Wohltorf/Aumühle (pm). Durch ihr gemeinsames Bauwagen-Projekt ist die Jugendarbeit der evangelischen Gemeinden Wohltorf und Aumühle in den vergangenen Jahren enger zusammengewachsen. Und die Geschichte geht weiter.
Schon einmal von „Wohlmühle“ gehört? Ein alter Zirkuswagen, die Farbe abgeblättert, das Holz verwittert – der blaue Schriftzug „Circus Fliegenpilz“ erzählte von längst vergangenen Zeiten. Lange hatten die Jugendlichen der Kirchengemeinden Aumühle und Wohltorf nach so einem Objekt als Zentrum für ihre Treffen und als mobilen Rückzugsort gesucht und ihn schließlich 2020 gefunden und gekauft. Seitdem wird mit Unterbrechungen an dem Wagen gewerkelt. „Geht nicht, gibt’s nicht“ lautet das fast schon trotzige Motto des Teams, das sich bisher nicht hat entmutigen lassen.
Alter Aufbau des Wagens wird abgerissen
Denn auch das Jahr 2022 brachte so einige Herausforderungen mit sich. Bereits 2021 zeichnete sich ab, dass der wunderschöne Aufbau des Wagens nicht zu erhalten ist. „Je mehr entnommen wurde, desto mehr wurde klar, dass wir den Aufbau nicht erhalten können“, erzählt Lisa Feil aus dem PR-Team des Bauwagenprojekts. „Es gab immer wieder das Gefühl: ‚Ohje, jetzt das auch noch‘. Aber dann kam die Stimmung auf: ‚Jetzt machen wir es einfach richtig!‘. Und Rebecca Lekebusch, die von Beginn an dabei ist, ergänzt: „Der vollständige Rückbau war für uns alle frustrierend, weil wir den Bauwagen wegen seines Zirkuswagen-Charmes ausgesucht hatten“.
Arbeiten am Fahrgestell und viele Aktionen
Nach dem Abriss des alten Aufbaus ging es im Frühjahr 2022 darum, das Fahrgestell wieder zum Glänzen zu bringen. Es ging ans Schleifen, Entrosten, Grundieren und Neu-Lackieren, eine mühsame Arbeit. Immer samstags traf sich, wer Zeit und Lust hatte, am Bauwagen, um zu werkeln. Nach dem Corona-Winter war im Frühjahr das Bedürfnis nach Geselligkeit bei den Jugendlichen groß. Man wollte sich nicht nur zum Bauen treffen. So entstanden im Team viele Ideen zu Kreativ-Workshops.
Es gab Kletteraktionen, gemeinsames Grillen, Spieleabende, wo immer wieder neue Gesichter auftauchten und Jugendliche auf das Bauwagen-Projekt aufmerksam wurden. Ein Höhepunkt des Jahres war der Graffiti-Workshop, bei dem das alte abrissbereite Gemeindehaus in Wohltorf mit Graffitis besprüht werden durfte. „Über solche Aktionen kommen immer wieder neue Leute dazu und werden auf die Jugendarbeit aufmerksam“, berichtet Lisa Feil. Gleichzeitig bieten sie Raum dafür, Ideen für die weitere Gestaltung des Bauwagens zu sammeln. Denn hier ist nichts „in Stein gemeißelt“.
Tischler fertigt neuen Aufbau für den Zirkuswagen an
Das Fahrgestell kam im Oktober 2022 schließlich zu einem ortsansässigen Tischler, der einen neuen Aufbau aus Holz anfertigte. Ebenfalls begleitet von kleinen Gruppen Jugendlicher, die ihn an mehreren Freitagen bei den Arbeiten unterstützten. Der größte Meilenstein des Jahres 2022 war, da sind sich alle einig, schließlich das Richtfest am 4. Dezember. Endlich war wieder ein Bauwagen zu erkennen und die Idee des mobilen Jugendtreffs greifbarer. Fenster und Türen sollen auch bald eingebaut werden.
„Ich freue mich, dass wir die nervige Entrostungszeit hinter uns haben und dass es jetzt bunter und kreativer wird. Jetzt kommt die inhaltliche Gestaltung. Was wollen wir damit machen? Welche Gruppen können es nutzen, bei welchen Events kann es auftauchen? Zu welcher Gemeinde soll es fahren?“, sagt Steffen Weichert, der seit Jahren ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig ist. Er sieht in dem Projekt eine große Chance, die unterschiedlichen Gruppen in den Gemeinden besser zu vernetzen – zum Beispiel eine Verbindung zwischen Konfirmanden- und Jugendarbeit zu schaffen und auch mehr Durchlässigkeit zu den Erwachsenengruppen herzustellen.
Große Akzeptanz und Unterstützung für „Wohlmühle“
Wie sehr das Projekt in der Region wertgeschätzt wird, sehen die Jugendlichen und ihre Teamer auch an den zahlreichen Spenden und Unterstützern. Dazu gehören die Kirchengemeinden und politischen Gemeinden Aumühle und Wohltorf, die Stiftung der Kreissparkasse Herzogtum-Lauenburg, der Verein Andere Zeiten, der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, die Ev. Jugendstiftung des Kirchenkreises, das Bundesförderprogramm „Aufholen nach Corona“, der Kreis Herzogtum Lauenburg und zahlreiche Privatpersonen.
Langfristig soll der Wagen, der im Frühjahr für weitere Arbeiten nach Aumühle gezogen wird, in Wohltorf stehen. Hier ist ein fester Platz neben der zukünftigen, im Bau befindlichen Kita vorgesehen, mit der entsprechenden Infrastruktur wie Toiletten im angrenzenden Pastorat. Die Vision sei dennoch, so Steffen Weichert, dass der Wagen mobil bleibt und bei Bedarf mithilfe eines Traktors zu bestimmten Events an andere Orte gebracht werden kann.
Viel kreatives Potenzial für 2023
„Mir schwebt ein Workshop im Frühling/ Sommer vor“, sagt Steffen Weichert. „In dem es darum geht: Wie kann man jetzt den Wagen in die Jugendarbeit einbinden? Welche Events finden in Zukunft mit dem Wagen statt?“ Das nächste Etappenziel ist aber der Innenausbau des Wagens durch die Jugendlichen. Und hier ist noch viel Raum für kreative Ideen und tatkräftige Mitarbeit! Alle anstehenden Workshops und Termine veröffentlicht das Bauwagen-Team auf seinem Instagram Kanal @juwa-wohlmuehle.de und auf seiner Homepage https://jugend-wohlmuehle.de.