Herzogtum Lauenburg (pm). Auf dem Elbe-Lübeck-Kanal befinden sich historische Kulturgüter des Bauingenieurwesens: Schiffsschleusen erbaut nach dem Hotopp-Prinzip im Baujahr 1897-1899. Benannt nach Bauinspektor Ludwig Hotopp machen sich diese hydrodynamisch die Wasserkraft für den Antrieb der Tore sowie das Befüllen und Entleeren der Kammer zunutze – ganz ohne elektrische Antriebe.
Doch der Zahn der Zeit macht auch vor diesen cleveren Bauwerken nicht halt, sodass die Schleusen Witzeeze und Behlendorf, die im Juni 1900 in Betrieb gingen, mittlerweile Risse und Undichtigkeiten in ihren bis zu 80m langen Füllrohren für die Saugglocken aufwiesen. Zugleich sind die Schleusen ein wichtiger Teil der Binnenschifffahrt in Schleswig-Holstein, und so wäre jeder Tag Ausfall mit hohen Kosten verbunden. Es brauchte also eine schnelle grabenlose Rohrsanierung der besonderen Art – ein Fall für Dimitri Bezmenov, Niederlassungsleiter der Swietelsky-Faber Hamburg, und sein Team!
Herausforderung bei der Organisation: Fehlende Kennzahlen beim historischen Bauwerk
Bei der Planung der Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten fand sich das Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt Elbe, das die zwei Baustellen verantwortet, bereits mit einem Problem konfrontiert: Bedingt durch das hohe Alter der Schleusen fehlten die Angaben zu Zustand, Nennweite und Länge der Leitungen. „Uns standen lediglich die circa 120 Jahre alten Baupläne zur Verfügung. Das ist zwar besser als nix, aber Durchmesser und Länge blieben eine große Unbekannte“, beschreibt Dimitri Bezmenov die Ausgangslage.
Doch aus der Fassung ließ sich der Hanseat nicht bringen: „Ich sag, komm, nich‘ lang schnacken, sondern wir holen jetzt das Material in verschiedenen Dimensionen ran und schauen, was wir davon tatsächlich brauchen. Die Liner konfektionieren und imprägnieren wir dann vor Ort.“ Gesagt, getan.
Zwei Schleusen, 120 Jahre Betrieb, jeweils fünf Tage Zeit zur Sanierung
Verglichen mit anderen Wasserrouten in Norddeutschland ist der eher schmale Elbe-Lübeck-Kanal vielleicht keine Pulsader der Containerschifffahrt. Dennoch passieren etwa 2.500 Güterschiffe mit 1 Million Ladungstonnen sowie 5.000 Sportboote jährlich den etwa 65 Kilometer langen Kanal. Um die Behinderung der Binnenschifffahrt also möglichst gering zu halten, wurde für die Sanierung der Leitungen ein Zeitfenster von maximal fünf Tagen zur Verfügung gestellt.
In dieser knapp bemessenen Zeit galt es nun, die Schiffsschleusen außer Betrieb zu nehmen, zu entleeren und mithilfe der Baupläne die Länge und Dimensionen der Füllrohre aus Ton zu ermitteln. Danach konnten die vorbereitenden Arbeiten losgehen: Die Profis von Swietelsky-Faber beseitigten Ablagerungen, bauten Schieber aus und reinigten die Rohrleitungen, um anschließend den Sanierungsprozess einleiten zu können. Hierfür kamen Synthesefaser-Schlauchliner zum Einsatz, die vor Ort in die 120 Jahre alten Tonrohre eingebaut, konfektioniert und imprägniert wurden. Das Ergebnis: Ein angepasstes, dichtes und gehärtetes ‚Rohr im Rohr‘, das die Schleusen noch viele weitere Jahrzehnte in Betrieb halten wird – in Witzeeze wie in Behlendorf.
Logistisch wie technisch war diese Aufgabenstellung sicherlich eine Herausforderung – der sich das Hamburger Team aber mit Bravour stellen und die Sanierung fachgerecht durchführen konnte. Auch die vorgegebene Zeit wurde eingehalten. Oder wie Bezmenov es augenzwinkernd zusammenfasst: „Mit nur fünf Tagen war der Kanal einen Tag kürzer stillgelegt, als der Suez-Kanal im Frühjahr neulich. Das ist doch mal ein Erfolg.“