Ratzeburg (aa). Das war sie nun, die zweite Podiumsrunde mit den aktuellen Bürgermeisterkandidaten. Mit Fragen des Moderatoren-Teams, eingesandten Fragen von Ratzeburgern als auch direkt aus dem 72köpfigen Publikum heraus gelang ein kurzweiliger Abend, der dem demokratischen Willensbildungsprozess einen weiteren Impuls gegeben haben dürfte. Ein kurzfristig noch eingerichteter Livestream ermöglichte es auch allen Daheimgebliebenen eine erneut äußerst fair geführte Veranstaltung zu verfolgen.
Fragen an den künftigen Bürgermeister von Ratzeburg gibt es viele, so gab es nach der Kandidatenrunde der Stadt knapp zwei Wochen später eine zweite Runde. Diese erfolgte auf Initiative der FDP Ratzeburg, mit Unterstützung des Burgtheaters Ratzeburg, und präsentiert von Herzogtum direkt. Ein großer Anteil an dem gelungenen Abend ist aber nicht zuletzt dem gut vorbereiteten Moderatoren-Team, Gesine und Thomas Biller zuzuschreiben. Sie hatten zuvor an Herzogtum direkt eingesandte Fragen gesammelt sowie eigene ausgearbeitet. „Es wird definitiv keine Wiederholung der ersten Kandidatenrunde werden“, machte Thomas Biller gleich zu Beginn klar. Ergänzt wurde der zuvor nicht mit den Kandidaten abgesprochene Fragereigen mit Wortmeldungen aus dem Publikum. „In der Sache sind wir neutral“, betonte der Ratzeburger FDP-Vorsitzende Nicolas Reuß in einer kurzen Begrüßung, dass Parteipolitik an diesem Abend keine Rolle spielen sollte.
Alle Kandidaten, Volker Barczynski, Eckhard Graf, Andreas Marquard, Mouadh Ouerghui und Reimar von Wachholtz, zeigten sich gut vorbereitet, blieben sachlich und gaben sich Mühe sich kurz zufassen. Im Folgenden ein kleiner Einblick in den Abend:
„Wir haben eine Pandemie, wir wissen noch nicht, wie es im nächsten Winter aussieht. Wir haben Landtagswahl und wissen noch nicht, wie sich die Rahmenbedingungen darstellen. Und in gut einem Jahr haben Sie es mit einer neu zusammengesetzten Stadtvertretung zu tun. Was brennt in Ihnen, dass Sie für die Menschen in dieser Stadt Ihr Leben komplett umkrempeln wollen? Kann das in diesen Zeiten soviel Freude machen und ist aus Ihrer Sicht die Besoldung nach A16 dann noch ein angemessenes Schmerzensgeld“, stellte Thomas Biller gleich zu Beginn eine provokantere Frage.
Andreas Marquard: „Ich bin bereits im öffentlichen Dienst tätig und halte A16 für eine sehr gute Besoldung. Dafür darf man (vom Bürgermeister) auch einiges erwarten.“
Reimar von Wachholtz: „Das deckt sicher nicht das, was man sich wünschen würde. Aber hier geht es darum, eine Aufgabe zu übernehmen. Das ist das, was mich motiviert hat. Eine Aufgabe, die Gemeinschaft, die wir haben, zu stärken. Unseren Standort Ratzeburg zu stärken auf möglichst vielen Ebenen.“
Volker Barczynski: „Ich empfinde es nicht als Schmerzengeld.“ Ihn motiviere hier in Ratzeburg etwas zu entwickeln. „Weil ich sehe, dass hier Dinge in unserer schönen Stadt nicht passieren, die in unserer Nachbarstadt Mölln passieren. Warum gerade jetzt? Die Pandemie ist da. Ja, gerade weil die Pandemie da ist. Wir haben es über lange Zeit versäumt digital zu werden.“ Hier wolle er sich einsetzen und das Rathaus schlagkräftig halten.
Eckhard Graf: Auch für ihn sei die Besoldung kein Schmerzensgeld. Als zur letzten Wahl der ehemalige Bürgermeister Rainer Voß ankündigte, nicht noch einmal zu kandidieren, sei für Graf die Bedenkzeit zu kurz gewesen. „Jetzt aber war genug Zeit. Ich sehe dieses Amt als eine Lebenschance.“
Mouadh Ouerghui: „Meine Kandidatur ist anderer Natur.“ Der finanzielle Aspekt spiele keine Rolle. „Ich möchte etwas schön machen in Ratzeburg. Ich versuche die Politik, in ihre Schranken zu verweisen. Diese muss etwas mehr machen hier in Ratzeburg.“ Zwei Fraktionen in Ratzeburg hätten laut Ouerghui das Recht für sich gepachtet zu entscheiden, was sie möchten. Es sei seine Rolle als Bürgermeister, die Bürger mitzunehmen. Zudem sei er bereit auf einen Teil seiner Besoldung nach der Wahl zu verzichten. Was auffiel: Auch im Laufe des Abends griff Mouadh Ouerghui die Mitglieder der Stadtvertretung mehrfach scharf an.
Weitere Themen des Abends waren die Schwerpunktthemen der Kandidaten, Jugend und junge Familien, Fachkräftemangel, die finanzielle Lage der Stadt, ehrenamtliches Engagement, wo steht Ratzeburg in fünf Jahren?, die Skateranlage, Klimaschutz, Diversität, was tun für Obdachlose? sowie mit wem sich die jeweiligen Kandidaten am Ende in der Stichwahl sehen.
Die komplette Vorstellungsrunde ist in voller Länge weiterhin unter Ratzeburg.live abrufbar.