Herzogtum Laueburg (pm). Ein Großteil der Neueinstellungen im Herzogtum Lauenburg hat ein Verfallsdatum: 1.030 von insgesamt 3.296 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen im Kreis waren im zweiten Quartal des vergangenen Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 31 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt.
Die NGG-Region Hamburg-Elmshorn beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und dass, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, betont NGG-Gewerkschaftssekretär Johann Möller.
Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Befristet Beschäftigte haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hintenangestellt werden. Gerade in unsicheren Zeiten angesichts unkalkulierbarer Energiekosten sind befristete Arbeitsverhältnisse für die Betroffenen ein existentielles Problem”, so Möller. Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. Trotzdem argumentierten Wirtinnen oder Bäckermeister häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so Möller.
Befristungen brächten für die Betroffenen gleich mehrere Nachteile, so der Gewerkschafter. Er verweist auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken (Drucksache 20/2418). Danach arbeitet mehr als ein Drittel aller befristet Beschäftigten in Schleswig-Holstein zu Niedriglöhnen (35,4 Prozent) – unter allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern liegt die Quote bei 21,7 Prozent. Für über 60 Prozent aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in Schleswig-Holstein keinen „Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit. Und junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil im Bundesland bei 29,2 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat fast jeder Siebte eine befristete Stelle (13,9 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 8,5 Prozent.