Herzogtum Lauenburg/Ratzeburg (pm). In ihrer letzten Predigt als Pröpstin des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg hat Frauke Eiben das Doppelgebot der Liebe in den Mittelpunkt gestellt. „Angst ist nicht in der Liebe und das können wir gar nicht oft genug unterstreichen“, sagte die Theologin am Sonntag, 26. Juni 2022 im Ratzeburger Dom. „Ich bin so froh, dass wir neben und in allen Reformdebatten in unserer Kirche, viel Liebe und Nachdenken darauf verwenden, diesen Segen zu den Menschen zu bringen. Segensreich in Lübeck-Lauenburg, St. Moment in Hamburg, Kirchenmenschen, die sich Gedanken machen, wie die Einladung zur Taufe und zu Segenshandlungen offen und freundlich zu den Menschen kommt.“ Tauffeste an der Elbe, am Tonteich, am See, im Schwimmbad, Spontantrauungen – all das übersetze, dass die Liebe gratis ist. „Und mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie Menschen sich vom Heiligen berühren lassen.“
„Jetzt aber leben wir mit Glaube, Hoffnung, Liebe, diesen drei Geschenken. Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.“ Unter diesem Bibelwort feierte die Festgemeinde einen Gottesdienst, der sommerlich, fröhlich und vor allem liebevoll vorbereitet war. Mitglieder des Kirchenmusikkonvents und des Domchors sangen zum Einzug, gestalteten die Liturgie, begleiteten den Gemeindegesang und setzten musikalische Akzente. Pröpstin Petra Kallies lud die Gemeinde zum Psalmgebet mit Mascha Kalékos Sommerpsalm „Sozusagen grundlos vergnügt“ ein. Pastorin Mareike Hansen hielt die Lesung aus dem 1. Korintherbrief 13 als eindrucksvollen Poetry Slam. Der Möllner Musiker Michael Jessen sang im Anschluss an die Predigt von Frauke Eiben „Kompass“ von Udo Lindenberg.
„Kein Psalm hätte heute besser passen können“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Ansprache und blickte auf Frauke Eibens eindrucksvolles Wirken im Kirchenkreis, der Nordkirche und weltweit hin. Synodenpräses Katrin Thomas verlas die offizielle Entpflichtungsurkunde der Nordkirche. Als sichtbares Zeichen übergab Frauke Eiben ihr Pröpstinnenkreuz in die Hände von Bischöfin Kirsten Fehrs, die sie dann für ihren weiteren Lebensweg segnete.
14 Jahre lang hat Frauke Eiben im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg als Pröpstin gewirkt. Kein Wunder also, dass im Anschluss an den Gottesdienst viele Menschen aus Kirche, Politik, Kultur und Gesellschaft der Einladung zum Empfang auf der Wiese folgten. Auf dem Weg vom Ratzeburger Dom wurden sie von Posaunenklängen begleitet. An drei Stationen bekamen die Gäste ein Band mit den Perlen des Glaubens für die Liebe, ein Tatoo als Zeichen des Glaubens und ein Tütchen mit Vergissmeinnicht-Samen für die Hoffnung geschenkt.
In ihren Grußworten hoben Landrat Dr. Christoph Mager, Rainer Voss und Präses Katrin Thomas das große Engagement von Frauke Eiben hervor und dankten der Pröpstin für ihre Arbeit zum Wohle der Menschen in der Region. Als Beispiele nannten sie Frauke Eibens starken Eintritt für Toleranz und Offenheit in der Gesellschaft, nicht nur im Umgang mit Geflüchteten. Das Ratzeburger Bündnis gegen Rechtsextremismus hat sie mit geformt und sich kreisweit im Netzwerk „Wir sind nicht still“ engagiert. Als Schirmherrin hat die Theologin den Nachhaltigkeitspreis in Ratzeburg begleitet. Die Laienkanzel im Lutherjahr habe es ermöglicht, dass ganz unterschiedliche Menschen auf der Kanzel standen und so ungezwungen auch kritisch über Kirche und Leben in der Kirche gesprochen werden konnte. „Die Kirche als einen der Entwicklungsmotoren der Gesellschaft wahrzunehmen, ist Ihnen hier vor Ort gelungen – und dass trotz der teils schwierigen Umstände, mit denen Kirche in diesen Zeiten leben muss“, sagte Dr. Christoph Mager.
Nach diesem besonderen Abschied warten auf Frauke Eiben nun freie Tage. Ehrenamtlich wird sie sich weiterhin mit ihrem Mann Klaus Eiben für die Kinder von Chikalamari (Indien) engagieren. Das Schulprojekt in Kooperation mit dem Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche liegt dem Ehepaar sehr am Herzen. Die Kollekte des Abschiedsgottesdienstes ist dafür bestimmt, den Neustart nach dem fast zweijährigen Lockdown zu ermöglichen. Was die Theologin in ihrem Ruhestand darüber hinaus vorhat, hat sie im Interview „Der andere darf uns nicht egal sein“ verraten.