Ratzeburg (pm). Rauchschwalben sind seit dem Bau des Kreisverwaltungsgebäudes Ende der 70er-Jahre über Generationen hinweg Dauergäste in der Tiefgarage. Seit April 2022 werden Benutzerinnen und Benutzer der Garage auf einer großen Informationstafel über Rauch- und Mehlschwalben sowie Mauersegler aufgeklärt.
Diese Arten nisten nicht nur an, sondern auch innerhalb von Bauwerken, was in der Tiefgarage der Kreisverwaltung in den Frühlings- und Sommermonaten eindrucksvoll beobachtet aber auch gehört werden kann. Das Zwitschern der agilen Flieger ist beim Betreten der Garage sofort wahrnehmbar, genau wie die durch Kot verunreinigten Stellen unter den Nistplätzen. Ein Grund, warum die Tiere nicht überall gern gesehen sind. Dennoch, „Brut- und Lebensstätten sind streng geschützt,“ erklärt Volker Rudolph vom Fachdienst Naturschutz, der das Schulprojekt der Klasse 9d begleitet hat. „Die Nester dürfen nicht zerstört werden, auch nicht nach der Brutzeit, da die Schwalben im Frühjahr zurückkommen und die Nester erneut benutzen.“
„Ziel des Schulprojektes war es, Aufklärung über die Lebensweise und die Schutzbedürftigkeit der in den Städten und Dörfern brütenden Schwalbenarten und der Mauersegler zu liefern. Allerdings aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler, die eine ganz tolle Arbeit abgeliefert haben,“ so Rudolph weiter. Alle Texte auf der Infotafel stammen aus der Feder der Klasse 9d, sie sind leicht verständlich aber trotzdem wissenschaftlich korrekt. Dafür hat auch ihr Bio-Lehrer Dr. Bernhard Blumenschein gesorgt: „Die Schülerinnen und Schüler haben alles selbst recherchiert. Gemeinsam haben wir dann in der Gruppe besprochen, wie man diese Inhalte gut darstellen kann.“
„Nur was man kennt, schützt man auch. Und viel Wissen über die Natur ist in den letzten Jahrzehnten leider verloren gegangen,“ erklärt Rudolph weiter. Schwalben und Mauersegler zu schützen ist dabei für Hausbesitzer verhältnismäßig einfach: „Es genügt schon, wenn man passiv die Nester an seinem Haus duldet und die Tiere in der Brutphase nicht stört. Wer mehr tun möchte, kann den Tieren beispielsweise mit Nisthilfen an seinem Haus oder Schuppen ein Angebot machen.“ Über den optimalen Anbringungsort berät Eleonora Miller vom Fachdienst Naturschutz, die das Projekt mit Ihren Fachkenntnissen ebenfalls unterstützt hat, bei Interesse gerne.
Ein Konzept, welches auch die Kreisverwaltung bei zukünftigen Baumaßnahmen umsetzen wird, wie Landrat Dr. Christoph Mager bei der Übergabe der Tafel bestätigte. „Für die tolle Arbeit möchte ich mich bei Euch herzlich bedanken. Ich hoffe, dass diese Tafel dazu beiträgt, dass sich unsere Besucherinnen und Besucher über einen leicht umzusetzenden Beitrag zum Artenschutz bewusst werden. Die Umsetzung von ähnlichen Projekten in der Zukunft würde mich freuen.“ Abgesehen vom werktäglichen Besucherverkehr haben die Rauchschwalben in der Kreisverwaltung keine Störung zu fürchten, Katzen zum Beispiel mögen die Tiefgarage nicht. Die Garagentore sind außerhalb der Öffnungszeiten und am Wochenende geschlossen, aber auch dann kommen die geschickten Flieger durch eine Einflugöffnung rein und raus um Futter für den Nachwuchs zu besorgen.
Volker Rudolph kann sich indes weitere Schulprojekte gut vorstellen, aus seiner Sicht würden auch andere Tiere oder Pflanzen mehr Schutz erhalten, wenn die Menschen wieder besser über sie Bescheid wüssten. Für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d war das Projekt jedenfalls eine spannende Erfahrung. Sie sehen die Akrobaten der Lüfte nun mit ganz anderen Augen.