Herzogtum Lauenburg (pm). Saisonal untypisch hat im Juni die Arbeitslosigkeit im Kreis Herzogtum Lauenburg deutlich zugenommen. 253 mehr als im Mai und damit aktuell insgesamt 5.238 Menschen sind bei der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe und dem Jobcenter Herzogtum Lauenburg arbeitslos gemeldet. Der deutliche Anstieg lässt die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte zum Vormonat steigen. Sie liegt jetzt bei 4,9 Prozent.
Im Juni des Vorjahres waren noch 5.647 Menschen und damit 409 mehr arbeitslos. Die Quote lag seinerzeit bei 5,3 Prozent. „Im Juni ist die Arbeitslosigkeit eher saisonuntypisch deutlich gestiegen. Dies ist darin begründet, dass das Jobcenter Herzogtum Lauenburg seit Monatsbeginn bereits eine große Anzahl Geflüchteter aus der Ukraine aus der Betreuung der Kommunen und der Zuständigkeit des Asylbewerberleistungsgesetzes übernommen hat“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe zu den aktuellen Arbeitsmarktdaten für den Kreis Herzogtum Lauenburg. „Seit dem 01. Juni können sie dort Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten und werden dort beraten und betreut. Es zeigt sich eine erste deutliche Zunahme an gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Ihre Zahl ist gegenüber Mai um 453 auf jetzt 540 gestiegen. Das Jobcenter prüft zum einen die Ansprüche auf Leistungen aus der Grundsicherung und die Übernahme der Kosten der Unterkunft. Der nächste Schritt ist, in persönlichen Gesprächen beratungs- und vermittlungsrelevante Angaben zu erheben, die bislang noch nicht vollständig vorliegen. Dazu gehören zum Beispiel die Schul- und Berufsausbildung, vorhandene Qualifikationen, Anerkennungen oder Sprachkenntnisse sowie die eventuell vorhandene oder notwendige Kinderbetreuung. Hiervon hängt ab, inwieweit jemand dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht und damit als arbeitslos oder arbeitsuchend gilt und in der Arbeitsmarktstatistik erfasst wird.“
Bislang seien von den 540 aus der Ukraine gemeldeten erwerbsfähigen Menschen 445 als arbeitsuchend und 248 als arbeitslos im Jobcenter Herzogtum Lauenburg erfasst, erklärt die Agenturchefin. „Ich rechne damit, dass die Zahlen in den nächsten Wochen noch zunehmen werden und in der Folge die Arbeitslosigkeit auf einem erhöhten Niveau im Kreis liegen wird, zumal die Ferienzeit ansteht und in den Unternehmen erfahrungsgemäß in dieser Zeit weniger neue Mitarbeitende als sonst üblich eingestellt werden. Grundsätzlich zeigt unser Stellenbestand, der auch in diesem Monat mit 1.752 gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen einen erneuten Höchststand erreicht hat, aber einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt.“
Abschließend betont Wieczorek: „Es wechseln jetzt sehr schnell sehr viele Menschen zusätzlich in die Betreuung des Jobcenters. Diese Übernahme ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort. Ziel ist, die geflüchteten Menschen bestmöglich auf ihrem Weg in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu begleiten und eine Beschäftigung zu finden, die der jeweiligen Qualifikation entspricht. Das gilt natürlich auch weiterhin für alle anderen arbeitsuchenden Menschen, die im Jobcenter betreut werden.“
Sozialversicherungspflichtige Stellen
Im Juni sind dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und dem Jobcenter Herzogtum Lauenburg 238 neue sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden. Damit sind aktuell 1.752 sozialversicherungspflichtige Stellen im Herzogtum vakant, 50 oder 2,9 Prozent mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind dies 289 zu besetzende Stellen mehr, ein Plus von 19,8 Prozent.
Die größten Personalbedarfe finden sich im Gesundheits- und Sozialwesen mit 313 Stellenangeboten, in der Arbeitnehmerüberlassung (aktuell 246 vakante Stellen), gefolgt vom Baugewerbe, in dem 203 Stellen zu besetzen sind. Es folgt das verarbeitende Gewerbe, in dem aktuell 180 neue Mitarbeitende gesucht werden.
„Unser Stellenbestand erreicht auch in der derzeit angespannten gesamtwirtschaftlichen Situation immer noch neue Höchstwerte. Die Jobperspektiven sind in fast allen Bereichen weiterhin so gut wie selten“, erklärt Wieczorek.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung zeigt, wie viele Menschen insgesamt auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung sind. „Im Herzogtum Lauenburg beträgt die Zahl der Unterbeschäftigten aktuell 6.728. Die Unterbeschäftigungsquote ist zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte gestiegen und liegt jetzt bei 6,3 Prozent. Im Juni des Vorjahres lag sie noch bei 6,7 Prozent“, so Wieczorek.
Nicht als arbeitslos gezählt werden beispielsweise Teilnehmende an Weiterbildungsmaßnahmen und in Arbeitsgelegenheiten oder Arbeitsuchende, die derzeit arbeitsunfähig erkrankt sind, sowie geflüchtete Menschen, die einen Sprach- oder Integrationskurs oder eine der berufsvorbereitenden Maßnahmen der Arbeitsagentur oder des Jobcenters besuchen. Sie alle werden zusätzlich zu den arbeitslos gemeldeten Menschen in der Statistik zur Unterbeschäftigung erfasst, die die Agentur für Arbeit ebenfalls monatlich veröffentlicht.
Ausbildungsmarkt: Chancen nutzen – Hotline in der Ferienzeit nutzen
Bei der Suche nach Auszubildenden für den kommenden Ausbildungsbeginn beginnt für die Unternehmen im Lauenburgischen jetzt die heiße Phase. Seit Herbst vergangenen Jahres wurden der Arbeitsagentur bislang insgesamt 878 Ausbildungsstellen gemeldet. Für 480 und damit mehr als die Hälfte sind aktuell aber noch keine Auszubildenden gefunden.
Daher appelliert Agenturchefin Wieczorek an alle Ausbildungssuchenden, insbesondere die, die sich bislang nicht bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet haben: „Nutzt in den Ferien die Zeit und die Angebote unserer Berufsberatung, um Euch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz helfen zu lassen. Es bestehen auch auf den letzten Metern gute Chancen für den Einstieg in eine Ausbildung.“ Auch in den Sommerferien erhalten Jugendliche aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg Unterstützung durch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. Für sie wird eine Hotline eingerichtet. „Dienstags und donnerstags in der Zeit von 8 bis 15 Uhr sind unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater dann unter der Telefonnummer 0 45 31 / 167 – 154 ohne Umwege direkt am Telefon erreichbar“, so Wieczorek.