Büchen (gb). Wenn Corona nicht wäre, hätte Levi seinen zehnten Geburtstag mit einer kleinen Gruppe von Gästen auf der Bowlingbahn gefeiert. Bevor die Geburtstagsgesellschaft jedoch die Räume des Bowlingcenters betreten darf, steht, wie bei anderen Freizeiteinrichtungen auch, das Testen an.
Zur Geburtstagsgesellschaft gehörte Anfang Januar auch Levis große Schwester Mya (11 Jahre). Bei ihr fiel der Corona-Test unerwartet positiv aus. Die kleine Feier musste umgehend abgesagt werden. Mya wurde in ihrem Zimmer isoliert und die ganze Familie getestet. Mutter Christine Lemm und ihr Mann Enrico, Geburtstagskind Levi sowie der zweijährige Noah sind zu dem Zeitpunkt noch negativ. Christine Lemm und ihr Mann sind geboostert. Der Mann kümmert sich um die Einkäufe und Christine Lemm versucht so gut es geht den Alltag aufrecht zu erhalten. Es wird zeitig aufgestanden und gefrühstückt. Der Mann darf als ‚Geboosterter‘ zur Arbeit gehen und die Einkäufe machen. Mya bekommt das Essen auf ihr Zimmer. Der kleine Noah kann nicht verstehen, warum er mit seiner Schwester nicht spielen darf. Mya fühlt sich schlapp und ihr ist manchmal schwindelig.
Einige Tage später sind auch die Tests bei Levi und Noah positiv. Die drei Geschwister können wieder miteinander essen und spielen. „Ich bin so froh, dass wir einen Garten haben und die Kaninchen“, sagt Christine Lemm, „Wir toben auf dem Trampolin und kümmern uns um die Kaninchen. Nur beim Spazierengehen versteht der zweijährige Noah nicht, dass seine Welt zurzeit am Gartentor endet.“
Mya und Levi bekommen Arbeitsblätter von Mitschülern in den Briefkasten gesteckt. Die fertigen Hausaufgaben werden fotografiert und in die Schulcloud geladen, um hier von den Lehrenden kontrolliert und benotet zu werden. „Das klappt prima“, sagt Christine Lemm, „und die Geschwister haben auch schon ein Lob von den Klassenlehrern bekommen, die sehr dafür sorgen, dass nicht zu große Lernlücken durch die Quarantäne entstehen.“
Christine Lemm ist ausgebildete Schauspielerin und Erzieherin. Sie arbeitet in einer Kita in Büchen. Hier geht auch der kleine Noah in die Krippe. Die Mutter macht sich sorgen um eine Sprachentwicklungsverzögerung, die bereits durch seine Betreuung in der Krippe und das Spiel mit den anderen Kindern besser geworden ist. „Auch zuhause gibt es viele Anregungen durch Spielen, Lesen und Basteln. Die Auseinandersetzung mit gleichaltrigen Kindern hat schon eine wichtige Bedeutung in der Entwicklung“, sagt Christine Lemm. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der gemeinsamen Quarantäne ist seit dem 13. Januar verschoben: Da fiel auch der Corona-Test von Mutter Christine Lemm positiv aus. Sie hat ein wenig Halsschmerzen und manchmal schlimme Kopfschmerzen. Dann hilft es ihr sehr, für eine Stunde in den Garten zu gehen und frische Luft zu tanken. „Wie schlimm muss die Quarantäne für Menschen sein, die nur eine Etagenwohnung haben“, bedenkt sie andere Mitmenschen in Quarantäne.
Als Schauspielerin hat sie es gelernt, sich schnell auf neue Situationen einzustellen. Sie träumt davon, wenn Corona beherrschbar und Noah etwas älter ist auch wieder auf der Bühne zu stehen. Zuletzt war sie im Ensemble der ‚Eulenspiegelfestspiele“ in Mölln 2018 zu sehen. Eine kleine Kostprobe ihrer Schauspielkunst ist bei YouTube zu sehen: https://youtu.be/-7FLYv9J63g.
Und Levis Traum für die Zeit nach der Quarantäne und nach Corona? Auch wenn er seinen Geburtstag nicht feiern konnte ist er zehn Jahre alt geworden und ab zehn Jahren darf man in die Jugendfeuerwehr eintreten. „Ich möchte gern Mitglied der Jugendfeuerwehr werden“, sagt der fröhliche Junge.