Kiel (pm). Die Landesregierung will die Struktur der Förderung der Sprach-Kitas in Schleswig-Holstein nach dem angekündigten Rückzug des Bundes aus der Förderung erhalten. Dafür soll mit Landesmitteln ein Förderprogramm aufgelegt werden, das sich stark an dem Bundesprogramm orientiert. Es folgt dem Ziel, neben der bereits bestehenden finanziellen Landesförderung für Sprachbildung und -förderung im Standard-Qualitäts-Kosten-Modell (SQKM) die Sprach-Kitas zu erhalten. Einen entsprechenden Beschluss hat das Kabinett heute in Kiel gefasst.
„Nachdem sich der Bund aus der Verantwortung zieht, sichern wir als Land den Fortbestand unserer Sprach-Kitas dauerhaft und nehmen dafür die finanziellen Mittel in die Hand. Wir ermöglichen so Kindern, Eltern und den Verantwortlichen an den Kitas in Schleswig-Holstein eine langfristige Perspektive. Vom Bund erwarte ich, dass er zu seiner Ankündigung steht, mindestens die Förderung im ersten Halbjahr 2023 sicherzustellen. Zudem müssen die bestehenden Förderstrukturen für die einrichtungsübergreifende Fachberatung und die Leistungen der Service-Stelle in Berlin grundsätzlich erhalten bleiben“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther heute in Kiel.
Familienministerin Aminata Touré stellte den Wert der neuen Förderung für die frühkindliche Bildung und das Fachpersonal heraus: „Sprach-Kitas werden in Schleswig-Holstein unabhängig von Bundesprogrammen fortan zu einem dauerhaften Bestandteil der frühkindlichen Bildung. Das ist ein Meilenstein und eröffnet insbesondere den zahlreichen engagierten Fachkräften in diesem Bereich eine verlässliche Perspektive. Das ist gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel eine wichtige Entscheidung.“
Mit dem Haushaltsentwurf für 2023 wird die Landesregierung für das kommende Jahr Mittel in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro einplanen, um den Wegfall des Bundesprogramms ab dem zweiten Halbjahr abzufedern. Ab 2024 sollen die Kitas dann jährlich mit rund 7 Millionen Euro unterstützt werden.
Die schleswig-holsteinische Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold erklärte: „Mit der Bereitschaft der Übernahme der Kosten für die Sprachförderung wollen wir im Vorfeld der Konferenz der Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen ein klares Zeichen setzen. Wir gehen einen ersten Schritt auf den Bund zu. Damit verbunden ist unsere Erwartung, dass es bei den anstehenden Themen insgesamt zu einer fairen Lastenverteilung zwischen Bund und Ländern kommt. Sieben Millionen Euro jährlich für Sprachförderung sind angesichts der aktuellen Finanzlage des Landes ein relevanter Betrag und zeigen, dass Kita-Politik für uns Priorität hat. Es geht darum, den Kleinsten unserer Gesellschaft die besten Chancen beim Aufwachsen zu bieten.“
Hintergrundinformationen:
Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ besteht seit 2016, der Bund hat im Sommer dieses Jahres mitgeteilt, dass es am 31. Dezember 2022 – entgegen der Vereinbarung im Bundeskoalitionsvertrag – beendet wird. In diesem Förderprogramm werden die Kita-Teams durch zusätzliche Fachkräfte (0,5 Stellen) mit Expertise im Bereich der sprachlichen Bildung verstärkt, die direkt in der Kita tätig sind. Diese beraten, begleiten und unterstützen die Kita-Teams bei der Weiterentwicklung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung. Zusätzlich finanziert das Programm eine zusätzliche Fachberatung, die kontinuierlich und prozessbegleitend die Qualitätsentwicklung in den Sprach-Kitas unterstützt.
Das Land Schleswig-Holstein unterstützt die Sprachbildung und -förderung bereits heute aus eigenen Mitteln für alle Kitas über das Standard-Qualitäts-Kosten-Modell (SQKM). Zudem hat das Land eine besondere Qualifizierung zur Alltagsintegrierten Sprachbildung entwickeln lassen und fördert die Umsetzung und Evaluation dieser mit rund 1,6 Millionen Euro. Hinzu kommen jährliche Fachtage und Beratungsangebote.
Das Land wird nun ein Förderprogramm auflegen mit dem Ziel, den Wegfall des Bundesprogramms und die damit verbundenen etablierten Strukturen bestmöglich zu kompensieren.