Kastorf/Lauenburg/Linau (pm). Der Fachkräftemangel bleibt trotz aller Krisen eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen. Das wurde bei der Sommertour 2022 der IHK zu Lübeck erneut deutlich. Hauptgeschäftsführer Lars Schöning, Vicepräses Thomas Buhck und Dr. Sabine Hackenjos, Ansprechpartnerin der IHK für den Kreis Herzogtum Lauenburg, besuchten drei Unternehmen zwischen Lübeck und der Elbe und erkundigten sich im Dialog mit den Geschäftsleitungen, wo aktuell der Schuh drückt und wie die IHK den Betrieben helfen kann. „Vom Optimismus, der Tatkraft und der Innovationsfähigkeit der Unternehmen bin ich begeistert. Alle drei sind Vorzeigebetriebe in unserem Kreis“, sagt Buhck zusammenfassend nach der Tour.
Zu einem weit über Europa hinaus agierenden Unternehmen hat sich die Claus Rodenberg Waldkontor Gesellschaft mit Sitz in Kastorf entwickelt. Die Claus Rodenberg Gruppe beliefert Industriekonzerne und mittelständische Unternehmen weltweit in mehr als 20 Ländern mit Rundholz und Sägenebenprodukten und sichert damit die gesamte Lieferkette mit eigenen Ressourcen ab. Die Wertschöpfung erfolgt von der Holzernte bis hin zur Lieferung zum Endverbraucher – mit Lkw, Bahn, See- oder Binnenschiff, wobei der Energieverbrauch der jeweiligen Transportmittel im Vordergrund steht. „Bei unseren Aktivitäten setzen wir stark auf die Nachwuchsfachkräfte“, sagte Personalleiterin Constanze Behm. Daher bildet das Unternehmen in unterschiedlichen Berufen aus. Außer Forstwirten und Berufskraftfahrern – darunter aktuell auch eine angehende Berufskraftfahrerin – steigen bei den Kastorfern auch viele angehende kaufmännische Facharbeiter ins Berufsleben ein. Für sein langjähriges Engagement für eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhielt das Unternehmen den IHK-Ausbildungs-Award 2022. Constanze Behm, Referentin für Unternehmenskommunikation Eva Schöttler und Ausbilderin Nancy Köhler nahmen die Urkunde, einen Glaskörper und eine Plakette für den Eingangsbereich von Lars Schöning entgegen.
„Wir bilden mit viel Engagement und Tatkraft aus“, betonte die Personalchefin, „aber die Anerkennung unserer Leistung von außen freut uns sehr. Sie ist etwas ganz Besonderes.“ Ein Geheimnis des Erfolgs sei die Wertschätzung der Auszubildenden. Das Unternehmen sehe in ihnen keine billigen Arbeitskräfte, sondern wertvolle Teammitglieder, die einen wichtigen Beitrag am Gesamterfolg der Unternehmensgruppe leisten, erläuterte Eva Schöttler. Die Ausbildung sei eine Investition in die Zukunft des Unternehmens, die sich auszahle. Die Claus Rodenberg Gruppe hat viele Berufsstarter übernommen, die sich zum Teil zu Führungskräften weiterentwickelt haben. Der IHK-Hauptgeschäftsführer lobte diese Leistung als beispielhaft für die vielen Ausbildungsbetriebe im Hansebelt. Die Kastorfer böten jungen Leuten eine herausragende Alternative zum Studium mit ihrer ganzheitlichen und nachhaltigen Ausbildung.
Nachhaltigkeit ist auch die Philosophie der Worlée-Chemie Gesellschaft in Lauenburg. Das Unternehmen liefert Bindemittel und Additive, die unter anderem in der Farben- und Lackherstellung zum Einsatz kommen. Zur Herstellung dieser Produkte nutze Worlée seit vielen Jahren bereits natürliche Rohstoffe wie Pflanzenöle. In den vergangenen Jahren sei der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe in der Bindemittelindustrie weiter angestiegen, betonte Geschäftsführer Reinhold von Eben-Worlée, der das Familienunternehmen in fünfter Generation führt. Abgesehen von den Lieferengpässen auf den Weltmärkten bereite dem Unternehmen der Fachkräftemangel Sorgen. Vor allem für die Berufe in den naturwissenschaftlichen Bereichen suche Worlée Mitarbeiter, betonte Prokurist Jan Eschke.
Aber auch die Energieversorgung beschäftige das Unternehmen, sagte von Eben-Worlée. Um einen Beitrag zum Gas-Sparen zu leisten, hätten die Lauenburger ihr Werk auf Heizöl umgestellt. Dennoch blieben Unsicherheiten beim Thema Energie. Das Nutzen von elektrischem Strom für die Produktion scheitere bisher an den Anschlusskapazitäten in dem Gewerbegebiet an der Elbe. IHK-Vicepräses Buhck verwies auf das aktuelle IHK-Positionspapier zur Energieversorgung. „Das Thema steht ganz oben auf der Agenda“, so Buhck. Zugleich kündigte er an, dass sich der von ihm geleitete IHK-Wirtschaftsbeirat für den Kreis Herzogtum Lauenburg mit der Situation in Lauenburg befassen werde.
Die Energie ist auch für die Vaning Gesellschaft in Linau ein wichtiges Thema. Das vor fünf Jahren von Dennis Sawadsky und Aaron Rauh in Hamburg gegründete Unternehmen ist auf den Ausbau von Transportern zu Camping-Fahrzeugen spezialisiert. Vor einem Jahr zogen sie in eine ehemalige Tennishalle in Linau, um die Produktion zu erweitern. „Wir möchten gern die 1.500 Quadratmeter große Dachfläche für eine Fotovoltaikanlage nutzen“, kündigte Rauh an. Leider habe Vaning bisher keinen Energieberater gefunden, der ein Konzept erstellt. Aufgrund des anhaltenden Booms im Baugewerbe seien diese Spezialisten nur schwer zu finden, ergänzte er. Sabine Hackenjos werde versuchen, innerhalb des IHK-Netzwerkes zügig einen Experten um Unterstützung zu bitten, sagte sie.
Der Erfolg von Vaning beruhe nach Angaben der Geschäftsführer auf der hohen Qualität, die das Unternehmen liefere. Die hochwertige Ausstattung designen die Linauer selbst, Tischler bauen diese in die Fahrzeuge ein. Ihre Kunden kommen mittlerweile aus ganz Deutschland, obwohl Vaning außer im Internet keine Werbung betreibe. „Wir sind eine Manufaktur und verkaufen ein Lebensgefühl für Kunden aller Altersklassen“, sagt Sawadsky. Mit der Ausweitung von Produktion und Verkauf steige auch der Bedarf an Mitarbeitern. Lars Schöning empfahl den Geschäftsführern den Kontakt zum Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit. Zudem werde der IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung prüfen, welche Ausbildungsberufe in dem Unternehmen möglich sind.