.
Am Vortag der Pressekonferenz am Sitz der KSK in Mölln hatte der Kreistag die Wiederbestellung von Dr. Kram für weitere fünf Jahre als Vorstandsvorsitzender genehmigt. „Das ist ein Vertrauensbeweis“, so Dr. Kram. Und das nach einem – so der Vorsitzende – „extrem anspruchsvollen Geschäftsjahr 2022″. Warum das Jahr für den Finanzmarkt herausfordernd war, erklärte Dr. Kram: „Auch wenn die Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Inflation und Zinswende das Jahr für uns und unsere Kundinnen und Kunden spürbar erschwert haben, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“. Die KSK spricht von einem „soliden Wachstum“ und beziffert die Bilanzsumme auf 4,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Beratung der Kundinnen und Kunden sei aufgrund der wirtschaftlich komplexen Lage oberste Priorität gewesen. Dieses Angebot sei gerne angenommen worden. Rund 30.000 Kundengespräche absolvierte die KSK im Jahr 2022. Hinzu seien 259.722 Telefongespräche gekommen, die KSK-Beraterinnen und -Berater mit ihren Kundinnen und Kunden führten. Das sei ein Zuwachs von rund 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Die Regionalität steht für uns im Vordergrund; wir möchten regional stark verankert bleiben“, so Dr. Stefan Kram, der damit auch erklärte, dass es für die KSK – die einzige Kreissparkasse in Schleswig-Holstein, die im Alleineigentum eines Landkreises steht – keine Pläne für Fusionen mit anderen Geldinstituten gebe.
Primärer Treiber der Bilanzsumme sei das Kreditgeschäft. Dr. Kram: „Mit insgesamt 482 Millionen Euro Kreditsumme haben wir private Haushalte und Unternehmen unseres Kreises gestützt“. Ab dem dritten Quartal sei die Nachfrage spürbar zurückgegangen, aber diese Entwicklung sei vorhersehbar gewesen: „Die Zeitenwende ist auch eine Zins- und Inflationswende. Die gestiegenen Preise und Zinsen verteuern für Kundinnen und Kunden einen Kredit erheblich“, so der Vorstandsvorsitzende.
Das gilt insbesondere auch für die Baufinanzierung. Zwar konnte die KSK im Kreis Herzogtum Lauenburg Bauvorhaben mit rund 236 Millionen Euro unterstützen, gleichzeitig spüre man derzeit bei Investitionsvorhaben aber eine Zurückhaltung. „Baustoffknappheit und die gestiegenen Energiepreise belasten zukünftige Bauherren enorm.“ Dennoch sei der Wunsch nach den eigenen vier Wänden im Kreis ungebrochen, so Dr. Kram. 815 Kundinnen und Kunden haben mit Hilfe der KSK ihre Wohnträume verwirklichen können. Der Baufinanzierungsstand ist um 99 Millionen Euro (plus 8,4 Prozent im Vergleich zu 2021) auf 1275 Millionen Euro gestiegen. Das sei der stärkste Zuwachs einer Sparkasse im Land Schleswig-Holstein.
Das zeige auch das Jahresergebnis der KSK-Immobilienvermittlung: 169 Objekte hätten mit Hilfe der Maklerinnen und Makler der Kreissparkasse im vergangenen Jahr den Eigentümer gewechselt. Das Herzogtum Lauenburg ist in Schleswig-Holstein die Region mit der größten Wertsteigerung für Immobilien bis zum Jahr 2035, so eine aktuelle Postbank-Studie (Bundesvergleich: Platz sieben). „Das zeigt deutlich: In unserem Kreis ist mit der passenden Beratung eine Immobilien-Investition ein guter Baustein für den Vermögensaufbau“, erklärte KSK-Vorstandsmitglied Udo Schlünsen. „Unsere Immobilien-Experten navigieren unsere Kundinnen und Kunden durch dieses komplexe Marktumfeld und begleiten sie bei Kauf und Verkauf.“ Durch die Energiepreisentwicklung der letzten 12 Monate rücke dabei die energetische Modernisierung eines Hauses immer mehr in den Fokus. Deswegen habe die KSK ihre Experten zu Energie-Coaches ausbilden lassen. „Gemeinsam prüfen wir, welche bauliche Maßnahmen sich zum Energiesparen anbieten und welche staatlichen Förderungen dafür genutzt werden können“, so Schlünsen.
Für ein passgenaues Lagebild käme auch ein Werkzeug zum Einsatz, das die individuellen Daten einer Immobilie (Wohnfläche, Alter, bereits erfolgte Modernisierungen, Ausstattung und weitere Daten) verarbeite.
Mit der Anhebung der Leitzinssätze durch die Europäische Zentralbank (EZB) fiel für KSK-Kundinnen und -Kunden auch das Verwahrentgelt (auch: „Negativzinsen“) weg. „Wir haben Wort gehalten: Mit den gestiegenen Leitzinssätzen haben wir das Verwahrentgelt für unsere Kundinnen und Kunden zum 27. Juli 2022 abgeschafft“, so Dr. Stefan Kram. Der Zinsanstieg bedeute allerdings keine Entwarnung für Sparende. Denn auch wenn Institute wieder Zinsen auf Kundeneinlagen zahlen, würde die hohe Inflationsrate die Vermögensentwicklung wieder ins Minus drehen. „Durch die hohe Preissteigerung verliert das Ersparte stetig an Kaufkraft und damit an Wert – trotz Zinssteigerung“, so Dr. Kram.
KSK-Kunden schützen sich mit Wertpapieren vor der Inflation Deswegen weise die KSK ihre Kundinnen und Kunden den Weg vom Sparkonto zur Investition in Sachwerte. „Unser erster Auftrag ist es, das Vermögen unserer Kundinnen und Kunden zu mehren und sie bei der Altersvorsorge zu unterstützen“, erklärte Udo Schlünsen. Und das mit Erfolg: 61 Millionen Euro hätten die KSK-Kunden nach Beratung zusätzlich in Einzelaktien, Fonds, und weitere Sachwerte investiert. „Unser ‚Best-in-Class‘-Ansatz ist dabei entscheidend“, erklärte Udo Schlünsen. Mit der „Best-in-Class“-Strategie der KSK wählen Kundinnen und Kunden das beste verfügbare Produkt auf dem gesamten Markt aus. Damit sei die KSK Vorreiterin in der Sparkassen-Welt.
Eine große Auswahl würden die neueingeführten Girokonten und das KSK-Hausbankmodell bieten. „Wir haben unsere neuen Kontomodelle den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden angepasst. Unser Ziel war es, dass sich jeder, je nach seinen Bedürfnissen, das richtige Modell nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen kann“, so Dr. Stefan Kram. Viele Leistungen seien mit den neuen Modellen auf Wunsch neuerdings unbegrenzt nutzbar. „Gleichzeitig koppeln wir unsere Girokonto-Tarife an ein Treueprogramm, das mit den Leistungen der KSK besonders vernetzten Kunden günstigere Konditionen ermöglicht.“
Das neue Angebot sei sehr gut angenommen worden: 6.674 neue Kontoeröffnungen zählte die KSK im Jahr 2022 und kam damit insgesamt auf insgesamt 96.983 Privat- und Geschäftsgirokonten. „Wir sind stolz darauf, der größte Förderer des Breitensports, der Kultur und der Bildung in unserer Region zu sein“, so der Vorstandsvorsitzende. Im vergangenen Jahr unterstützten die KSK und die KSK-Stiftung Organisationen und Projekte mit insgesamt 748.400 Euro. Wichtiger Bestandteil sei der „KSK-VereinsPreis 22″ gewesen: „Nachdem in den Pandemiejahren das Vereinsleben nahezu zum Stillstand kam, war es uns besonders wichtig, die wertvolle Arbeit unserer Vereine zu stärken“, erklärte Dr. Kram. Insgesamt 100.000 Euro erhielten Vereine, die sich mit Förderprojekten auf den Preis beworben hatten. „Wir freuen uns, heute sagen zu können, dass der „VereinsPreis“ in die zweite Runde geht. Ab sofort können sich Vereine mit ihren Projekten auf ksk-vereinspreis.de wieder um 100.000 Euro Förderung bewerben.“
Das allgegenwärtige Problem des Fachkräftemangels geht erwartungsgemäß auch an Geldinstituten nicht vorbei. Die KSK sucht auch für diesen August noch Auszubildende; die „Fachkräfte von morgen“. „Als einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder im Kreis tragen wir eine besondere Verantwortung, denn wir bilden die Fachkräfte von morgen aus“, so Dr. Stefan Kram. Die KSK biete eine attraktive Ausbildung mit einem spannenden gesellschaftlichen Auftrag und setze immer stärker auf „Digital Natives“. „Unsere Kundinnen und Kunden werden immer digitaler, deswegen haben wir unsere Ausbildung auch daraufhin ausgerichtet.“ Wer die digitale Kreissparkasse von morgen mitgestalten möchte, könne sich auf dem Karriereportal der KSK informieren und bewerben.
Zu den Bank-Meldungen aus den USA und der Schweiz sagten die erfahrenen Banker in Mölln, dass die Krisen dort verschiedene Ursachen hätten und nicht zusammenhingen. Auswirkungen auf die KSK seien nicht zu erwarten.
Noch einige Zahlen für 2022:
- Gesamtbestand Kundenkredite: 3,08 Milliarden Euro
- Private Baufinanzierungen: 235,6 Millionen Euro
- Kundeneinlagen gesamt: 2,76 Milliarden Euro
- Mitarbeitende: 491, davon sind 29 in Ausbildung