Herzogtum Lauenburg/Ratzeburg (pm). An den Uferhängen des Ratzeburger Küchensees wachsen große Ansammlungen von Winter-Schachtelhalm. Diese urtümliche Pflanze ist eine Besonderheit in Schleswig-Holstein und Teil eines wertvollen Lebensraumes. Neu erstellte Infotafeln und ein Aktivitätselement bringen den Waldbesucherinnen und -besuchern Wissenswertes zu den faszinierenden Pflanzen, ihrem Lebensraum und den Ansätzen, wie dieser geschützt werden kann, näher.
„Schachtelhalme sind faszinierende Pflanzen, doch kaum einer kennt sie.“, weiß Claudia Rösen vom Naturpark Lauenburgische Seen, die das Projekt mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Kreisforsten und des Fachdienstes Naturschutz umgesetzt hat. „Sie gehören zu den ältesten Pflanzenarten der Erde. Früher waren sie noch bekannter, denn Schachtelhalme hatten einen vielseitigen Nutzen. Vor der Erfindung des Schleifpapiers nutzte man die raue Oberfläche getrockneter Pflanzen zum Polieren von Musikinstrumenten. Schachtelhalmextrakte spielten auch eine Rolle als pflanzliche Arznei. Indem wir den Winter-Schachtelhalm heute wieder bekannter machen, fördern wir auch die Sensibilität der Menschen für seinen schützenswerten Lebensraum. Nicht nur Schachtelhalm gibt es hier, sondern viele andere seltene Pflanzen, Amphibien und besondere Pilze.“
Der Winter-Schachtelhalm ist in einem feuchten Lebensraum zuhause, wo in hängiger Lage Grundwasser im Boden fließt und zahlreiche Quellen austreten. In den eiszeitlich entstandenen Uferhängen am Farchauer Küchensee findet er optimale Bedingungen. Volker Rudolph vom Fachdienst Naturschutz ergänzt: „Indem wir den Menschen die Zusammenhänge in der Natur erklären, fördern wir das Verständnis für rücksichtsvolles Verhalten in der Natur. Es wird eher akzeptiert, warum es beispielsweise wichtig ist, die Pflanzen und den Boden nicht zu beschädigen oder Hunde im Wald nicht ohne Leine laufen zu lassen.“
Der Winter-Schachtelhalm ist eine Halblichtpflanze, die weder sehr sonnige, noch sehr schattige Standorte besiedelt. Die Pflege der Flächen im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft der Kreisforsten hat diesen Aspekt immer im Blick. Annekatrin Kohn, die unter anderem für Naturschutzprojekte der Kreisforsten verantwortlich ist, berichtet, dass direkt in den Schachtelhalmbeständen keine Holznutzung stattfindet. „In dem angrenzenden Gebiet werden sehr zurückhaltend einzelne Stämme für die Nutzung entnommen. Vorrangig ist, dass das feuchte Waldinnenklima als Lebensgrundlage für die Pflanzen erhalten bleibt.“
Solch große Bestände wie hier am Küchensee findet man sehr selten – da sind sich die Fachleute einig. Schon seit langem ist dieser besondere Naturschatz intern und bei Spezialistinnen und Spezialisten bekannt und wird in den Planungen berücksichtigt. Von der BUND Ortsgruppe wurde in der Öffentlichkeitsbeteiligung für die Naturparkplanung dazu auch eine Projektidee eingereicht. Dieser Impuls wurde gern aufgenommen, den Winter-Schachtelhalm der Öffentlichkeit bekannter zu machen und sich weiterhin für den Schutz des Lebensraumes zu engagieren.