Sandesneben (sn). 90 Jahre nach der Machtübertragung und 77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz nutzten die Jahrgänge 9 und 10 der Gemeinschaftsschule Sandesneben die Projektwoche am Anfang des zweiten Halbjahres, um mehr über die zwölf Jahre zwischen 1933 und 1945 zu erfahren. Wie haben die Nationalsozialisten in kürzester Zeit ihre Macht gefestigt? Und was haben sie in den Konzentrationslagern den Menschen angetan?
Für die über 150 SchülerInnen stand bei dieser Projektwoche auch ein Besuch in der Gedenkstätte Ahrensbök, nördlich von Lübeck, auf dem Programm. Täglich fuhren jeweils zwei Klassen mit dem Reisebus von Sandesneben ins nur etwa eine Stunde entfernte ehemalige frühe Konzentrationslager. Vor Ort erfuhren sie von den MitarbeiterInnen und ehrenamtlichen HelferInnen des Trägervereins, wie bereits 1933, in den Anfangstagen der Nazi-Herrschaft, Ostholstein zur „Probebühne des 3. Reichs“ wurde. Die Jugendlichen erfuhren auch, wie im Frühling 1945 der Todesmarsch von Auschwitz (im heutigen Polen) über die Konzentrationslager Mauthausen (Österreich), Dora-Mittelbau (im Harz) und Neuengamme (bei Hamburg) in Ahrensbök Station machte. In Workshops lernte sie Biographien von Tätern und Opfern kennen und erfuhren durch aufgezeichnete Zeitzeugenberichte und eigene Recherchen in der Ausstellung von den grausamen Lebens- und Arbeitsbedingungen im Konzentrationslager.
Nach dem Besuch der vergleichsweise kleinen KZ-Gedenkstätte hatten viele Jugendliche das Bedürfnis mehr zum Thema Nationalsozialismus zu erfahren, denn von der Lebenswirklichkeit der jungen Leute ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 letztlich genausoweit entfernt wie die Französische Revolution 1789 oder Varusschlacht zwischen den Germanen und Römern im Jahr 9 n.Chr.. Schulleiter Jan Rüder dankte vor allem der „Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten“, „ohne deren großzügige Unterstützung diese Besuche in der Gedenkstätte Ahrensbök nicht möglich gewesen wären.“