Herzogtum Lauenburg (pm). Die hohen Kosten der Energie und die Versorgungsengpässe bedrohen viele Unternehmen in ihrer Existenz. „Wir erwarten, dass der Staat die Wirtschaft nachhaltig unterstützt. Strom und Gas müssen in ausreichender Menge und zu fairen Preisen verfügbar sein, damit wir weiterhin produzieren können“, sagte Jochen Brüggen, Vicepräses der IHK zu Lübeck, nach einer Ad-hoc-Sitzung des IHK-Ausschusses für Industrie und Energie unter seinem Vorsitz. Weitere Belastungen für die Betriebe lehnte das Gremium ab. „Bisher war es vor allem die Industrie, die umfangreich Strom und Gas eingespart hat, um ihren Beitrag zu leisten. Es kann daher nicht sein, dass die Unternehmen weiterhin vor einer unsicheren Zukunft stehen. Wir erwarten einen klaren Plan, wie unser Land diese herausfordernde Situation überstehen soll und weitere Preissteigerungen ausbleiben“, betonte Brüggen.
In den Unternehmen sei die Lage aufgrund der Unsicherheiten bei der Energieversorgung sehr angespannt. Seit dem 23. Juni 2022 gilt die Alarmstufe des Notfallplans für die Gasversorgung. Die Versorgungssicherheit sei nach Angaben der Bundesnetzagentur zwar weiterhin gewährleistet, der Gesamtspeicherstand in Deutschland liege bei knapp 87 Prozent. Aber aufgrund der Verknappung des Gases sind die Großhandelspreise stark angestiegen und bewegen sich weiterhin auf sehr hohem Niveau. Brüggen: „Ohne ein Eingreifen der Politik werden viele Unternehmen im kommenden Jahr ihre Tore schließen müssen, ohne selbst für diese Entwicklung verantwortlich zu sein.“
Die Mitglieder des IHK-Ausschuss diskutierten über Lösungen, die helfen könnten, die Energiepreise nachhaltig zu stabilisieren und die Betriebe zu entlasten. „In der aktuellen Situation klingt die Idee der Gasumlage zynisch, weil der Staat wieder einmal diejenigen in die Verantwortung nimmt, die für die Entwicklung nicht verantwortlich sind. Die Umlage ist aber noch das geringste Problem. Viele Unternehmen erhalten heute schon keine neuen Angebote mehr für ihre Strom- und Gasversorgung“, betonte der Vorsitzende. „Kunden, die nicht in der Niederspannung angeschlossen sind, haben dabei kein Anrecht auf Ersatzversorgung – und stehen im Fall der Fälle ohne Strom da.“
Nach eingehender Analyse der Lage und Abstimmungen mit Experten in Schleswig-Holstein und beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin fordert der Ausschuss eine Stabilisierung des Energiemarktes und eine Erhöhung der Kapazitäten in der Stromversorgung. Dafür sei es erforderlich, alle verfügbaren Kapazitäten zu nutzen, auch die drei noch laufenden Kernkraftwerke. „Allein werden wir die Probleme nicht in den Griff kriegen, daher bedarf es eines europäischen Preisdeckels“, so Brüggen.
Schleswig-Holstein erleichtere den Unternehmen durch eine zügige Realisierung der vom Bund auf den Weg gebrachten Ausnahmeregelungen den Ersatz von Gas mit anderen Energieträgern und ermögliche damit den sogenannten fuel switch. Grundsätzlich gelte es, auch in „normalen“ Zeiten die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, forderte Brüggen. Der Ausschuss wird sich weiterhin regelmäßig zur aktuellen Lage austauschen und seine Forderungen in die politische Diskussion einbringen.