Ratzeburg (tbi). Rund 100 Minuten stellten sich die fünf Kandidaten im Burgtheater den Fragen von Herzogtum direkt und aus dem Publikum. Herzogtum direkt berichtete buergermeisterwahl-in-ratzeburg-viele-frage-viele-antworten-bei-der-2-kandidatenrunde. Viele Fragen, die von unseren Lesenden vorab in der Redaktion eingingen, blieben aus Zeitgründen bislang unbeantwortet. Alle Kandidaten hatten sich aber bereiterklärt, unsere Fragen schriftlich zu beantworten. – Und haben das auch fristgerecht getan. Hier lässt sich mehr erfahren, welche Positionen die Kandidaten abseits von Plakaten und kurzen Videos einnehmen.
Wer vor der Wahl am 20. Februar also sein Meinungsbild noch erweitern möchte, findet nachfolgend die Antworten der Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge. Dabei haben wir die Schreibweise (zum Beispiel beim sogenannten Gendern) so belassen, wie es die Kandidaten formuliert haben. Für die Inhalte sind die jeweiligen Kandidaten verantwortlich.
Frage 1: Was meinen die Kandidaten zu Errichtung eines Bürgerforums in Ratzeburg? Solche entstehen zur Zeit im ganzen Land, um die direkte Demokratie zu stärken.
Volker Barczynski: Eine Einrichtung ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Allerdings löst das aus meiner Sicht nicht das Problem der mangelnden Beteiligungsbereitschaft. In den Lübecker Nachrichten wurde kürzlich über eine Einwohnerversammlung in Bad Segeberg mit nur 5 Gästen berichtet. Hier wurde laut über neue Formen des Bürgerdialogs nachgedacht, die mehr Menschen ansprechen. Der Reinbeker Bürgermeister lädt zu den Versammlungen via YouTube-Video ein. Das muss nicht zwangsläufig sein, zeigt aber, dass wir durchaus kreativer werden können, um die Menschen für Demokratie zu begeistern.
Eckhard Graf: Die Durchführung eines Bürgerforums ist eine Methode der Bürger:innenbeteiligung. Bei großen Projekten kann ein Bürgerforum die Entscheidungsfindung der politischen Gremien unterstützen. Das ist gut. Diese Methodik muss sich jedoch in die kommunalverfassungsrechtlichen Spielregeln, insbesondere die der Gemeindeordnung, integrieren lassen.
Andreas Marquardt: Das Bürgerforum ist eine hervorragende Methode, um echte Bürgerbeteiligung zu ermöglichen. Ich hätte bereits eine konkrete Idee für ein Bürgerforum. Es gibt derzeit so viele offene Fragen, wohin sich Ratzeburg künftig bewegen soll. Tourismus, Mobilität, Aufenthaltsqualität für Jung und Alt, um nur einige Themenfelder zu nennen. Ratzeburg braucht ein Leitbild 2030 Plus. Ich verstehe darunter eine ganzheitliche Vorstellung davon, was die Identität der Stadt zukünftig ausmachen soll. Das Bürgerforum ist aus meiner Sicht das ideale Instrument zur Entwicklung eines Leitbildes. Es bildet die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft ab und wirkt aufgrund des offenen Beteiligungsformats identitätsstiftend.
Mouadh Ouerghui: Ein Bürgerforum in Ratzeburg ist auf jedenfall notwendig und muss unbedingt in Ratzeburg eingerichtet werden, nicht nur um unsere Demokratie zu fordern, das ist Selbstverständlich aber mehr um die Bürgerin und Bürger eine Plattform anzubieten wo sie verhindern können, dass gute Ideen bis zur Unkenntlichkeit verwässert werden. Und das heißt: Ja, wir müssen uns in das Geschehen in Ratzeburg mitentscheiden dürfen!
Demokratie bedeutet: „Herrschaft des Volkes“. Das Volk sind alle Bürger und Bürgerinnen. In einer Demokratie entscheidet das Volk. Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Demokratie. Im Grundgesetz steht in Artikel 20, Absatz 2, was Demokratie in Deutschland bedeutet: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Dadurch sehe ich die Errichtung eines Bürgerforums in Form von Kundgebung (1x im Monat) mit eine „Ratzeburger-Demokratie“ Internetseite, sehr hilfreich für uns als Teil der Gesellschaft in Deutschland.
Reimar von Wachholtz: Ich bin dafür, die Bürgerinnen und Bürger so umfangreich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen wie möglich. Bürgerforen können aus meiner Sicht wie erweiterte Arbeitskreise bzw. Beiräte funktionieren. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch ein überproportionales Gewicht von Bürgerforen in Bezug auf Entscheidungen unsere politischen Vertreter (und damit unsere demokratische Grundlage) an Bedeutung verlieren. Das möchte ich auf keinen Fall und das ist auch nicht konform mit der Gemeindeordnung Schleswig-Holstein, von daher würde ich Bürgerforen für die Arbeit der Stadtverwaltung nur in Ausnahmefällen in Betracht ziehen.
Frage 2: Es gab in RZ ein Frauen Café „Lydia“, da gab es nicht nur Frühstück, sondern auch Vorträge und Diskussionen. Wie stehen die Kandidaten dazu, um einen Raum dafür zu stellen?
Volker Barczynski: Wir müssen zunächst Gespräche mit den ehemaligen Betreibern aufnehmen, um herauszufinden, wie es zu der Entscheidung gekommen ist. Vielleicht ist eine Reaktivierung mit vereinten Kräften möglich. Fruchtet dies nicht, ist ein adäquater Ersatz zu finden. Wo der genau sein kann, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Die Bereitschaft vieler Ratzeburger, sich hier ehrenamtlich einzubringen stimmt mich allerdings positiv.
Eckhard Graf: Das Evangelische Frauenwerk hat dieses Café mit Herzblut getragen. Ich gehe davon aus, dass nach Überwindung der Corona-Pandemie mit ehrenamtlichem Engagement eine Fortsetzung unter dem Dach des Evangelischen Frauenwerks möglich ist. Über entsprechende Räumlichkeiten sollten die Kirchengemeinden der Stadt Ratzeburg verfügen. Sofern die Kirchengemeinden hierzu nicht in der Lage sein sollten, ist zu prüfen, ob eine städtische Räumlichkeit zur Nutzung oder Mitnutzung angeboten werden kann. Ehrenamtliches Engagement gilt es im Ergebnis zu unterstützen.
Andreas Marquardt: Das Café Lydia wird von vielen Ratzeburger:innen schmerzlich vermisst. In den Gesprächen an meinen Wahlkampfständen wurde mir das immer wieder bestätigt. Es fehlt seit der Schließung an einem Treffpunkt zum Verweilen, Austausch und zum Knüpfen von Kontakten. Ich würde mich als Bürgermeister sehr gern für die Wiederbelebung dieser Idee einsetzen.
Mouadh Ouerghui: Man muss versuchen mit dem „ Evangelisches Frauenwerk im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg“ ein Lokal in Ratzeburg zu finden, in der „Schrangenstraße“ sind zwei Leere Lokale frei und das schon lange. Mit einer Spenden-Aktion und Fördermittel vom Bund, muss der zukünftigen Bürgermeister sowas leiten und diese Aufgabe übernehmen.
Ziel:
Dieser Treffpunkt, genannt „zwischen Himmel und Erde“, muss unbedingt in Ratzeburg weiterbestehen, da unzähliger Ehrenamtlerinnen, die haben Menschen empfangen, bekocht, und eine kleine zweite Heimat geboten. Sie haben damals viele Arbeit geleistet und die verdienen Respekt in Form von Fortsetzung dieser Treffpunk für Frauen.
Reimar von Wachholtz: Ich kenne das Café Lydia von den wirklich schönen und vielfältigen Buffet-Events aus eigener Erfahrung. Ich war überrascht, von der Einstellung dieses Angebots zu erfahren, aber der Kirchenkreis als Träger wird Gründe dafür gehabt haben. Vielleicht war es der heimelige Ort im Hinterhof, vielleicht aber auch organisatorische oder wirtschaftliche Gründe. Für eine Entscheidung müsste ich zunächst den ehemaligen Träger befragen, der sicherlich hinsichtlich der Räumlichkeiten eine eigene Lösung finden könnte. Dann würde ich weiter schauen, eine inhaltliche Unterstützung zum Beispiel im Rahmen von Lesungen durch mich oder eine Schirmherrschaft wäre auf jeden Fall machbar.
Frage 3: Anders als ursprünglich geplant, wird der Marktplatz sukzessive von parkenden Autos eingenommen, die ursprünglich angestrebte Nutzung als Flanier- und Aufenthaltsort für die Einwohner wird dadurch immer unattraktiver. Sehen Sie Möglichkeiten, wie man die unterschiedlichen Nutzungsinteressen ausgleichen kann? Ließe sich das Parkhaus der Sparkasse für die Öffentlichkeit nutzen, so dass man auf Parkplätze am Markt verzichten könnte? Werden Sie sich für Fußgängerzonen auf der Insel einsetzen?
Volker Barczynski: Es gibt keine einfachen Antworten auf diese Fragen. Solange wir den Bürgerinnen und Bürgern keine alternativen Mobilitätskonzepte anbieten, bleibt die Flaniermeile in der Innenstadt mehr frommer Wunsch als Wirklichkeit. Ein mögliches Szenario pro Flaniermeile: Die Ansiedelung eines E-Auto-Car-Sharing-Unternehmens. Eine Mietstation auf dem Sankt Georgsberg, eine Mietstation in der Vorstadt und nur diese E-Autos dürfen auf dem Markt parken. Wir müssen denkbare Szenarien entwickeln und diskutieren. Dafür würde ich mich im Rahmen meines geplanten Bürgerdialogs einsetzen. Ich hoffe auf die Bereitschaft der Politik für solche offenen Diskussionen.
Eckhard Graf: Die Gremien der Stadt Ratzeburg beraten derzeit sehr intensiv über die künftige Gestaltung des am Markt liegenden Areals des derzeitigen Gebäudes der Kreissparkasse. Ob die Tiefgarage in der Zukunft der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden wird, bleibt abzuwarten. Das Beteiligungsverfahren im Zuge der Bauleitplanung zur Aufstellung des Bebauungsplanes eröffnet die Möglichkeit, entsprechende Hinweise und Wünsche zu benennen.
Die Steigerung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wird aber nicht nur durch die Entwicklung dieses Projektes abhängen. Grundsätzlich haben wir es mit der Situation zu tun, dass die Herrenstraße, die Töpferstraße, die Langenbrücker Straße und der Markt eine Bundesstraße ist. Die Einrichtung einer Fußgängerzone auf der Trasse einer Bundesstraße ist nicht möglich. Andere Straßen lassen sich jedoch umwandeln. Hier wäre eine städteplanerische Untersuchung unter Einbindung eines Beteiligungsverfahrens angezeigt. Ich selbst liebe Fußgängerzonen und würde mich auch für eine entsprechende Entwicklung aussprechen und einsetzen.
Andreas Marquardt: Der Kraftfahrzeugverkehr auf der Altstadtinsel stellt ein lange bekanntes Problem dar. Auch die Begrenzung der Geschwindigkeit auf 20 km/h im Bereich des Marktes verhindert nicht, dass die Lärmbelästigung und das Verkehrsaufkommen die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz erheblich beeinträchtigt. Eine Nutzung der Tiefgarage im ehemaligen Sparkassengebäude als öffentliches Parkhaus steht in Abhängigkeit zu den Planungen des Investors. Kleinere Fußgängerzonen in Teilbereichen sind eine gute Idee und könnten zur Belebung der Altstadtinsel beitragen. Hierzu braucht es vor allem auch ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für die Zukunft – Ein Themenfeld, in dem ich als Bürgermeister der Stadt Ratzeburg gerne Akzente setzen würde.
Mouadh Ouerghui: Hier ein Auszug von meiner Motivationsschreiben bezüglich meiner Kandidatur: Was soll oder muss die Politik in Ratzeburg tun? Ratzeburg muss nicht gleichbedeutend mit Shopping und Tagestourismus sein, sie muss Handel, Gewerbe, Kultur und vor allem Wohnen und Hotels viel stärker auf die Insel und außerhalb (Ein Speckgürtel rund um Ratzeburg) zurückbringen. Einkauf- und Kultur Meile, mit Bedachung von Domstraße bis zum Ende der „Schrangenstrasse“, mit einer Brücke, die über die Schulstraße zum Theaterplatz führt.
Der Marktplatz muss für die Bürger und Touristen zurückerobert werden: kein Parkplatz mehr, keine spielenden Kinder mit Windeln in den Brunnen dort, mitentscheiden. Die Politik muss endlich mal entscheiden was dort passiert und nicht ein Investor, Notfalls muss ein Bürgerentscheidung gegen die Pläne dort, Mitentscheiden.
Es ist für mich zwingend Notwendig die vorhandenen Parkplätze unter dem KSP Gebäude als Parkplatz für die Öffentlichkeit zu nutzen, notfalls mit Parkgebühren wie in die Schweiz, warum nicht? Als Bürgermeister für Ratzeburg werde ich die Politik auffordern das Ding anzupacken, sie müssen Fördergelder holen, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg für Stadtentwicklung miteinbeziehen und ein Wirtschaftsexperte für Stadtentwicklung am Tisch holen um über die Gestaltung von der Innenstadt voranzutreiben. Es ist 5 vor 12 und die Zeit drängt.
Den Markplatz als Hauptplatz und die Visitenkarte von Ratzeburg, ist der Garant für eine gute Aufenthaltsqualität für die Einwohner und für die Touristen auch, aber dafür müssen folgenden Maßnahmen geplant und durchgesetzt werden:
- Begrünung durch Bäume und Blumenhochbeete.
- In der Mitte anstatt dieser hässlichen Brunnen, ein Gläserne Pavillon mit hochwertiger. Gastronomie (privat Brauerei, Café-Bar, Cross-Over Küche usw.)
- Kein LKW und PKW Verkehr.
Reimar von Wachholtz: Mir sind im Rahmen meiner Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern verschiedene und sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Gestaltung des Marktplatzes geschildert worden. Hier sollte aus meiner Sicht die Politik verschiedene Ansätze zur Lösungsfindung verfolgen, um einen Konsens zu bekommen. Die Verwaltung wird diesen Konsens dann umsetzen. Das Parkhaus der Sparkasse ist im Privatbesitz und kann der Öffentlichkeit vermutlich nicht zur Verfügung gestellt werden. Fußgängerzonen sind dann sinnvoll, wenn es am Rande von diesen auch nennenswerte Parkmöglichkeiten und einen gut getakteten ÖPNV gibt. Im Moment müsste man dazu für Ratzeburg ein Konzept erarbeiten.
Frage 4: Nach der Gemeindeordnung bereitet der Bürgermeister die Sitzungen der Stadtvertretung und ihrer Ausschüsse vor. Wie werden Sie sich dazu informieren (bitte priorisieren), zum Beispiel
– über Bürgersprechstunden – über Infostände – über die Presse/Medien – über die Beiräte – über Vereine, Verbände, Parteien – über Anhörung von Spezialisten
Sitzungen der Stadtvertretung und ihrer Ausschüsse finden im Monats Rhythmus statt; Entscheidungen werden im Tagesgeschäft aber täglich fällig. Welche Informationskanäle wollen Sie dazu nutzen (bitte priorisieren), zum Beispiel
– Aussagen der direkt Betroffenen – Vorgaben der Stadtverwaltung/Fachbereiche – Rücksprache mit Beiräten – Rücksprache mit Fraktionen/Fraktionschef
Volker Barczynski: Informationen hole ich mir aus erster Quelle ohne Priorisierung. Bei gegensätzlichen Positionen der Fraktionen höre ich beide Seiten, bevor ich mir ein Urteil bilde. Fachlich wird es für jeden Vorgang im Rathaus einen oder zwei Verwaltungsexperten geben, durch deren Expertise die Position der Verwaltung bestimmt und die Sitzung vorbereitet wird. Ggf. wird diese mit den betreffenden Ausschüssen und Fraktionsvorsitzenden abzustimmen sein.
Eckhard Graf: Die genannten Möglichkeiten der Informationsgewinnung sind nicht abschließend. Eine Priorisierung ist aus meiner Sicht nicht ergebnisorientiert. Es gibt niedrigschwellige Zugänge für Bürgerinnen und Bürger über Sprechstunden, die im Ergebnis wertvoller sein können als Anhörungen von Spezialisten. Ich möchte daher die verschiedenen Informationskanäle nutzen und auf die Inhalte hören und diese in meiner Arbeit berücksichtigen. Beteiligungsinstrumente sind vielschichtig und abhängig vom Adressatenkreis. So können beispielsweise Hinweise von Kindergartenkindern, wenn es um die Auswahl von Kinderspielgeräten für einen Kinderspielplatz geht, wichtiger sein als die Ideen und Vorstellungen von Landschaftsarchitekten. Das Leben ist bunt. Lassen Sie uns vielschichtig denken und arbeiten. Über wesentliche Vorgänge würde ich die städtischen Gremien –auch zwischen den Gremienberatungen- informieren.
Andreas Marquardt: Zu den Aufgaben des Bürgermeisters zählt neben der inhaltlichen Vorbereitung der Sitzungen der Stadtvertretung auch die Beratung des Stadtpräsidenten hinsichtlich der Festlegung der Tagesordnung. Eine breite Informationsbasis unter Berücksichtigung der verschiedenen Blickwinkel und Perspektiven ist meiner Erfahrung nach immer ein Garant für eine erfolgreiche Befassung. Eine pauschale Priorisierung bietet sich meines Erachtens nicht an.
Ich verweise an dieser Stelle auf meine vorherigen Ausführungen zur Priorisierung. Bei der Entscheidungsfindung bin ich stets bestrebt, mir einen Überblick zu verschaffen, indem ich unterschiedliche Sichtweisen und Argumente einbeziehe, bevor ich eine Entscheidung treffe.
Mouadh Ouerghui: Selbstverständlich werde ich mich in diese Reihenfolge informieren lassen: Über die Beiräte – Über Vereine, Verbände, Parteien – Über Anhörung von Spezialisten – Über Bürgersprechstunden – Über die Presse/ Medien – Über Infostände
Informationskanäle: Aussagen der direkt Betroffenen – Vorgaben der Stadtverwaltung/ Fachbereiche – Rücksprache mit Fraktionen/ Fraktionschef – Rücksprachen mit Beiräten
Reimar von Wachholtz: Die Verwaltung handelt im Auftrag der Politik, von daher werden Beschlüsse in enger Abstimmung mit den politischen Vertretern gefasst. Andere Informationsquellen werden je nach Bedarf hinzugezogen, wobei ich aufgrund der Verschiedenartigkeit der Beschlüsse keine Priorisierung vornehmen kann. Das gleiche gilt auch für die Entscheidungen im Tagesgeschäft, bei denen entweder keine Konsultationen notwendig sind oder aber auch alle genannten Inforationskanäle eine Rolle spielen könnten.
Frage 5: Wie war die spontane Reaktion Ihrer Lebenspartnerin oder Lebenspartner /der Familie, als sie erstmalig über ihre Kandidatur laut nachgedacht haben?
Volker Barczynski: Positiv und unterstützend. Ich hatte quasi die erste Stimme sofort erhalten.
Eckhard Graf: Meine Frau und mein Sohn unterstützen mich auf diesem langen Weg. Beide kennen mich und wissen, dass eine Übertragung des Amtes des Bürgermeisters der Stadt Ratzeburg auf mich eine besondere Berufung darstellt. Beide wissen, welche Belastungen aber auch welche Freuden mit einem solchen Amt verbunden sind. Mein Sohn ist 22 und studiert in Lüneburg. Und meine Frau ist selbst beruflich sehr engagiert. Im Ergebnis passt dieser Schritt perfekt in unsere Familiensituation. In der Familie Graf stehen die Signale auf grün.
Andreas Marquardt: Meine Ehefrau hat keinen Augenblick gezögert, mich bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Wir haben intensiv darüber gesprochen, welche Auswirkungen und Konsequenzen meine Kandidatur für uns als Familie hat. Meine berufliche Tätigkeit ist auch heute schon geprägt von langen Arbeitstagen, mehrtägigen Dienstreisen und Abwesenheiten jenseits der 60 Stunden pro Woche. Daher sind wir beide davon überzeugt, dass vor allem die Berufszufriedenheit im Vordergrund stehen sollte. Meine Kinder können das alles aufgrund ihres Alters natürlich noch nicht einschätzen, haben aber auch schon mit großer Freude beim Verteilen meiner Flyer geholfen.
Mouadh Ouerghui: Meiner Frau hat mich ermutigt und aufgemuntert mich zu kandidieren. Sie hat mich immer unterstützt und beraten und das seit 34 Jahren.
Reimar von Wachholtz: Die Entscheidung ist zwar eine persönliche, aber in der ersten gemeinsamen Besprechung kam natürlich die Frage „Hast Du Dir das gut überlegt?“. Aber natürlich steht meine Frau hinter der Entscheidung.
Frage 6: Die Stadt Ratzeburg hat gemeinsam mit dem Amt Lauenburgische Seen eine Partnerschaft für Demokratie aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gebildet. Eine von Dreien im Kreisgebiet. Diese PfD kostet der Stadt jedes Jahr Geld. Was wissen Sie über deren Aufgaben und Arbeit und werden Sie sich für eine Fortsetzung der PfD einsetzen? Die Mittel müssen jedes Jahr erneut beantragt und genehmigt werden.
Und wie stehen Sie zum Ratzeburger „Bündnis gegen Rechts“?
Volker Barczynski: Diese Partnerschaften sind mir bekannt. Jede Organisation, die unsere Demokratie stärkt und gegen Fremdenfeindlichkeit aktiv ist, ist zu unterstützen, auch mit finanziellen Mitteln.
Eckhard Graf: Das Geld ist in diesem Bereich gut investiert. Als Mitglied des Amtsausschusses des Amtes Lauenburgische Seen habe ich selbst für die Bildung der Partnerschaft für Demokratie abgestimmt. Meine Zustimmung basierte auf der Grundlage meiner Überzeugung, dass alle Demokratinnen und Demokraten sich fortgesetzt und nachhaltig für den Erhalt unserer Demokratie einsetzen müssen. Wir müssen uns als Einzelpersonen und als Gesellschaft gegen die Feinde der Demokratie zur Wehr setzen. Basis für unser gemeinsames Handeln ist die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland auf Grundlage unseres Grundgesetzes.
Feinde der Demokratie gibt es sowohl im linksextremistischen, als auch im rechtsextremistischen Bereich. Beispiele entfesselter Gewalt, wie die Ausschreitungen anlässlich des G20-Gipfels im Juli 2017 in Hamburg oder die Übergriffe von Rechtsradikalen gegen eine Asylbewerber-Aufnahmestelle im August 1992 in Rostock mahnen uns und fordern uns auf, uns aktiv gegen politischen Extremismus zu wehren. Das Ratzeburger Bündnis gegen Rechts verdient jede – auch meine – Stimme. Ein Bürgermeister muss als Führungsperson ganz vorn dabei sein.
Andreas Marquardt: Demokratie und Menschenrechte sind unveräußerliche Grundfesten unserer Gesellschaft. Leider gibt es unentwegt Kräfte, die unser Wertesystem ablehnen oder sogar offen bekämpfen. Das Ratzeburger Bündnis hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Umtrieben entschlossen entgegenzutreten. Dafür gilt allen Beteiligten höchste Anerkennung. Mit der Partnerschaft für Demokratie können von staatlicher Seite auch finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um verschiedenste Projekte für die Stärkung unserer Demokratie zu unterstützen. Die aktuellen Strömungen rund um Gruppen, wie den sogenannten „Querdenkern, Reichsbürgern oder Verschwörungstheoretikern“, bereiten mir große Sorge. Demokratiearbeit, wie sie das Ratzeburger Bündnis leistet, ist heutzutage wichtiger denn je.
Mouadh Ouerghui: Frau Biller, Herr Schneider und Herr Sauer, haben trotz „Corona“ die Projektarbeiten in den vergangenen beiden Jahren, weiter unterstützt und kreativ umgesetzt, und das finde ich bemerkenswert. Ich habe mich sehr gefreut, dass für 2022, die „PfD“ ein Zuwendungsbescheid, vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ bekommen hat, damit wird die Unterstützung von Projekten gewährleistet. Ich habe durch die Zeitung in den letzten Jahren die Arbeit und Aktivitäten von der „PfD“ wie: Herz Einschalten, Rassismus ausschalten, Digitale Demokratiewerkstatt, Demokratieorte stärken und an unsere Zukunft denken – Ratzeburger Nachhaltigkeitspreis. Ich werde mich selbstverständlich für die Fortsetzung der „PfD“ einsetzen.
Zum Ratzeburger „Bündnis gegen rechts“, habe ich viel Respekt und Achtung, denn er setzt sich zum Ziel, die Versuche der Neonazis, Einfluss auf junge Menschen in Ratzeburg zu gewinnen, einzudämmen, und das ist für mich die wirksamste Prävention gegen diesen Krebs in unserer Stadt.
Reimar von Wachholtz: Aus meiner Sicht ist das Programm „Demokratie leben!“ ein sehr wichtiger Baustein, der definitiv neu beantragt werden muss. Dafür werde ich mich gerne einsetzen. Da die Geschäftsführung des „Bündnis gegen Rechts“ im Büro des Bürgermeisters angesiedelt ist, werde ich die kommunale Vernetzung und die Kultur des Hinschauens selbstverständlich weiter fortsetzen.
Frage 7: Es geht um die Modernisierung, jeglicher Art. Eine Frage lautet, wie Ihr Kenntnisstand zum Sozialen Netzwerk ist und wie stellen sie sich eine moderne Zukunft für Ratzeburg vor.
Führen sie soziale Profile im Internet selbst, führen sie Internet-Auftritte oder auch soziale Medien-Seiten wie ,,Instagram“ persönlich?
Volker Barczynski: Ich stehe für Modernisierung, Digitalisierung und ein lebendiges Ratzeburg. Meine Kanäle der sozialen Medien und meine Website pflege ich selbst. Große Projekte allerdings lasse ich durch mein Netzwerk von Programmierern und Textern betreuen. Die Wahlkampf-Maßnahmen sind aber von mir persönlich erstellt worden.
Ratzeburg muss in der realen Welt, aber auch in der digitalen Welt stattfinden und Lust auf einen Besuch machen. Modern sollte vor allem der Dialog und die Diskussionskultur sein, der Rest wird sich daraus ergeben.
Eckhard Graf: Facebook und Instagram benutze ich selbst noch nicht sehr lange. Erst im Wahlkampf habe ich auch diese Kanäle vermehrt genutzt, um mich in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen. Ich werde von meinem Sohn bei der Nutzung unterstützt. Unterstützung erhalte ich auch bei der Gestaltung meiner Internetseite. Ein professioneller Auftritt über die sozialen Medien und über das Internet ist mir wichtig. Gleiches gilt für die Darstellung der Stadt Ratzeburg. Hier gilt es aber Standards des Datenschutzes in einem besonderen Maße zu berücksichtigen. So scheidet die Nutzung von Facebook und Instagram aus, da die Daten der dort aktiven Nutzerinnen und Nutzer auf Servern gespeichert werden, die sich außerhalb von Europa befinden.
Andreas Marquardt: Ich verfüge über Grundkenntnisse in WordPress, habe aus Zeitgründen aber wertvolle Unterstützung bei der Erstellung meiner Homepage erhalten. Im Social-Media-Bereich bin ich als Nutzer eher zurückhaltend. Dass ich mich in diesem Gebiet dennoch auskenne, zeigt meine Masterarbeit aus dem Jahr 2017, die sich unter anderem mit diesem Thema beschäftigt. Für Interessierte ist meine Arbeit aus dem Jahr 2017 unter folgendem Link der Deutschen Hochschule der Polizei abrufbar: http://93.240.132.23/onlinedokumente/masterarbeiten/2017/Marquardt_Andreas.pdf
Die Inhalte meines Internetauftritts habe ich selbst verfasst, bei meinen Social-Media-Kanälen auf Instagram und Facebook werde ich durch meinen Wahlkampfmanager unterstützt. Meine Social-Media-Kanäle werden dennoch von mir geführt. Alle meine Posts und Kommentare werden von mir verfasst und tragen daher meine Handschrift.
Mouadh Ouerghui: Mein Kenntnisstand zum Sozialen Netzwerk, reicht mir vollkommen, um ständig in Kontakt mit Vereinen, Gruppen, Freunden, und Institutionen, sowie Beiträge zu erstellen und weiterzuleiten. Eine moderne Zukunft in Ratzeburg zu gestalten ist einen langjährigen Prozess und braucht viel Kraft und Investitionen.
Die digitale Transformation in Ämtern und Behörden bietet Ratzeburg neue Möglichkeiten. Verwaltungsangelegenheiten werden durch die Modernisierung flexibel, einfacher und transparenter, aber für die Bürgerinnen und Bürger ab 65 Jahren in Ratzeburg und sie sind nicht wenig: 26,8 % laut 2020 Statistik, müssen wir nicht bitteschön die zwingend ihren Anliegen und Wünsche digital zu stellen. Man muss sie respektieren und am besten mit einem direkten Kontakt deren Anliegen bearbeiten. Homepage (www.ouerghui.de), Facebook, Twitter und Instagram, sind meine Internet Auftritte.
Reimar von Wachholtz: Ich besitze privat verschiedene Accounts sozialer Medien, die ich zum Teil auch im Rahmen meiner Kandidatur nutze. Alle meine Accounts führe und bezahle ich selbst ohne Unterstützung Dritter. Naja, von technischen Hinweisen meiner erwachsenen Töchter mal abgesehen. Aber nur so kann ich als unabhängiger Kandidat antreten.
Schlussfrage: Haben sie einen Sponsor/Partei der ihren Wahlkampf ob finanziell oder in anderer Form unterstützt?
Volker Barczynski: Nein, ich zahle alles selbst.
Eckhard Graf: Alle Kosten für Flyer, Plakate, Transparente, Fotos, Videos, Internetauftritt, Zeitungswerbung, Fahrtkosten inklusive der leider angefallenen Verwarnungsgelder an die Stadt Ratzeburg für die Überschreitung der Parkzeit trage ich –ohne Unterstützung von Dritten- selbst.
Andreas Marquardt: Transparenz im Wahlkampf fängt mit der Frage der Finanzierung und sonstigen Unterstützung an. Neben meinen eigenen Beteiligungen an der Wahlkampffinanzierung, erhalte ich unter anderem von Privatpersonen, die von meiner Kandidatur überzeugt sind, Geldspenden. Auf diesem Wege möchte ich mich hierfür auch noch einmal öffentlich bei meinen Spender:innen bedanken. Außerdem ist bekannt, dass ich als einziger Kandidat die Unterstützung einer Partei erhalte, die in der Ratzeburger Stadtpolitik seit Jahrzehnten fest verankert ist und die Stadt deshalb bestens kennt. Als Mitglied und Kandidat der Grünen ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, meine Werte und Einstellungen offen zu zeigen. Bei der Themensetzung achte ich hierbei auf die Spielräume, die ein hauptamtlicher Bürgermeister besitzt. Der Grüne Ortsverband Ratzeburg/Herzogtum-Lauenburg Nord, der für die Stadt Ratzeburg sowie die Gemeinden der Ämter Lauenburgische Seen und Berkenthin zuständig ist, sowie der Grüne Kreisverband Herzogtum-Lauenburg unterstützen mich im Wahlkampf nicht nur finanziell. Ich habe ein hochmotiviertes Team hinter mir, welches mir stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Sollte ich Bürgermeister der Stadt Ratzeburg werden, ist es für mich jedoch eine Selbstverständlichkeit dieses Amt unabhängig von parteipolitischer Einflussnahme auszuüben. Dies ist auch im Interesse der Stadtfraktion, sowie des Grünen Orts- und Kreisverbandes.
Mouadh Ouerghui: Kein Sponsor/ Partei, keine fremde Hilfe, keine Institution die mich unterstützt. Alles aus eigener Kraft und eigenen Geld. Bleiben Sie Gesund, Gott segne Sie alle.
Reimar von Wachholtz: Nein, ich habe keinen Sponsor oder eine Partei im Hintergrund, die meinen Wahlkampf finanziert. Auch wenn durch meine eigene Auswahl an vollständig recyclingfähigen Wahlplakaten der Auftritt vielleicht nach Sturm und Regen nicht mehr ganz so schick sein sollte, die Nachhaltigkeit hatte bei mir Vorrang.
Herzogtum direkt dankt allen Kandidaten für die Antworten, die mal knapp, mal ausführlicher sind. Die Wahllokale in Ratzeburg sind am Sonntag, 20. Februar von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Wählenden haben eine Stimme für die Wahl eines Bürgermeisters. Herzogtum direkt wird über die ersten Hochrechnungen und Ergebnisse fortlaufend berichten.