Herzogtum Lauenburg (pm). „In Zeiten wie diesen erkennt man wahre Freundschaft,“ so der Landrat des polnischen Kreises Slupsk, Pawel Lisowski zu den Hilfslieferungen, die ihn am Freitag, 11. März aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg erreichten. Vorangegangen war der Lieferung ein Hilfsangebot von Landrat Dr. Christoph Mager gut eine Woche nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Erste Kriegsflüchtlinge verließen die Ukraine in Richtung Polen. Im Partnerkreis Slupsk, der mit etwa 90.000 Einwohnern deutlich kleiner ist als der Kreis Herzogtum Lauenburg, waren bereits zahlreiche Menschen angekommen. „Sofern Ihnen der Kreis Herzogtum Lauenburg in dieser Situation helfen kann, lassen Sie mich dies gern wissen,“ schrieb Landrat Dr. Mager seinem Amtskollegen in Polen. Dieses Angebot nahmen Landrat Lisowski und seine Mitarbeitenden gerne an. Sie selbst hatten bereits eine Hilfslieferung in die Ukraine an ihren dortigen Partnerkreis geschickt und benötigen nun vor allem Hygieneartikel, Decken, Kissen, Fertiggerichte und Küchenutensilien für die Erstversorgung der ankommenden Flüchtlinge.
Nach Beschaffung und Zusammenstellung der Hilfsgüter machte sich dann am Freitag der Konvoi aus zwei Lkw auf den Weg nach Polen. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft Südholstein konnte über einen Textilverwerter gereinigte, gebrauchte Schlafsäcke, Decken, Kissen und original verpackte Damen- und Kinderbekleidung organisieren und damit einen eigenen Lkw füllen. „Mein Dank geht an Herrn Gjikolli, den Geschäftsführer unseres Textilrecyclers, der die Waren gespendet hat. Er selber musste als Jugendlicher aus dem ehemaligen Jugoslawien fliehen und kann sich deshalb in die Lage der Flüchtlinge hineinversetzen.“ sagte der Geschäftsführer der AWSH. Der zweite Wagen von der DLRG Lauenburg/Elbe hatte neben 100 Feldbetten Desinfektionsmittel, OP- und FFP2-Masken auch Fertiggerichte an Bord. Nach einer etwa 10-stündigen Fahrt in das 500 Kilometer entfernte Slupsk konnten alle Hilfsgüter an die polnischen Kollegen übergeben werden.
Die Freude auf polnischer Seite war groß, vor allem da die Kreis-Partnerschaft auf Grund der Corona Pandemie seit über 2 Jahren ruhte. Landrat Lisowski berichtete, dass er bereits 1200 Flüchtlinge im Kreis Slupsk aufgenommen hätte, größtenteils über private Kontakte. Besonders belastend ist für ihn aber der Umstand, dass er auch 300 Kinder aus Kinderheimen unterbringen und möglichst gut versorgen will. Die besondere Schwierigkeit besteht für ihn darin, dass die Kinder als zusammenhängende Gruppen mit ihren Betreuern untergebracht werden müssen. Bei etwa 200 Kindern sei es dem Kreis auch gut gelungen, indem kurzerhand ein Ponyhof, der in der Saison als Ferienheim für Kinder dient, zur Unterbringung genutzt werden konnte. Weitere 100 Kinder musste er notgedrungen in einem Hotel unterbringen, was für die Betreuungssituation nicht ideal aber in der Not nicht anders zu lösen gewesen wäre.
Durch die direkte Nachbarschaft zur Ukraine ist Polen deutlich stärker von der Fluchtbewegung aus dem Kriegsgebiet betroffen als Deutschland. Doch auch den Kreis Herzogtum Lauenburg erreichen seit dem 11. März vermehrt Flüchtlinge. „Die Hilfsbereitschaft im Kreis ist überwältigend, viele Menschen melden sich mit Wohnungs- oder anderen Hilfsangeboten,“ so Landrat Dr. Mager. „Nach den aktuellen Landesschätzungen zur Zahl der ankommenden Flüchtlinge sind wir für die nächsten Wochen noch gut aufgestellt, was die Unterbringung angeht. Derzeit können die Städte und Gemeinden die Menschen im gleichen Tempo aufnehmen, wie Zuweisungen aus dem Land erfolgen. Das Angebot sei aber endlich. Jede und jeder, der noch Wohnraum erübrigen kann, möge sich also bitte an seine Gemeinde oder an die Kontaktadressen unter www.kreis-rz.de/ukraine wenden.