Ratzeburg (aa). Der Fachkräftemangel in der Pflege ist ein wachsendes Problem, das die Gesundheitsversorgung deutschlandweit beeinträchtigt. Auch bei den Ameos Einrichtungen in Ratzeburg steht man vor dieser Herausforderung. Als ein Teil der Lösung hat sich in den letzten Jahren dort ein Programm etabliert, in dem marokkanische Pflegefachkräfte und Auszubildende für eine Tätigkeit hier vor Ort vorbereitet und ausgebildet werden.
Das Projekt wurde zunächst nur mit Auszubildenden gestartet, wie Meike Schoop, Pflegedirektorin der Ameos Einrichtungen Ratzeburg berichtet. Rachid Amessegher, Projektleiter und Pflegedienstleiter in der Pflegeeinrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung in Neustadt, ergänzt: „Wir haben die Idee dann weiterentwickelt und auf Fachkräfte ausgedehnt.“ Diese kämen neben Ratzeburg auch anderen Ameos-Standorten wie Neustadt, Oldenburg und Heiligen Hafen zum Einsatz.
Für die Akquise der Fachkräfte habe man in Marokko eine Sprachschule gegründet, dort sowie über Socialmediakanäle würden diese akquiriert. Die Sprachkurse erhalten die Bewerber kostenfrei und sind zudem Voraussetzung, um ein Visum für die Arbeit in Deutschland zu erhalten. „Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Marokko viel mehr junge Menschen“, erklärt Amessegher. Die Arbeitsmarktsituation sei zudem eine andere. Viele seien nach ihrer Ausbildung erstmal arbeitssuchend.
So sind nun seit kurzem vier marokkanische Mitarbeiter. Sie haben bereits eine Ausbildung in der Pflege in ihrem Heimatland erfolgreich abgeschlossen. Sie bekommen von Ameos zunächst eine Wohnung gestellt. Die nächsten Monate, davon werden sie in den ersten drei noch intensiv sprachlich begleitet, arbeiten sie bereits angeleitet auf den Stationen mit und bereiten sich auf ihre Prüfungen vor. Ziel ist ihre Anerkennung als examinierte Pflegekräfte nach deutschem Recht. Zudem ist seitens Ameos das Ziel, die neues Fachkräfte auch dauerhaft in Ratzeburg zu halten, auch wenn sie nach bestandener Prüfung auf dem Arbeitmarkt den nächsten Arbeitgeber frei wählen könnten.
„Es ist etwas schwierig die Umgangssprache zu verstehen“, antwortet Marjam Tualeb auf die Frage, was hier in Deutschland zunächst die größten Herausforderungen sind. Die 31-Jährige ist seit zwei Monate bei Ameos in Ratzeburg im Einsatz. Darüber hinaus komme sie gut zurecht. Auch ihr Kollege Ez Zoulati gefällt die Arbeit hier sehr gut. „Die Kollegen sind freundlich, meine Erwartungen wurden bis jetzt erfüllt und das Winterwetter ist hier auch gar nicht so anders“, verrät er. Maroi Tualeb sagt: „Meine Familie vermisst mich sehr, aber Deutschland ist eine gute Chance für mich und ich daher möchte ich hier bleiben.“
„Sowas funktioniert nur, wenn das ganze Haus und das Team dahinterstehen und das Projekt mittragen. Da bin ich allen Mitarbeitern sehr dankbar“, beschreibt Meike Schoop abschließend.