Ratzeburg (pm). Große Freude in Ratzeburg: Das Land Schleswig-Holstein beteiligt sich mit insgesamt 600 000 Euro an der dringend notwendigen Sanierung des Doms. Weitere Fördermittel des Bundes werden benötigt und beantragt. Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten auf mehr als 1,26 Millionen Euro.
Der Ratzeburger Dom mit seinem fast 48 Meter hohen Turm ist das Wahrzeichen der Kreisstadt und weit über die Grenzen des Herzogtum Lauenburgs hinaus bekannt. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit ihrem kreuzförmigen Grundriss ist eine der frühesten Backsteinbauten Norddeutschlands und daher ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Auf Initiative von Heinrich dem Löwen war mit dem Bau 1154 begonnen worden. Vollendet wurde der Dom im Jahre 1220.
Seit mehr als drei Jahren ist der Turm mit einem Gerüst verhüllt. „Bei der Erneuerung des Kupferdaches 2018/19 wurden zum Teil erhebliche Schäden in der Fassade festgestellt“, sagt die Vorsitzende des Bauausschusses der Domkirchgemeinde, Antje Nordhaus. Die Situation sei derart prekär, dass schlimmstenfalls sogar Steine herunterfallen könnten. „Wegen eindringender Feuchtigkeit müssen dringend Fugen saniert und voraussichtlich auch viele Ziegelsteine erneuert werden“, betont die ehrenamtlich tätige Bauingenieurin. Bereits im November 2019 hatten Experten des Berliner Büros für Bauforschung und Restaurierung (KVO) mit der Untersuchung des historischen Backsteinturms begonnen und ein Schadensgutachten erstellt. Dieser Expertise zufolge bezifferte das landeseigene Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) die notwendigen Investitionen zuletzt mit 1,26 Millionen Euro.
„Angesichts der aktuellen Materialkrise auf dem Bau werden wir damit nicht mehr hinkommen“, berichtet Domprobst Gert-Axel Reuß, zugleich Vorsitzender des Kirchengemeinderates. In einem ersten Schritt hat jetzt das Land Schleswig-Holstein seine Unterstützung zugesagt. Auf Initiative von CDU, Grünen und FDP hat die Landesregierung in Kiel 600 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der Landtag hat dem Förderpaket zugestimmt, das in zwei Teilen in diesem und im kommenden Jahr als Investitionszuschuss in die Sanierung des Ratzeburger Doms fließen wird. „Dadurch können jetzt konkrete Planungen angeschoben werden. Sobald die gesamte Finanzierung steht und das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen ist, kann vielleicht schon im Spätsommer mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Dann bekommen wir hoffentlich schnell den Ratzeburger Domturm wieder ohne Gerüst zu sehen“, sagt der Domprobst.
Große Hoffnungen setzt die Dom-Gemeinde auf weitere Finanzierungshilfe durch den Bund. Die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer machte sich jetzt selbst vor Ort ein Bild von den Schäden und informierte sich direkt bei den Fachleuten der Kirche über die notwendigen Maßnahmen. Anlässlich ihres Besuchs sagte sie: „Der Dom zählt zu den historisch herausragend bedeutsamen Bauwerken der Region. Daher werde ich mich für Bundesmittel zur Sanierung einsetzen.“ Im Idealfall gelingt es, auch eine Fördermittelzusage des Bundes in entsprechender Höhe zu ermöglichen. Die Kirchengemeinde selbst wird ebenfalls einen maßgeblichen finanziellen Anteil zum Erhalt beisteuern. „Verständlich, dass gern das Nötige gegeben wird, wenn man das große ehrenamtliche Engagement hier sieht. Besonders beeindruckend ist, wie der Kirchenbau nach wie vor mit Leben gefüllt wird. Einladend und inspirierend“, sagt André Schlesselmann, verantwortlich für Fundraising beim Kirchenkreis.
Lauenburgs Pröpstin Frauke Eiben ist beeindruckt: „Das Engagement im Land und auf Bundesebene verfolge ich mit großer Freude. Es zeigt eindrücklich, welch hohen Stellenwert unser Ratzeburger Dom nicht nur für uns als Kirche, sondern auch gesellschaftlich und politisch hat. Dafür danke ich von ganzem Herzen“, betont Frauke Eiben. Unterdessen hat die Synode des Kirchenkreises in der vergangenen Woche beschlossen, dass der Ratzeburger Dom künftig Predigtstelle der Pröpstin beziehungsweise des Propstes im Herzogtum Lauenburg sein wird.