Ratzeburg (tbi). Fast auf den Tag genau vor einem halben Jahr, am 20. Mai, wurde Richtfest gefeiert (Herzogtum direkt berichtete), am Mittwoch, 23. November, konnte Ratzeburgs Bürgermeister Eckhard Graf sich vor Ort einen Eindruck über den Baufortschritt verschaffen. Die Presse durfte ihn begleiten.
Die Wände sind weiß, die Küchen und Bäder installiert; es fehlen noch Möbel und Menschen, die das neue Schlichthaus mit Leben erfüllen. Zumindest zeitweise, denn für ein Dauerwohnen ist ein Schlichthaus nicht konzipiert. Menschen, die in Not geraten sind, die seitens der Polizei kurzfristig ein Übergangszuhause benötigen und auch Geflüchtete sollen hier für eine begrenzte Zeit eine Unterkunft finden. Daher sind die insgesamt zwölf Wohnungen auch eher klein und seitens der Stadt Ratzeburg mit dem Nötigsten ausgestattet. Aber auch zwei barrierefreie Wohnungen im Erdgeschoss stehen zur Verfügung. Insgesamt sind es 370 Quadratmeter, die Wohnungsgrößen liegen zwischen 25 bis 52 Quadratmetern.
„Es ist etwas Tolles daraus geworden“, sagte Bürgermeister Graf bei der Begehung unter Bezugnahme auf seinen ersten Eindruck beim Richtfest. „Wir sind gemeinsam trotz Corona, trotz Lieferengpässen gut durch den Bauzeitenplan gekommen und konnten auch die Kosten halten“, so Graf.
Das bestätigte Architekt Ruben Kienast; 1,45 Millionen Euro waren für den Neubau, der den früher so genannten „Langen Jammer“ ersetzt, veranschlagt und diese Summe wurde nicht überschritten. Das Architektenbüro Kienast und Kienast aus Mölln hatte die Planung und die Bauleitung übernommen. „Es freut uns, dass wir hier den Start für den Fortschritt für das gesamte Baugebiet Seedorfer Straße sehen können“, so Ruben Kienast. Mit dem neuen Schlichthaus sei ein Standard erreicht worden, der für die Bewohnenden und die Nachbarschaft wirklich eine Verbesserung darstellt.
„Dass sich das äußere Erscheinungsbild wunderbar anpasst, sagen auch die Nachbarn“, so Michael Wolf, Fachbereichsleiter Stadtplanung, Bauen und Liegenschaften. Gemeinsam mit Julia Höltig vom Fachdienst Stadtplanung und Hochbau führte Wolf durch das Gebäude. Dabei erklärte Michael Wolf auch die neuartigen Belüftungsanlagen, die auch über eine Wärmerückgewinnung verfügen und für den notwendigen Luftaustausch in den Räumen sorgen, auch wenn diese einmal leer stehen oder nicht hinlänglich belüftet werden. „Diese Anlagen laufen immer und können nicht ausgeschaltet werden“, sagte Wolf. Beheizt wird das Gebäude über Solarthermie und mit Gas.
Werner Rütz, Vorsitzender des städtischen Planungs-, Bau- und Umweltausschusses, sprach von „Glück“, dass die Kosten gehalten werden konnten und die Bauzeit nur rund zehn Monate betrug. „Das liegt auch daran, dass nur ortsansässige Firmen am Bau beteiligt waren“, sagte Rütz.
In den nächsten Tagen erfolgen seitens der Stadt die Restarbeiten zur Ausstattung (zum Beispiel Kühlschränke, Möbel, Vorhänge, Pflanzungen in der Außenanlage), dann sind die Wohnungen noch vor Weihnachten bezugsfertig. Die Wohncontainer, in denen derzeit Menschen in Not untergebracht sind, sollen erst einmal erhalten bleiben, um bei Bedarf weitere Geflüchtete unterbringen zu können.