Herzogtum Lauenburg/Mölln (pm). Eltern, Kinder und Jugendliche haben in Deutschland ein Recht auf Unterstützung bei der Bewältigung ihrer herausfordernden Entwicklungsaufgaben. Neben den alltäglichen Hilfen, wie Kindertageseinrichtungen, Schulen, medizinische Versorgung und offene Jugendarbeit, gibt es einzelfallbezogene Hilfeangebote durch verschiedene Institutionen der Jugendhilfe. Dazu gehören Im Kreis Herzogtum Lauenburg etwa die Anlaufstelle Alpha bei Schwierigkeiten in den ersten Lebensjahren, die Familienberatungsstellen in Ratzeburg, Schwarzenbek und Geesthacht und der Allgemeine Soziale Dienst, das sogenannte „Jugendamt“.
In den letzten Jahren hat sich die Umwelt, in der Kinder und Jugendliche heranwachsen maßgeblich verändert: Die zunehmende Medialisierung bietet neue Chancen aber auch Gefahren für Heranwachsende. Die allgemeine gesellschaftliche Aufmerksamkeit verdichtet sich auf Themen, die geeignet sind Ängste und insbesondere Zukunftsängste auszulösen, etwa der fortschreitende Klimawandel und die Ungewissheit, ob er noch aufgehalten werden kann, eine weltweite Pandemie und jetzt ein Krieg mitten in Europa. Dies wird Auswirkungen haben auf die derzeit heranwachsende Generation, die heute noch nicht abschätzbar sind.
Am vergangenen Mittwoch, 18. Mai 2022 trafen sich 80 Fachkräfte aus Schulen, Kindertageseinrichtungen, Kreisverwaltung und Freien Trägern der Jugend- und Gesundheitshilfe im Berufsbildungszentrum Mölln, um die Folgen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen unter den besonderen Bedingungen der heutigen Zeit zu diskutieren:
• Gibt es neue, dringende Kinderschutzthemen, um die wir uns heute kümmern müssen? Nimmt etwa Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch aktuelle gesellschaftliche Prozesse zu?
• Wie begegnen wir der von Eltern und jungen Menschen derzeit verstärkt erlebten Hilflosigkeit?
• Wie können wir der (wieder) größer gewordenen Unterschiedlichkeit der Chancen für ein gesundes Aufwachsen und der Individualisierung sozialer Probleme in unserem Land entgegenwirken?
• Wie können wir die wertvolle Zeit im Bereich der Kinderschutzarbeit am sinnvollsten investieren, damit junge Menschen und Familien den verhältnismäßig größten Nutzen davon haben?
• Wie definiert sich Kinderschutzarbeit anhand des drohenden Fachkräftemangels und welche Aufgaben haben in Zukunft Priorität?
Außerdem interessierte die Fachkräfte die Perspektive von Kindern und Jugendlichen zu diesen Fragen: was sind ihre Ideen, wie Kinderschutzarbeit in der heutigen Zeit für Familien hilfreich sein kann?
Eingeladen waren daher auch Eltern, Jugendliche, und politische Vertreterinnen und Vertreter. Organisiert wurde der Fachaustausch vom Kooperationskreis Kinderschutz und Frühe Hilfen, welcher sich im Norden und Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg jeweils viermal jährlich trifft, um die Qualität von Hilfen für Eltern, Kindern und Jugendliche zu sichern und weiterzuentwickeln.
Vor allem die Impulsvorträge von Expertinnen und Experten aus dem Bereich Kinderschutz sorgten bei den Gästen für reges Interesse und im Anschluss reichlich Gesprächsstoff. Für Interessierte stehen demnächst Mitschnitte der Vorträge auf der Internetseite der Fachstelle Kinderschutz unter www.kinderschutz-rz.de zum Download zur Verfügung. Unter den 10 Podiumsgästen, waren neben Vertretern medizinischer Berufsgruppenden verschiedenen Familienunterstützenden Angeboten und der Vertreterin des Ratzeburger Jugendbeirats Vivian Ndubuisi auch Dr. Ulf Kassebaum, neuer Geschäftsführer des diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg, Karsten Fries, Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie, Schulen und Soziales der Kreisverwaltung, der neue Schulrat für den Kreis Herzogtum Lauenburg Michael Harder, die neuen Leitungen der Kinder und Jugendpsychiatrischen Tagesklinik in Büchen Dr. Anne-Sarah Stoltz und Lotta Renner sowie der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses des lauenburgischen Kreistages Manfred Börner.
Die hohe Beteiligung und der Austausch in den anschließenden Dialogrunden machte deutlich, dass die Fragestellungen derzeit viele Fachkräfte beschäftigen. Über Anregungen zur Beantwortung der obigen Fragen freuen sich die Fachkräfte im Kinderschutz auch von Personen, die nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten. Entsprechende Anregungen können per E-Mail an schulzki@kreis-rz.de gesendet werden. Diese werden gesammelt und können für die nächsten Tagungen wichtige Impulsgeber sein