Mölln (pm). Am vergangenen Donnerstag wurde dem Möllner Bürgermeister Ingo Schäper eine Möllner Stadtansicht übergeben, die vor genau 90 Jahren entstanden ist. Der Blick vom Bahndamm über den Stadtsee auf die Altstadt mit Nicolaikirche und Rathaus wurde 1932 von Rudolf Marcellus Michelsen (1887-1962) in Öl auf Sperrholz gemalt.
Michelsen war Inhaber der traditionsreichen Getreidefirma Michelsen Co. in Mölln. Anfang Mai 1945 gelang es ihm mit anderen mutigen Mitbürgern, eine kampflose Übergabe der Stadt an die Britischen Truppen zu erreichen. So überstand die Stadt unzerstört den Zweiten Weltkrieg. Die britischen Besatzungsbehörden setzen Rudolf Marcellus Michelsen im Mai 1945 als Bürgermeister der Stadt ein und bis zum 1. Oktober 1946 blieb er im Amt. Zwischen 1948 und 1959 wirkte Michelsen weiter ehrenamtlich in verschiedenen Funktionen. Er war erneut Bürgermeister, dann Bürgervorsteher, Ratsherr und Senator. In seine Amtszeit fiel die Umwandlung der Heeresmunitionsanstalt in ein Wohn- und Industriegebiet. Seiner Initiative war es auch zu verdanken, dass 1950 in Mölln die ersten Eulenspiegel-Festspiele stattfanden. Michelsen war in berufsständischen Verbänden ebenso aktiv wie in Vereinen vor Ort, wo er sich unter anderen als Vorsitzender des DRK-Ortvereins und des Heimatbund und Geschichtsvereins engagierte.
Obwohl Rudolf Marcellus Michelsen zeichnerisches und malerisches Talent besaß, hat er nur selten Zeit für diese Leidenschaft gefunden. Als Rudolf M. Michelsen am 17. Juni 1962, kurz nach seinem 75. Geburtstag starb, gelangte die Stadtansicht in den Besitz seines Sohns Detlev Michelsen (94), der heute in Düsseldorf lebt, aber immer noch Verbindung zu seiner Heimat hält. Das Bild hing viele Jahre in einem Ferienhaus der Familie. Nun bat Detlev Michelsen seinen langjährigen Freund Johannes Külls aus Ratzeburg, das Geschenk an die Stadt zu übergeben. Beide verbrachten zur gleichen Zeit in den 1950er Jahren ein Austauschjahr in den USA beziehungsweise in Kanada.
Bürgermeister Ingo Schäper zeigte sich begeistert von dem Geschenk und kündigte an, dass die Stadtansicht mit einigen Erläuterungen zu seinem Maler und seiner Entstehung einen Platz im Stadthaus finden wird, wo es dann von allen Bürgerinnen und Bürgern in Augenschein genommen werden kann.