Panten (pm). Am 8. März wurde im Raum Panten ein verendeter Seeadler von einer Spaziergängerin am Waldrand aufgefunden. Früher wurden Adler und andere Greifvögel mit Falle, Flinte und Gift als Beutekonkurrenten verfolgt, heute sind sie europaweit geschützt. Fortschrittliche Jäger unterstützen diese Entwicklung ausdrücklich und haben sich auch für den Seeadlerschutz engagiert.
Eckhard Kropla (Kreisnaturschutzbeauftragter, Mitglied beim örtlichen Naturschutzverein „Natur Plus e.V. Panten“ und hauptberuflich Revierförster) kümmerte sich um die Bergung des Adlers. Der Vogel war relativ gut erhalten. Das Federkleid verriet einen ca. dreijährigen, noch nicht vollständig ausgewachsenen Vogel. Das junge Männchen wies Abschürfungen auf der Brust und Brüche an den Beinen auf, eine Kralle fehlte und er war völlig abgemagert. Mit 2,8 Kilogramm Körpergewicht hatte er nur noch rund die Hälfte des Gewichtes eines gesunden Vogels.
Zur genauen Klärung der Todesursache wurde das Tier tiefgekühlt und durch den Seeadlerprojekt-Leiter Thomas Neumann zum Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) nach Berlin gebracht. Dort erfolgte eine Untersuchung durch Dr. Oliver Krone.
Das Untersuchungsergebnis vom Institut liegt den Naturschützern nun vor:
„Der junge Seeadler ist mit großer Sicherheit in ein sogenanntes Schlageisen geraten. Das Tier muss trotz seiner starken Verletzungen an den Läufen (beide „Laufbeine“ waren gebrochen, belegt durch Röntgenaufnahmen) aus der Falle befreit worden und schließlich seinem sicheren, langsamen und qualvollen Tod überlassen worden sein! Der Adler konnte zwar noch fliegen, aber weder stehen, laufen oder gar Beute machen! Ca. zwei Wochen wird sich der Adler zu Tode gequält haben.“ Der Adlerkenner Thomas Neumann bringt dazu folgenden Vergleich: „Man kann sich das vorstellen wie ein Flugzeug, das sein Fahrwerk nicht mehr ausfahren kann und gezwungen ist, immer wieder eine Bruchlandung mit dem Rumpf zu machen. Dies führte dann zwangsläufig zu den Verletzungen im Brustbereich des Adlers.“ Schlageisen dürfen seit Jahren nur noch in sogenannten Fallenbunkern gestellt werden. Diese Konstruktion verhindert, dass Vögel oder gar Menschen in diese gefährlichen Fallen geraten!
Auch der zuständige Jagdausübungsberechtigte verurteilt diesen Vorfall ausdrücklich und weist darauf hin, dass „in dem Jagdbezirk Panten solche Fallen nicht zum Einsatz kommen“. Da der junge Seeadler noch flugfähig war, konnte er nach Befreiung aus der Falle möglicherweise noch größere Distanzen zurücklegen. Da es sich bei Seeadlern um eine streng geschützte Tierart handelt und eine Falle gesetzeswidrig aufgestellt worden sein muss, ist dieser Vorfall, der zum Tode des Adlers geführt hat, gleich zweimal eine Straftat. Eckhard Kropla und Thomas Neumann haben bei der unteren Jagd- und Naturschutzbehörde eine Anzeige „gegen Unbekannt“ gestellt.
Der WWF hat darin auch eine Belohnung in Höhe von 5.000 € ausgelobt für Informationen die zur Überführung des Täters führen. Der Verein Natur Plus lobt hierfür weitere 1.000 € aus (Hinweise bitte per Email an info@naturplus-ev.de). Die Naturschützer sind fassungslos, dass es immer noch verantwortungslose Menschen gibt, die solche Vorschriften missachten. Die Falle muss „offen“ gestellt worden sein und solche Kollateralschäden sind bewusst in Kauf genommen worden. Der Kreisnaturschutzbeauftragte, der selbst ausgebildeter Jäger ist, fordert vom Umweltministerium, das auch für die Jagd zuständig ist: „Es müssten in Schleswig-Holstein, wie auch schon in anderen Bundesländern, diese Totschlagfallen endlich verboten werden, nicht nur aus Artenschutzgründen, sondern auch um Qualen von verletzen Tieren zu vermeiden.“