Schleswig-Holstein (pm). Über die Stromnetze der Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) sind im Jahr 2021 fast sieben Millionen Megawattstunden (MWh) grüne Energie in andere Regionen exportiert worden, was dem Strombedarf von mehr als 1,9 Millionen Durchschnittshaushalten entspricht. 1,0 Millionen MWh entsprechen 1.000 Millionen Kilowattstunden oder dem jährlichen Strombedarf von rund 277.500 Drei-Personen-Haushalten mit einem Durchschnittsverbrauch von jährlich 3.600 Kilowattstunden.
Trotz eines vergleichsweise windschwachen Jahres wurden exakt 6,96 Millionen MWh nach Süden geleitet – und damit fast auf den Punkt genau so viel wie im bisherigen Rekordjahr 2020 mit 6,99 Millionen MWh. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lag der Grünstrom-Export aus Schleswig-Holstein nur bei rund 2,34 Millionen MWh. „Durch den erfolgreichen Netzausbau sowie den weiteren Zubau von Erneuerbare-Energien-Anlagen konnte das insgesamt wind- und sonnenschwache Jahr 2021 in Bezug auf die Exporte ausgeglichen werden und Schleswig-Holstein seine starke Stellung als Stromexporteur bewahren“, sagt Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender von SH Netz, und ergänzt: „CO2-freier Strom ist damit erneut ein Exportschlager aus Schleswig-Holstein.“
Einen Rekord gab es am 30. September 2021 um 6.15 Uhr. Denn zu diesem Zeitpunkt wurde beim Grünstromexport mit 4.170 Megawatt Leistung erstmalig die Marke von 4.000 MW überschritten. Der bisherige Spitzenwert stammt vom 27. Dezember 2020 – mit einer Leistung von 3.406 MW.
„Beim Thema Selbstversorgung verzeichnen wir aufgrund des relativ wind- und sonnenschwachen Jahres allerdings einen leichten Rückgang“, so Matthias Boxberger. Auf das ganze Jahr hochgerechnet haben die Erneuerbare-Energien-Anlagen im Netzgebiet von SH Netz etwa 1,56mal so viel Grünstrom eingespeist, wie zur bilanziellen Vollversorgung Schleswig-Holsteins nötig gewesen wäre (ohne Offshore-Anlagen). Schleswig-Holstein konnte sich an 5.344 von 8.760 Stunden im Jahr komplett selbst versorgen und Überschussstrom in Richtung Süden abtransportieren. Zum Vergleich: 2020 haben die Erneuerbare-Energien-Anlagen im Netzgebiet von SH Netz etwa 1,75mal so viel Grünstrom eingespeist wie zur Vollversorgung nötig gewesen wäre und der Selbstversorgungsgrad lag bei 5.957 von 8.760 Stunden.
Schleswig-Holstein bleibt also, immer wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, auf Stromimporte aus anderen Bundesländern angewiesen. 2021 wurden etwa 1,45 Millionen MWh importiert, im Jahr zuvor waren es rund 1,2 Millionen MWh.
Für das laufende Jahr 2022 ist man bei SH Netz zuversichtlich beim Thema Grünstromeinspeisung und -export. „Der immer weiter fortschreitende Netzausbau sowie der zu erwartende Zubau an Windkraft- und PV-Anlagen wird hier seine Wirkung entfalten“, erwartet Dr. Benjamin Merkt, Vorstand bei SH Netz, mit Blick auf jüngst abgeschlossene Bauvorhaben. Im November 2021 war das 110-kV-Netz von SH Netz im neuen Umspannwerk Schuby-West an die 380-kV-Stromautobahn des Übertragungsnetzbetreibers TenneT angeschlossen worden. Durch Fertigstellung weiterer Netzausbau-Projekte wie den Ersatzneubau der 110-kV-Freileitung über den Nord-Ostsee-Kanal oder die Inbetriebnahme neuer Direktkuppler in den Umspannwerken Husum-Nord und Wilster-West wurde die Transportkapazität deutlich erhöht.
Bis 2035 rechnet SH Netz mit einer Verdoppelung der EEG-Anlagenleistung auf insgesamt 19.000 MW. Ende 2021 waren EEG-Anlagen mit einer Leistung von 8.771 Megawatt (MW) am Netz von Schleswig-Holstein Netz – und damit im Vergleich zum Vorjahr 359 MW mehr.